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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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im allgemeinen eine Augenweide. Die hübsche, siebzehnjährige Tochter Letta trug ihre blonden Zöpfe hochgesteckt und schürzte ihre sinnlichen Lippen gern zum Schmollmund. Ihre Brüste waren voll entwickelt und zu schwer für ein so junges Mädchen. Laren war nur ein Jahr älter, kam sich aber im Vergleich zu ihr alt, bitter und verbraucht vor. Nur schwach erinnerte sie sich an ihre behütete Kindheit und Jugend, als sie nur sorglose Spiele und ihre zierliche Stute Selje im Kopf hatte.
    Eriks Blick blieb auf den vollen Brüsten des jungen Mädchens haften. Larens Augen flogen zu Merrik. Auch er betrachtete das Mädchen, ohne sich jedoch für ihre Brüste zu interessieren. Sein Gesicht drückte eher ein Gefühl der Belästigung über den unerwarteten Besuch aus, er zeigte keine Freude, die Braut zu sehen, die sein Vater ihm zugedacht hatte.
    Die Nachricht vom Tod der Eltern nahmen die Thoragassons mit einiger Bestürzung auf, sie erweckten allerdings nicht den Eindruck, über den Verlust von Harald und Tora zu trauern. Nein, die Bestürzung bezog sich eher auf die versäumte Bindung, die Merrik Haraldsson zu ihrem Familienmitglied gemacht hätte.
    Der alte Thoragasson, ein derber, vierschrötiger Mann mit weißen Strähnen im blonden Haar, schlug Merrik kräftig auf die Schulter und erkundigte sich mit unverhohlener Neugier, ob die Geschäfte in diesem Sommer günstig verlaufen waren und wies mit listigem Augenzwinkern auf die Vorzüge seiner Tochter hin. »Sie ist noch voller entwickelt als vor der Wintersonnenwende«, schmunzelte er stolz. »Bei ihr greift ein Mann mehr als eine Handvoll.«
    Merrik nickte zustimmend.
    Olaf Thoragasson runzelte die Stirn. »Ihre Mutter hat leider nicht so viel vorzuweisen.« Merrik enthielt sich einer Bemerkung.
    »Du stehst nun im fünfundzwanzigsten Lebensjahr, Merrik«, fuhr Thoragasson salbungsvoll fort.
    »Ich bin noch nicht so alt, daß mir die Zähne ausfallen«, lächelte Merrik.
    »Aber alt genug, um für Nachkommenschaft zu sorgen, die dein Erbe antreten, wenn du in der Schlacht fallen oder von einer Krankheit dahingerafft werden solltest. Eine Ehefrau und Kinder bereichern das Leben eines Mannes.«
    Auch hierin stimmte Merrik ihm zu.
    »Das heißt nicht, daß ein Mann sich an eine Frau gebunden fühlen muß«, fuhr Olaf mit gedämpfter Stimme und verschwörerischem Augenzwinkern fort. »Auch dein Bruder Erik sucht sein Glück bei mehreren Frauen, denn ein Mann kann tun und lassen, was er will, solange er über die nötigen Mittel verfügt.«
    »Mein Vater war meiner Mutter sein Leben lang treu.«
    »Das ist richtig. Und es war der ausdrückliche Wunsch deines Vaters, daß unsere Familien sich verbinden. Er wählte meine kleine Letta für dich aus. Du bist ein Mann, der das Andenken seines Vaters ehrt und seine Entscheidungen billigt.«
    »In den meisten Fällen gewiß«, entgegnete Merrik zurückhaltend.
    »Ist meine kleine Letta nicht ein Juwel?« fragte Thoragasson jetzt eindringlich, da er spürte, daß das Gespräch nicht seinem Wunsch entsprechend verlief.
    »Sie verdient ein besseres Los, als sich mit einem jüngsten Sohn ohne Land zu verbinden.«
    »Meine Letta ist eine Wikingerfrau, die ihrem Gemahl folgt, wohin er auch gehen mag. Außerdem gibt es genügend Land für dich in der Nähe meines Gehöfts. Das Bergsontal ist fruchtbar und kann dich und deine Familie ernähren.«
    Merrik haßte das Bergsontal. Dort regnete es viel, und der Fjord lag meist in Nebelbänke gehüllt. Und außerdem brachte er den Thoragassons wenig Sympathie entgegen. Sein Blick wanderte zu Letta, die sich zur alten Ileria gesellt hatte, die ihr ganzes Leben hinter dem Webstuhl zugebracht hatte. Den weichen grauen Kittel, den er trug, hatte sie ihm im letzten Frühling aus feinster Wolle gewebt. Er sollte ihm Glück bringen, wenn er auf seiner Fahrt gegen Wilde kämpfen mußte, hatte sie ihm anvertraut. Letta half Ileria, das Schiffchen mit Faden vom Rocken zu laden. Sie hantierte mit großem Geschick.
    »Sie bemüht sich stets zu lernen, um ihrem Gemahl das Leben angenehm zu machen«, raunte Thoragasson beschwörend in Merriks Ohr. »Immer sucht sie Rat bei Älteren. Sie ist ein braves Mädchen. Sie wird dir jeden Wunsch erfüllen und dir in jeder Weise zu Diensten sein.«
    Daran zweifelte Merrik, schwieg aber. Er brachte sogar ein Lächeln zustande. Selbstzufrieden stolzierte Thoragasson weiter, um sich mit Erik zu unterhalten.
    Nach dem Nachtmahl lehnte Olaf sich wohlig zurück, strich

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