Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet
Schweinefleisch als unrein, ja, als »Gräuel«. Dieses spezifisch jüdische Tabu zu übernehmen, halten die Muslime offenbar keineswegs für paradox. Die islamische Welt prägt ein regelrechter Horror vor allem Schweinischen. Ein gutes Beispiel ist das bis heutige gültige Verbot von George Orwells Buch Farm der Tiere , eine der bezauberndsten und nützlichsten Fabeln der Moderne, die muslimischen Schulkindern vorenthalten wird. Ich habe einige der mit großem Ernst formulierten Verbote arabischer Bildungsministerien gelesen, die in ihrer Beschränktheit die böse Rolle der Schweine in Orwells Geschichte völlig übersehen.
Orwell selbst mochte infolge seines Scheiterns als Kleinbauer keine Schweine, und seine Abneigung wird seit jeher von vielen Erwachsenen geteilt, die in der Landwirtschaft mit diesen schwierigen Tieren arbeiten müssen. Schweine, die in Ställen zusammengepfercht werden, neigen zu schweinischem Verhalten und lautstarken, garstigen Streitereien. Es kommt vor, dass sie ihre Exkremente und auch ihre Jungen fressen, und ihre wahllosen und ungezügelten Annäherungsversuche beleidigen das Auge des kultivierten Beobachters. Andererseits sind Schweine, denen man ihre Selbstständigkeit und ausreichend Platz lässt, sehr reinlich, schaffen sich kleine Unterstände, in denen sie ihren Nachwuchs aufziehen, und pflegen soziale Kontakte mit anderen Schweinen. Auch zeigen die Tiere deutliche Anzeichen von Intelligenz; Schätzungen zufolge ist das Verhältnis zwischen Hirn- und Körpermasse bei ihnen fast so groß wie bei Delfinen. Schweine passen sich hervorragend an ihre Umgebung an, wie man am Unterschied zwischen Wildschweinen und verwilderten Tieren auf der einen und den uns vertrauten friedfertigen Mastschweinen mit ihren munteren Ferkeln auf der anderen Seite gut beobachten kann. Doch für die Ängstlichen wurden die Schweinsklauen der Paarhufer zu einem Symbol für das Diabolische, wobei es, so wage ich zu behaupten, leicht zu erraten ist, was zuerst da war – der Teufel oder das Schwein. Die Frage, warum der Schöpfer aller Dinge so eine vielseitige Kreatur schuf und dann seiner höher entwickelten Säugetierschöpfung befahl, einen weiten Bogen um sie zu machen, wenn sie nicht sein ewiges Missfallen riskieren wolle, ist müßig und überflüssig. Und trotzdem hängen viele ansonsten intelligente Säugetiere dem Glauben an, der Schöpfer könne Schinken nicht ausstehen.
Ich hoffe, der werte Leser hat mittlerweile erraten, was er ohnehin schon wusste: dass dieses wunderbare Tier ein relativ naher Verwandter ist. Seine Erbanlagen haben viel mit unserer DNS gemein, und in jüngster Zeit wurden Haut, Herzklappen und Nieren von Schweinen auf Menschen transplantiert. Wenn ein neuer Dr. Moreau die jüngsten Fortschritte im Klonen zu seinen Zwecken missbrauchen und einen Hybriden schaffen würde – was, wie ich inständig hoffe, nicht geschehen wird –, so würden viele als wahrscheinlichstes Ergebnis einen »Schweinemenschen« fürchten. Fast alles am Schwein ist nützlich, von seinem nahrhaften und köstlichen Fleisch über die Haut, die zu Leder gegerbt wird, und seine Borsten, die man zu Bürsten verarbeitet. Upton Sinclair beschreibt in Der Dschungel , seinem Roman über ein Schlachthaus in Chicago, plastisch, wie die Schweine an einem Haken nach oben gehievt werden und schreien, wenn ihnen die Kehle durchgeschnitten wird. Diese Erfahrung rührt an den Nerven der abgestumpftesten Arbeiter. Dieser Schrei hat etwas...
Kinder, die nicht von Rabbis oder Imamen negativ beeinflusst wurden, fühlen sich zu Schweinen hingezogen, vor allem zu Ferkeln, und Feuerwehrleute essen für gewöhnlich nicht gerne Schweine- oder Krustenbraten. In der Landessprache Neuguineas und andernorts war der barbarische Ausdruck für gegrilltes Menschenfleisch »langes Schwein«: Ich selbst habe dieses Geschmackserlebnis nie gehabt, doch offenbar schmecken wir, als Gericht, ganz ähnlich wie Schweine.
All das führt die üblichen »säkularen« Erklärungen für das einstige jüdische Verbot ad absurdum. Gern wird argumentiert, das Verbot sei damals sinnvoll gewesen, weil Schweinefleisch im heißen Klima schnell ranzig wird und sich Trichinen bilden können, also parasitäre Fadenwürmer. Diese Erklärung – die vielleicht im Falle der nicht koscheren Schalentiere zutreffen könnte – ist angesichts der tatsächlichen Bedingungen hinfällig. Erstens kommen Trichinen in allen Klimaten vor, in kalten sogar mehr noch als in
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