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Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet

Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet

Titel: Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Hitchens
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Senf und Feigenbäume erwähnt werden –, und viele sind einfach nur unmoralisch. Die Analogie von Menschen und Lilien beispielsweise deutet – wie viele andere Aussagen auch –, an, dass Sparsamkeit, Neuerung, die Sorge um die Familie und anderes mehr reine Zeitverschwendung sind: »Darum sorget nicht für den andern Morgen.« Deshalb berichten einige der Evangelien, synoptische und apokryphe, dass manch einer, einschließlich seiner Familienmitglieder, Jesus damals für verrückt hielt. Andere fanden, er führe sich mitunter auf wie ein strenger jüdischer Sektierer. So lesen wir in Matthäus 15, 21-28, mit welcher Verachtung Jesus eine kanaanäische Frau behandelt: Um seine Hilfe bei einem Exorzismus gebeten, teilt er ihr unwirsch mit, er werde seine Energie nicht auf eine nichtjüdische Frau verschwenden; seine Jünger und die Hartnäckigkeit der Frau bewegen ihn am Ende zum Einlenken, und er treibt den Pseudoteufel doch noch aus. Eine eigenwillige Geschichte wie diese kann meiner Ansicht nach als indirekter Beweis dafür herhalten, dass eine solche Persönlichkeit irgendwann gelebt hat. Damals streiften allerlei übergeschnappte Propheten durch Palästina; dieser allerdings glaubte wie verlautet zumindest zeitweise selbst daran, dass er Gott oder Gottes Sohn sei. Und das unterscheidet ihn von allen anderen. Einmal angenommen, dass er selbst daran glaubte und dass er seinen Anhängern versprach, ihnen sein Königreich zu offenbaren, ehe sie ans Ende ihres Lebens angelangt waren, so ergeben seine zeitlosen Aussagen bis auf ein oder zwei irgendwie einen Sinn. Keiner hat das offener ausgesprochen als C. S. Lewis, der erst kürzlich als christlicher Apologet wiederentdeckt wurde. In seinem Buch Pardon, ich bin Christ spricht er über Jesu Anspruch, die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen:
    Diese Behauptung ist wirklich so ungeheuerlich, dass sie komisch wirken muss, solange sie nicht von Gott selbst kommt. Wir alle wissen, wie ein Mensch ihm angetanes Unrecht vergibt. Jemand tritt mir auf den Fuß, und ich verzeihe ihm; jemand stiehlt mir mein Geld, und ich verzeihe ihm. Was aber würden wir von einem Menschen halten, der – selber unberaubt und unbehelligt – verkündet, er vergebe allen, die anderen Leuten auf die Füße treten und anderer Leute Geld stehen? Eselsdumme Albernheit wäre noch die zarteste Umschreibung für ein derartiges Verhalten. Und doch hat Jesus eben dies getan. Er sagte den Menschen, ihre Sünden seien ihnen vergeben, ohne erst alle die anderen zu fragen, denen sie mit ihren Sünden unrecht getan hatten. Er verhielt sich einfach so, als sei er der am meisten Betroffene, als sei er derjenige, demgegenüber man sich am meisten vergangen habe. Das ist jedoch nur dann verständlich, wenn er wirklich der Gott ist, dessen Gesetze gebrochen und dessen Liebe durch jede Sünde verletzt wird. Im Mund jedes anderen, der nicht Gott ist, würden diese Worte doch wohl ein Maß von Einseitigkeit und Einbildung zum Ausdruck bringen, das in der Geschichte seinesgleichen suchen müsste.
    Man beachte, dass Lewis ohne jeden Beweis Jesus in die »Geschichte« einreiht, doch dies nur nebenbei. Dass er die Logik und Moral seiner Ausführungen akzeptiert, muss man ihm hoch anrechnen. Doch wer argumentiert, dass Jesus ein großartiger Morallehrer, jedoch womöglich nicht Gott gewesen sei – wie es unter anderem der Deist Thomas Jefferson tat –, erhält von Lewis eine schroffe Abfuhr:
    Denn gerade das können wir nicht sagen. Ein bloßer Mensch, der solche Dinge sagen würde, wie Jesus sie gesagt hat, wäre kein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer – oder der Satan in Person. Wir müssen uns deshalb entscheiden: Entweder war – oder ist – dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Wir können ihn als Geisteskranken einsperren, wir können ihn verachten oder als Dämon töten. Oder wir können ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber wir können ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als einen großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht; diese Möglichkeit hat er uns nicht offen gelassen. [...]
    Nun scheint es mir allerdings klar, dass er weder ein Irrer noch ein Teufel war; das bedeutet dann aber, dass ich anerkennen muss, dass er Gott war und ist. [FUSSNOTE32]

    Ich zitiere hier nicht irgendjemanden: Lewis ist eines der wichtigsten christlichen Propagandavehikel unserer Tage. Doch seine wirren übernatürlichen Kategorien wie

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