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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gewirkt, der mächtige, sagenumwobende Rollo. Mittlerweile hatte Merrik ein anderes Bild von ihm.
    »Habt Ihr Laren in Kenntnis gesetzt?«
    »Ja, sie erwartet Euch bei den Ställen. Ich gebe Euch einige Männer als Begleitschutz mit. Ihr werdet mit Rollo zur Burg zurückkehren.«
    »Nun gut.« Merrik war nur mit zwei Messern bewaffnet. Er würde sich noch ein Schwert von einem der Soldaten nehmen. Es wäre zwar nicht dasselbe wie seines, das eigens für ihn vom Waffenschmied seines Großvaters angefertigt worden war, als er vierzehn war. Ebensowenig behagte ihm der Gedanke, daß Laren ihn begleiten sollte. Wie konnte er das verhindern? »Schickt die Soldaten. Wir wollen aufbrechen«, befahl er.
    Es bot sich keine Gelegenheit, mit Laren allein zu sprechen, und um ihr zu sagen, sie solle Übelkeit Vortäuschen, um in der Burg zu bleiben. Aber war sie denn hier überhaupt sicher? Er hatte den dringenden Wunsch, seine Männer zusammenzurufen, seine Frau auf sein Schiff zu bringen und diesen Ort des Unheils schleunigst zu verlassen. Er wollte in die Heimat segeln. Er wollte Rollo vergessen, Taby behalten und nicht mehr an dessen Thronfolge denken, die in Merriks Augen ohnehin reichlich unwahrscheinlich war. Er wollte die Geheimnisse und Ränke vergessen, die diesen Ort umgaben.
    Doch Taby gehörte hierher. Es durfte ihm sein Geburtsrecht nicht verwehren. Das Leben war gefährlich und unsicher. Wie schnell war es verwirkt. Der künftige Herrscher dieses Landes würde seine Macht mehren, die späteren Herzöge würden mit den Königen des Fränkischen Reiches zweifellos um größere Machtbereiche schachern. Merrik mußte ein Geheimnis entschlüsseln. Die Soldaten seiner Begleitung durften seinen Argwohn nicht ahnen.
    Im Hof traf er auf Oleg und den Alten Firren, lächelte ihnen zu und rief: »Erinnert ihr Euch, wie gern Erik Ringkämpfe austrägt? Wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich ihm die Nase in den Staub drücken. Sag ihm das, Oleg. Sag ihm, daß er mindestens sechs seiner stärksten Männer zur Unterstützung braucht, um mich in die Knie zu zwingen.«
    »Ja«, entgegnete Oleg bedächtig und erforschte das Gesicht des Gefährten. »Ja, Merrik, das richte ich ihm aus.«
    Der Alte Firren spuckte im hohen Bogen aus.
    Merrik grüßte knapp und folgte den vier Soldaten zu den Ställen.
    Laren atmete tief ein. Die laue Herbstluft war erfüllt vom Duft der Eiben und Hagebutten, Herbstmargeriten und vom Tang des nahen Flußes her. Sie ritten an Fischern vorbei, die ihre Netze flickten und zum Trocknen aufhängten. Der Weg war von den schweren Regenfällen ausgeschwemmt, doch nun hatten die Wolken sich verzogen, und der Himmel war blau wie Merriks Augen.
    Laren summte vor sich hin. »Wir hätten Onkel Rollos süßen Rheinwein als Geschenk für diesen alten Zauberer mitbringen sollen«, sagte sie heiter.
    Merrik fand die verspätete Idee ausgezeichnet. Der Anführer der vier begleitenden Soldaten, ein rauher Geselle mit scharfem Blick namens Rognvald, warf ihnen über die Schulter zu: »In den Wäldern gibt es Banditen und Räuber. Weland ist sehr um Eure Sicherheit bedacht.«
    »Ich bin dankbar für Eure Begleitung«, versicherte Laren dem Mann mit einem treuherzigen Lächeln.
    »Ihr tragt ein Schwert, Merrik«, bemerkte Rognvald und musterte die Waffe auf eine Weise, die Merriks Argwohn erhöhte.
    »Ja«, bestätigte er leichthin. »Einer der Soldaten hat mir sein Schwert überlassen. Wie Ihr sagt, in den Wäldern wimmelt es von zwielichtigem Gesindel.«
    Rognvald nickte, drückte dem Hengst die Fersen in die
    Flanken und setzte sich wieder an die Spitze der kleinen Schar.
    Merrik brachte seinen Hengst nahe an Larens Stute. »Hör zu«, raunte er und machte ein verliebtes Gesicht, zweifelte allerdings an seiner Schauspielkunst. »Ich . . .«
    »Ho! Merrik seht dort vorn! Die Mönche, die der Frankenkönig uns aufgehalst hat. Rollo mußte ihnen fünf Meilen von hier ein Kloster bauen. Das Kloster der Heiligen Katharina . .. dort drüben sehr malerisch auf einem Felsvorsprung gelegen.«
    Merrik lenkte den Hengst von Larens Seite und rief Rognvald zu: »Wenn sie nur nicht so stinken würden, diese Klosterbrüder.«
    Rognvald lachte derb. »Die Kerle waschen sich nie und tragen lange Kutten, die sie auch nie waschen. Ständig kratzen sie sich, weil sie so verdreckt und verlaust sind.«
    »Ich halte nicht viel von einem Gott, der seine Gläubigen ungewaschen herumlaufen läßt«, ergänzte Laren und wußte, daß sie diesem

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