Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet
gebastelten Sprengladungen«, die nicht weniger homophobe muslimische Faschisten am Straßenrand deponiert haben. Ich muss nicht entscheiden, welche calvinistische Theologie hier die korrekte ist: Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit, mit der sie recht haben, ist für beide gleich groß.) Charles Stanley, dessen Predigten aus der First Baptist Church in Atlanta einmal in der Woche von Millionen Fernsehzuschauern gesehen werden, klang wie ein demagogischer Imam, als er sagte: »Wir sollten zu diesem Krieg auf jede erdenkliche Art das Unsere beitragen. Gott kämpft gegen diejenigen, die sich ihm widersetzen, die gegen ihn und seine Anhänger kämpfen.« Der Nachrichtendienst der Baptist Press brachte den Beitrag eines Missionars, der frohlockte: »Die Außenpolitik und die militärische Macht der USA haben dem Evangelium im Lande Abrahams, Isaaks und Jakobs einen Weg geöffnet« Tim LaHaye setzte wie gewohnt noch eins drauf. Der Ko-Autor der erfolgreichen Schundromanreihe Left Behind , die den Durchschnittsamerikaner auf die »Verzückung« ( rapture ) und auf Armageddon vorbereitet, bezeichnete den Irakkrieg als »Brennpunkt der Endzeitereignisse«. [FUSSNOTE8]
Andere Bibelenthusiasten brachten Saddam Hussein mit dem bösen König Nebukadnezar aus dem alten Babylon in Verbindung; diesen Vergleich hätte der Diktator selbst vermutlich begrüßt, denn immerhin ließ er die alten Mauern von Babylon wieder aufbauen, wobei auf jedem Backstein sein Name eingebrannt war. Statt also vernünftig darüber zu diskutieren, wie der religiöse Fanatismus am besten eingedämmt und besiegt werden könne, bestärkten sich zwei Formen des Wahnsinns gegenseitig: Die Anschläge der Dschihadisten beschworen das blutbefleckte Schreckgespenst der Kreuzritter herauf.
In dieser Hinsicht ist die Religion dem Rassismus nicht unähnlich. Eine Seite erweckt und erzürnt die andere. Einmal wurde mir eine Fangfrage gestellt, die etwas bohrender war als Dennis Pragers und darauf abzielte, meine latenten Vorurteile zu entlarven. Sie stehen spätabends auf dem Bahnsteig eines einsamen New Yorker U-Bahnhofs. Plötzlich tauchen etwa ein Dutzend Schwarze auf. Bleiben Sie stehen, oder gehen Sie zum Ausgang? Wieder konnte ich antworten, dass ich ebendiese Situation schon erlebt hatte. Während ich nach Mitternacht auf einen Zug wartete, kam eine Mannschaft von Mechanikern mit Werkzeugen und Arbeitshandschuhen aus einem Tunnel, allesamt Schwarze. Da fühlte ich mich plötzlich sicherer und stellte mich in ihre Nähe. Ich habe keine Ahnung, welchem Glauben sie anhingen. Doch in jedem anderen Fall, von dem ich erzählt habe, verstärkte die Religion das Misstrauen und den Hass zwischen den jeweiligen Gruppen erheblich. Die Mitglieder der einen Gruppe reden abschätzig über die der anderen: Christen essen unreines Schweinefleisch und schütten giftigen Alkohol in sich hinein; Buddhisten und Muslime auf Sri Lanka machten die weinseligen Weihnachtsfeiern der Christen 2004 für den Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag verantwortlich. Katholiken sind verdreckt und haben zu viele Kinder. Muslime vermehren sich wie die Karnickel und wischen sich den Hintern mit der falschen Hand ab. Juden haben Läuse im Bart und würzen ihr Passahbrot gern mit dem Blut christlicher Kinder. Und so weiter.
Kapitel drei:
Ein kurzer Abstecher zum Schwein, oder:
Warum der Schöpfer Schinken nicht ausstehen kann
Die meisten Religionen verordnen bestimmte Nahrungsmittel und verbieten andere, sei es nun die in Vergessenheit geratene katholische Vorschrift, freitags Fisch zu essen, oder die Verehrung der Kuh als heiliges und unantastbares Tier im Hinduismus. Letztere ging übrigens so weit, dass die indische Regierung erwog, alle Rinder, die infolge der in den Neunzigerjahren in Europa ausgebrochenen BSE-Seuche geschlachtet werden sollten, ins Land zu holen und vor dem Tode zu bewahren. Einige östliche Religionen lehnen den Verzehr von Fleisch ganz ab, und manche krümmen nicht einmal einer Ratte oder einem Floh auch nur ein Härchen. Doch die älteste und hartnäckigste Marotte ist die Abscheu oder gar Furcht vor dem Schwein. Sie entstand im noch unentwickelten Judäa und war neben der Beschneidung jahrhundertelang ein Merkmal der Juden.
In Sure 5, 60 beschimpft der Koran insbesondere die Juden, aber auch andere Ungläubige, Gott habe sie zu Schweinen und Affen gemacht – ein wichtiges Motiv auch in den jüngsten muslimischen Salafistenpredigten. Dem Koran gilt
Weitere Kostenlose Bücher