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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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zittern. »Dreckstück!« schrie er, zog sein Schwert, hob es über den Kopf, schwang sich wild schreiend auf sein Pferd, bohrte ihm die Fersen in die Flanken und galoppierte direkt auf Laren zu.

Kapitel 25
    Im letzten Moment aber riß Otta den Hengst herum und stürmte auf Rollo zu. Merrik erkannte, daß der rasende Otta seinen eigenen Tod riskierte, um Rollo ins Verderben zu reißen, stieß den Herzog zu Boden und warf sich schützend über ihn. Das gezogene Schwert hielt er mit der Spitze nach oben.
    Otta schrie gellend Beschimpfungen in der Sprache der Franken, die Merrik nicht verstand. In seinem Zorn war er wild entschlossen, jeden niederzumachen, der sich ihm in den Weg stellte. Der Hengst stieg wiehernd hoch und schlug mit den Vorderhufen um sich.
    Plötzlich wurden Ottas gellende Schreie zu einem erstickten Gurgeln. Das Schwert entglitt ihm, seine Hände fuhren an seinen Hals. In seinem Kehlkopf steckte ein schmales, langes Messer.
    Ottas glasiger Blick flog von Merrik zu Rollo, der wieder auf die Füße gekommen war und sich zwischen seinen Bruder und den Wikinger gestellt hatte. Laren, die Hand noch zum Wurf erhoben, ließ den getroffenen Otta nicht aus den Augen.
    »Du hast mich umgebracht«, gurgelte er, und ein Schwall dunklen Blutes quoll aus seinem Mund. »Du elendes Weib hast mich getötet. Hätte ich dich damals nur erdrosselt und den wilden Tieren vorgeworfen. Dich und das Balg.«
    »Ja«, entgegnete sie schneidend. »Das hättest du tun
    sollen.« Mehr sagte sie nicht und beobachtete kalt, wie er versuchte, das Messer aus seiner Kehle zu ziehen. Sein Gesicht verfärbte sich aschgrau und immer mehr Blut quoll aus seinem Mund. Dann glitt er aus dem Sattel und war tot, noch ehe sein Körper im Gras aufschlug.
    Rollo blickte ungerührt auf den blutüberströmten Leichnam Ottas, dann wandte er sich lächelnd an Laren. »Ich bin froh, daß nicht Weland der Verräter war. Diese Enttäuschung hätte ich wohl nicht überwunden. Ja, ich bin unendlich erleichtert. Ein ausgezeichneter Wurf, Nichte. Ich war dir ein guter Lehrer.«
    »Du?« Hallad trat mit wehender weißer Kutte heran. »Ich habe sie im Messerwerfen unterrichtet. Sie war noch ein kleiner Knirps, als ich ihr ein Messer in die Hand drückte.«
    »Aber Bruder, dein Geist ist verwirrter, als ich dachte. Hör zu, denn ich bin Rollo, der erste Herzog der Normandie, und ich irre nie. Ich habe sie unterrichtet, so wie ich Taby unterrichten werde. Du bist ein alter Graubart. Was könnten deine zitternden Hände schon beim Messerwerfen ausrichten?«
    »Ha! Hör du mir zu, Rollo. Ich mußte mit diesen Mönchen im Kloster leben. Ich mußte den Rücken krümmen, gebückt gehen und ständig Gebete vor mich hinmurmeln, um für einen heiligen Mann gehalten zu werden. Damit ist es jetzt vorbei. Ich werde meinen Sohn unterrichten, so wie ich meine Tochter unterrichtet habe.«
    Laren sah Merrik an und schüttelte den Kopf über die beiden Männer, die einander Beschimpfungen an den Kopf warfen, denen mit Sicherheit auch Tätlichkeiten folgen würden.
    »Laß die beiden Streithähne«, schmunzelte Merrik und blickte auf den toten Otta. »Das war ein wirklich guter Wurf. Habe nicht ich dir das Messerwerfen beigebracht?«
    Lachend blickte sie zu ihm auf, und in ihren Augen spiegelte sich all ihre Liebe. Dann wandte sie sich an Helga: »Ich bin sehr froh, daß du uns nicht verraten hast, und daß du Merrik nicht töten wolltest.«
    Helga nickte stumm und blickte angewidert auf den Leichnam. Dann holte sie mit dem Fuß aus und stieß ihn mit aller Kraft dem Toten in die Rippen.
    Rollo, der Hallad einen Schlag in den Bauch versetzt hatte, wandte sich nun an Helga. »Gottlob bist du unschuldig, Helga. Ich hatte dich schon in Verdacht. Ich habe nur Weland und Otta von Hallads Aufenthaltsort erzählt, wußte aber, daß der Schuldige nicht allein handeln würde. Du oder Ferlain, eine von euch mußte mit dem Schurken unter einer Decke stecken.«
    »Ich bin es nicht, Onkel Rollo.«
    »Ich weiß«, sagte Hallad. »Du bist es nicht, Helga.«
    Ferlain stand mit geballten Fäusten ungeduldig in ihrem Schlafgemach, während Cardle vor ihr auf und ab ging und die Taten des verstorbenen Königs Alfred von Britannien rühmte. Als Weland und zwei seiner Männer das Gemach betraten, atmete sie erleichtert auf.
    »Was soll das?« wehrte Cardle sich gegen die ungebetene Störung. »Was wollt Ihr? Was heißt das, ihr Onkel wünscht sie zu sehen? Ich berichte gerade von meinen Studien

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