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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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und dann, ganz leise, auf der Zunge hin und her.
    Maximilian. Ein guter Name. Ein Name, der lachend gerufen werden wollte, der manchmal – oft sogar? – mit liebevoller Zärtlichkeit ausgesprochen worden war.
    Dieser Maximilian gehörte weit in die Vergangenheit. In eine Zeit vor der Finsternis. Eine Zeit, an die er sich nicht mehr erinnern konnte. Er begann leise zu weinen.
    Stundenlang saßen sie beisammen und horchten auf das Schweigen am anderen Ende des Raums. Nach dem Essen unterhielten sie sich leise, dann lauschten sie nur noch. Als es draußen endlich Nacht wurde, brachten sie wieder eine Mahlzeit auf den Tisch – mehr, um sich zu beschäftigen, als aus Hunger.
    Vorstus setzte sich zu Ravenna. »Was können wir tun?«
    fragte sie leise. Von den drei anderen Mönchen hatte sich Gustus hinausgeschlichen, um auszukundschaften, was auf dem Bergwerksgelände vor sich ging, und um Joseph und Garth abzufangen. Morton und Isus, der Bruder, der ihnen den Zugang zum hohlen Berg geöffnet hatte, hatten sich zur Ruhe gelegt. Rial arbeitete immer noch als falscher Diener im Haus der Heiler.
    »Nichts.« Vorstus schnitt sich eine Scheibe Brot ab und belegte sie dünn mit Käse. »Er muß lernen, sich selbst anzunehmen.«
    Ravennas Augen flammten zornig auf. »Wer konnte ihm das antun, Vorstus? Wer konnte so… so… erbarmungslos sein, einen jungen Menschen zu einem derart grauenhaften Dasein zu verdammen?«
    Vorstus wich ihrem Blick nicht aus. »Wenn seine Erinnerung zurückkehrt, kann er es uns sagen. Bis dahin… nun, bis dahin müssen wir vorsichtig sein.«
    Ravennas Augen füllten sich mit Tränen. »Vorstus, ich möchte ihm helfen.«
    »Ich weiß, mein Kind. Aber vorerst können wir nicht mehr tun als…«
    Ein Schatten fiel über den Tisch. Den beiden stockte der Atem. Maximilian setzte sich seelenruhig neben Ravenna. Die Bank wäre breit genug gewesen, aber er rückte so dicht an sie heran, daß sie seine Körperwärme spürte… und er achtete darauf, daß sie sich zu seiner Linken befand.
    Wenn Maximilian bemerkt hatte, welche Überraschung er auslöste, so kümmerte er sich nicht darum. Einen Augenblick lang saß er schweigend und mit gesenktem Blick da. Die Hände hatte er flach auf die Tischplatte gelegt.
    Dann hob er den Kopf und sah Ravenna an. »Tee«, sagte er.
    »Ihr habt mir Tee zu trinken gegeben, mit Milch verdünnt und mit Honig gesüßt.« Er sprach jedes Wort so bedächtig aus, als wäre es ihm fremd, doch aus seiner Stimme klang der Stolz eines Mannes, der auf dem Schlachtfeld einen übermächtigen Feind bezwungen hatte.
    Ravenna kämpfte selbst mit ihren Gefühlen, doch schließlich rang sie sich ein Lächeln ab. »Ja, Maximilian, ich habe Euch Tee zu trinken gegeben.«
    Er sah sie fest an, dann lächelte er zurück, und sein Lächeln war so betörend, daß Ravenna und Vorstus wie vor den Kopf geschlagen waren.
    Maximilian hatte ein eher gewöhnliches, wenn auch sympathisches Gesicht mit ebenmäßigen Zügen, doch wenn er lächelte, war es nicht wiederzuerkennen. Die Augen funkelten verschmitzt, und der breite Mund schien alle Anwesenden aufzufordern, sich mit ihm über die neueste Verrücktheit der Welt zu amüsieren.
    Niemand hätte ein solches Lächeln von einem Menschen erwartet, der siebzehn Jahre lang lebendig begraben gewesen war.
    Aber es erlosch so schnell, wie es aufgeleuchtet hatte. »Da war ein Junge.« Maximilian hielt inne, die Stimme versagte ihm, die Hände auf der Tischplatte zitterten. »Er tauchte mehrmals auf, stellte Fragen… Forderungen.«
    »Richtig«, sagte Vorstus sanft. »Er heißt Garth Baxtor.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Er kommt hierher, sobald es vollends dunkel geworden ist.«
    Maximilian gab sich damit zufrieden und nickte. Seine Wangen waren bleich gewesen, als er an den Tisch getreten war, nun hatten sie sich sanft gerötet. »Wo ist ›hier‹?«
    Ravenna holte tief Atem und wandte den Blick ab. Sie konnte den Schmerz in seinen Augen nicht ertragen.
    »Wir befinden uns im Norden von Escator, Maximilian, nahe am Meer.« Vorstus hielt inne. Wieviel Wissen durfte er Maximilian auf einmal zumuten?
    Maximilian runzelte die Stirn. »Am Meer?«

    »Ja, Maximilian. Wir befinden uns nur dreihundert Schritt von der Anlage entfernt, die man die Adern nennt.«
    »Die Adern?« Jetzt sprühten die Augen des Prinzen Feuer.
    »Die Adern?«
    Ravenna ergriff seine Hand, um ihn ein wenig zu beruhigen.
    Offenbar gelang ihr das, denn als Maximilian weitersprach, klang seine

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