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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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getötet, nicht Laren. Er hat sie angegriffen, und sie floh vor ihm. Ich habe ihm vor Zorn den Stein über den Schädel geschlagen. Nur ich allein bin für seinen Tod verantwortlich.«
    »Nein!« Laren lief zu ihm, packte ihn an den Armen, schüttelte ihn und zwang ihn, sie anzusehen. »Lüg nicht, Cleve, nicht für mich! Ich habe ihn ebensowenig getötet wie du ihn getötet hast.« Nun wandte sie sich an die umstehenden Männer und Frauen. In manchen Gesichtern las sie Wut, in anderen Ratlosigkeit. Sarla stand am Herd und rührte langsam mit einem großen Holzlöffel in dem großen Eisenkessel. »Natürlich hast du ihn getötet. Ein anderer kommt nicht in Frage.« Diese Bemerkung kam von einem von Eriks Getreuen. »Erik war ein tapferer und ehrenwerter Mann.«
    »Ja, das war er.«
    Da rief Sarla herüber: »Schweigt, ihr alle!« Langsam schritt sie durch die Reihen der Versammelten auf Merrik zu. Mit erhobener Stimme sagte sie: »Ich lasse nicht zu, daß Cleve oder Laren bestraft werden. Ich habe Erik getötet. Seit seine Eltern tot waren und er das Sagen auf
    Malverne hatte, schlug er mich ständig, und ich haßte ihn. Er folgte Laren auf den Rabengipfel, um ihr Gewalt anzutun. Ihr alle wißt, daß er sie mit seiner Lüsternheit verfolgt hat, obwohl sie zu Merrik gehörte. Darum scherte er sich aber nicht. Seine Lust war ihm wichtiger. Sie wehrte sich gegen ihn und konnte fliehen. Ich sah, wie sie weglief. Dann schlug ich ihm den Schädel ein. Die beiden haben nichts damit zu tun.«
    Ein höllischer Tumult brach aus.
    Merrik betrachtete ihre Brust, die blauen und gelben Flecken, Abdrücke von Eriks Fingern, die ihr Fleisch grausam gedrückt hatten.
    Behutsam wölbte er seine Hand über ihr zartes Fleisch. Sie spürte seine Wärme, seine Kraft, und sie begehrte ihn mehr denn je, trotz der Schmerzen und trotz des Leides, das zwischen ihnen stand. Sie sehnte sich nach seiner Umarmung, um zu wissen, daß er ihr glaubte und ihr beistehen würde. Sie wollte ihn küßen, ihn schmecken, wollte erneut dieses unendliche Glücksempfinden haben, das er ihr, wie ihr schien, vor so langer Zeit gegeben hatte. Doch sie stand reglos vor ihm. Er spürte nur, wie sie sich verkrampfte, nur ihren Argwohn. Sie beobachtete seine Finger, die leicht über die Blutergüsse strichen, dann hob sie den Blick, und er vermochte den Zorn in seinen Augen nicht vor ihr verbergen.
    Er war unvermutet in die Kammer getreten, und so konnte sie sich nicht rechtzeitig bedecken.
    »Dein Kleid ist völlig zerfetzt. Ich werde Sarla bitten, dir ein neues zu geben.«
    Langsam zog er seine Hand zurück und wandte sich ab. »Schmerzt deine Brust?«
    Sie schüttelte den Kopf. Da er ihr den Rücken zuwandte, ergänzte sie: »Nein, nicht sehr.«
    »Die Brüste einer Frau sind sehr empfindlich. Du lügst.
    Es tut mir leid, daß mein Bruder dir das angetan hat. Aber er ist tot, und diese Strafe hat er nicht verdient.«
    »Ich habe ihn nicht getötet, Merrik. Ebensowenig wie Cleve oder Sarla es getan haben. Sie versuchten nur, mich zu schützen.«
    Jetzt lachte er ein tiefes, leises Lachen. Und er lachte noch immer, als er ihr das Gesicht wieder zuwandte. »Bedeck dich«, sagte er plötzlich. Und dann sah sie seinen Hunger, sein Verlangen. Galt dieses Verlangen nur ihr, oder wäre ihm jede Frau recht gewesen?
    Rasch schob sie das zerfetzte Kleid hoch und hielt es vorne zusammen. Mit erhobenem Kinn blickte sie ihm direkt in die Augen. »Warum? Darf Taby nicht erfahren, daß du die nackten Brüste seiner Schwester lüstern betrachtet hast? Würde er deine Lust verdammen? Oder siehst du mich nur an, weil keine andere Frau da ist?«
    »Nein, diesmal habe ich nicht an Taby gedacht«, gestand er, setzte sich auf den Bettrand, verschränkte die Hände zwischen den Knien und studierte das Muster der gewebten Wollmatte auf dem Lehmboden. »Gehörst du wirklich zu mir, Laren?«
    »Du scheinst es anzunehmen, da ich Tabys Schwester bin.«
    »Als ich in dir war, als ich dir die Unschuld nahm, dachte ich nicht daran, daß du Tabys Schwester bist.«
    »Du sprichst sehr offen, Merrik.«
    »Ja, und du hattest Gefallen an mir, bis ich dir wehgetan habe. Deine Brüste sind schön. Das hatte ich vergessen.«
    »Viele Frauen haben schöne Brüste, zweifellos auch Letta.«
    »Ihre Brüste interessieren mich nicht. Ich wünschte, sie und ihre Familie würden Malverne verlassen.« Er schwieg, und dann lächelte er bitter. »Jetzt bin ich der Herr. Ich werde sie ersuchen, abzureisen. Letta

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