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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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mir leid. Und auch Caylis. Sie und Megot haben nun nichts mehr. Das Leben ist ungerecht.«
    »Wie recht du hast.«
    »Mir ist erst heute morgen klar geworden, daß Merrik nun Herr von Malverne ist. Letta triumphiert, denn sie denkt, meine Tage hier sind gezählt. Ich hätte ihr gern ins Gesicht geschlagen.«
    »Mach dir wegen Letta keine Sorgen. Merrik schickt die Thoragassons bald fort, vielleicht noch heute. Du kannst Letta ruhig sagen, daß sie lange vor dir Malverne verlassen wird.«
    Sarla hob den Kopf und sah Letta herankommen. »Ihrem blasierten Gesicht nach zu schließen, hat ihr Merrik noch nicht gesagt, daß sie hier nicht länger erwünscht ist.«
    Laren wandte sich zum Gehen, weil sie wußte, daß sie die Beherrschung verlieren würde, wenn sie blieb. »Feigling!« hörte sie Sarla flüstern, beschleunigte aber dennoch ihre Schritte. »Bleib stehen, Sklavin! Ich habe mit dir zu reden!« hörte sie Lettas barsche Stimme im Rücken.
    Seufzend machte sie kehrt. »Was willst du von mir, Letta?«
    »Mein Vater spricht gerade mit Merrik. Er handelt einen Preis für dich aus. Er will dich haben, da er glaubt, du taugst als Skalde. Aber es beunruhigt ihn, eine Mörderin unter seinem Dach zu haben. Er fürchtet, du könntest ihn töten, wenn du dich über ihn ärgerst.«
    Laren sah sie schweigend an.
    Sarla ergriff an ihrer Stelle das Wort: »Rede keinen Unsinn, Letta. Halte lieber den Mund. Du bist hier Gast und führst dich auf, als seist du die Herrin. Hör auf, Laren zu kränken.«
    »Pah, die und kränken! Die hat ein dickes Fell.«
    »Deine Sticheleien sind kindisch, Letta«, mischte Laren sich nun ein. »Dein Hohn hat keinen Biß. Vielleicht lernst du im Lauf der Jahre dazu.«
    Letta machte den Mund auf, doch Laren kam ihr zuvor. Mit drohend leiser Stimme setzte sie hinzu: »Denk an deine hübschen Zähne, Letta. Einer nach dem anderen. Hast du verstanden?«
    Letta erbleichte, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus.
    Sarla lachte. »Daran wird sie zu kauen haben.«
    Cleve trat auf die Frauen zu und schüttelte den Kopf. »Ich wartete, bis sie weg war. Merrik hält gerade eine Versammlung mit seinen Leuten ab, um über Eriks Tod zu beraten. Man nennt das hierzulande Althing. Die Männer entscheiden, wer der Schuldige ist und bestimmen ein angemessenes Strafmaß. Die meisten halten zwar Laren für schuldig, aber jetzt reden sie wenigstens darüber.«
    Caylis trat neben Cleve. »Ich glaube nicht, daß du schuldig bist. Aber wenn du nicht gekommen wärst, wäre Erik noch am Leben, und mein Sohn und ich hätten eine gesicherte Zukunft.«
    »Es tut mir leid, Caylis«, bedauerte Laren aufrichtig. »Glaube mir, ich habe ihn nicht getötet. Und für meine Anwesenheit kann ich nichts, das ist allein Merriks Sache.«
    »Es stimmt, was Caylis sagt«, mischte sich Megot ein. »Wegen dir verlieren wir unsere Rechte. Vielleicht überläßt Merrik uns sogar seinen Männern, die mit uns dann tun können, was sie wollen. Oder Merrik macht uns zu seinen Bettgefährtinnen, aber allem Anschein nach will er nur dich. Vor ein paar Tagen hörte ich, wie Erik und er darüber redeten. Erik sagte, Merrik sei dumm, eine Ehe wie seine Eltern führen zu wollen. Wenn er erst einmal mit Letta verheiratet sei, werde er bald begreifen, daß eheliche Treue mit ihr nicht möglich sei. Merrik werde sich dann bald andere Frauen ins Bett nehmen.«
    Und das alles sagten sie ungeniert vor Sarla, dachte Laren. Vermutlich verhielten sich die Ehemänner in ihrem Land nicht anders, sie war damals nur zu jung gewesen, um diese Dinge zu begreifen. Sarlas Gesicht war ohne Ausdruck. Zufällig streifte Larens Blick Cleves Gesicht. Er schaute Sarla an, und sein vernarbtes Gesicht strahlte so viel Zärtlichkeit aus, daß ihr die Tränen in die Augen schossen.
    Plötzlich war ein Ruf vor dem Langhaus zu hören, dann gab es Geschrei und lauten Wortwechsel. Danach trat völlige Stille ein. Allmählich wurden die Stimmen wieder laut. Bald hörte man Merriks Stimme, ohne jedoch die Worte zu verstehen. Andere Stimmen wurden laut.
    »Was ist los?« fragte Sarla und eilte zum Eingang.
    Oleg erschien an der Tür. Seine Blicke wanderten durch den Raum, bis er Laren gefunden hatte. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Es ist besser, du kommst jetzt, Laren. Merrik hat eine Entscheidung getroffen.«

Kapitel 16
    Merrik blickte ihr entgegen, als sie auf die Versammlung zuschritt, Oleg ging links von ihr, Sarla an ihrer rechten Seite. Er wartete, bis sie dicht vor ihm

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