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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Flammen seines Herdfeuers liest? Ha, ha, Hallad!« Wieder lachte er. Dann fuhr er mit ernster Stimme fort: »Die Kinder verstehen uns nicht, Bruder. Ich habe sie verwirrt, als ich ihnen den verbitterten, galligen Narren vorspielte.«
    »Ich habe mich gewundert«, meldete Laren sich zu Wort, »als du dich plötzlich in einen sabbernden Tattergreis verwandelt hast.«
    »Sehr gut. Das bedeutet, daß andere mir diese Rolle auch abgenommen haben.«
    Hallad setzte eine bedenkliche Miene auf. »Hat er denn wirklich nur eine Rolle gespielt?«
    »Ich hoffe es, Vater«, schmunzelte Laren.
    An Rollo gewandt fragte Merrik: »Seid Ihr sicher, daß unser Bösewicht heute hier auftaucht?«
    »Ja«, versicherte Rollo. »Ich habe einigen meiner Männer von Hallad berichtet, daß er sich als gottesfürchtiger, heiliger Mann ausgibt, dem ich heute einen Besuch abstatte. Ich vertraute den Männern weiterhin an, daß er mir eine Botschaft zukommen ließ, wonach er herausgefunden habe, wer Nirea getötet und Laren und Taby entführt hat.«
    »Wissen Weland und Otta davon?«
    Rollo nickte, und ein schmerzlicher Schatten huschte über seine dunklen Augen. »Ja«, sagte er nach einer Weile, »heute werden wir endlich erfahren, wer unser Feind ist.«
    »Endlich«, murmelte Hallad.
    Helga ritt neben Otta inmitten seiner schwer bewaffneten Soldaten. Er hatte ihr eröffnet, ihr Vater sei noch am Leben und wolle sie dringend sehen. Helga glaubte ihm kein Wort. Da sie ihn jedoch, ungeachtet seiner ekelhaften Magenbeschwerden, die keines ihrer Tränklein zu kurieren vermochte, als künftigen Ehemann in Betracht zog, hielt sie es für ratsam, ihm nicht zu widersprechen. Sie gab vor, ihm die törichte Geschichte zu glauben. War er erst einmal ihr Ehemann, würde sie ihn ihren bissigen Spott zur Genüge spüren lassen.
    Naserümpfend näherte sie sich der windschiefen Hütte. »Hier soll mein Vater hausen? Das ist doch Unsinn, Otta. Mein Vater würde sich nie die Finger schmutzig machen, geschweige denn in einem Stall wie diesem leben.«
    »Aber es ist die Wahrheit«, entgegnete Otta, ohne sie anzusehen. »Der große Rollo hat mich erst heute morgen davon unterrichtet. Willst du deinen Vater sehen oder nicht?«
    »Natürlich. Aber hier draußen. Ich möchte mich nicht schmutzig machen.«
    Ohne Vorwarnung packte Otta ihren Arm und riß sie vom Pferd. Helga stürzte zur Erde und blieb atemlos liegen.
    »Falsche Hexe«, zischte er, stieg vom Pferd und stellte sich über sie. Als sie aufstehen wollte, stieß er ihr die Stiefelspitze in die Rippen. Mit einem Aufschrei fiel sie wieder zu Boden. »Bleib liegen«, befahl er. »Ich sehe dich gerne im Dreck liegen. Endlich hältst du dein Schandmaul. Du bist hilflos, Helga, noch hilfloser als Fromm. Er war so besoffen, daß er sich kaum wehren konnte. Ich habe schon lange vor, dich zu töten. Euch alle, die ganze verfluchte Sippe.«
    Sie starrte erst ihn und dann seine Soldaten, die angestrengt mieden, ihr ins Gesicht zu sehen, maßlos erschrocken an.
    »Vor kurzem waren noch viele Männer hier, darunter auch dein tapferer Onkel Rollo. Doch nun sind sie alle weg. Nur dein Vater ist geblieben, der Mörder, der endlich seiner gerechten Strafe überführt wird.«
    »Onkel Rollo wird nicht zulassen, daß meinem Vater ein Haar gekrümmt wird, sollte er in der Hütte sein.«
    »Ich weiß es genau«, triumphierte Otta. »Rollo hält ihn in diesem Stall versteckt. Der Herzog wird mit jedem Tag älter und närrischer, kann kein Geheimnis mehr für sich behalten und brabbelt ständig vor sich hin. Deshalb weiß ich, daß Hallad in dieser Hütte ist. Und die beiden Alten werden bald sterben. Dies ist der Anfang von Rollos Untergang. Wenn ich mit ihm fertig bin, reise ich nach Paris und erledige seinen Sohn Wilhelm. Ich habe den König schon darum ersucht, doch seine Schergen haben versagt. Nein, ich werde mich persönlich darum kümmern. Dann wird der Frankenkönig mich zum zweiten Herzog der Normandie ernennen. Wilhelm und seine schwangere Frau werden einem Attentat zum Opfer fallen, und niemand wird um die beiden trauern. König Karl weiß, daß ich sein Reich besser vor plündernden Wikingern beschützen kann, als der Tattergreis und seine erbärmliche Nachkommenschaft.«
    Eine sehr leise Männerstimme sprach: »Eigentlich bin ich nicht sonderlich erstaunt, Otta. Nein, ich wundere mich nur über deine Dummheit, Helga und die Soldaten in dein Vorhaben einzuweihen. Je mehr Menschen deine teuflischen Pläne und Gedanken

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