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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ist mir zu besitzergreifend. Und die Aufdringlichkeit ihres Vaters behagt mir nicht. Die Selbstgefälligkeit dieser Leute ist mir zuwider.« Er stand auf. »Merkwürdig. Ich wollte Malverne nicht haben. Ich habe nie daran gedacht, daß es eines Tages mir gehören könnte. Hätte Erik einen Sohn, würde ich den Hof für ihn verwalten und den Besitz mit meinem Leben verteidigen, bis er alt genug ist, um selbst dafür die Verantwortung zu tragen. Ich kann Malverne nicht Kenna übergeben, obwohl der Junge klug und tapfer ist. Er ist ein Bastard, und niemand würde meine Entscheidung gutheißen. Es ist eine vertrackte Situation.«
    »Ich habe Erik nicht getötet.«
    Er seufzte. »Ich glaube dir. Bei Cleve bin ich mir nicht sicher. Er will dich schützen. Könnte er Erik nicht von hinten niedergeschlagen haben, als er sah, wie er dir Gewalt antun wollte?«
    »Ja, das hätte er. Aber er hat es nicht getan. Begreifst du denn nicht? Hätte Cleve ihn getötet, wäre er den Pfad ins Tal gelaufen. Und dort hätte er mich bewußtlos gefunden. Er hätte doch wissen müssen, daß man mir den Mord anhängen wird.«
    Merrik hob den Kopf und lächelte. »Aus dem gleichen Grund kommt auch Sarla nicht in Frage.«
    Sie nickte.
    »Dann stehen wir vor einem Rätsel. Und allmählich habe ich die Nase voll von Rätseln und Verwirrspielen. Die Geheimnisse um dich und Taby haben mich schon halb um den Verstand gebracht. Dein verfluchter Argwohn ist immer noch da, obwohl ich deine Prüfung bestanden habe. Ja, mit deiner Geschichte wolltest du mich nur auf die Probe stellen, ob ich dein Vertrauen verdiene. Doch das hier ist eine todernste Sache. Erik war mein Bruder, auch wenn er Fehler hatte. Trotz seines Hochmuts und seiner Selbstgefälligkeit: ich muß ihn rächen. Verstehst du das, Laren?«
    »Ja, Merrik. Rachegefühle verstehe ich sehr wohl.«
    Er stand auf und trat auf sie zu. Er sah sie an, ohne sie zu berühren. »Du hast große Verwirrung in mein Leben gebracht.« Sanft nahm er ihr Kinn in seine Handfläche und blickte sie an. »Bleib hier. Ich schicke dir Sarla mit Kleidern.«
    »Was wirst du tun?«
    »Ich spreche mit meinen Leuten und versuche, sie von Cleves und Sarlas Unschuld zu überzeugen. Sie zweifeln ohnehin an ihrer Aussage und denken, daß die beiden den Mord nur auf sich nehmen wollen, um dich zu schützen. Dann bleibst nur noch du, Laren. Du allein. Ich muß eine Lösung finden.«
    Er ging, und sie stand da mit bleichem Gesicht und der bangen Frage, ob er gezwungen sein würde, sie zu töten — sie als elende Sklavin, die seinen Bruder erschlagen hatte.
    Sarlas Kleid hing unförmig an Laren, da sie keinen Gürtel hatte, um es in der Mitte zu halten. Der Umhang reichte ihr bis zu den Knien, und auch die beiden Schulterspangen machten das Bild nicht besser.
    Sie betrat den großen Raum, in dem sich um diese Tageszeit nur Frauen aufhielten, die mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt waren: einige räucherten Heringe, die gerade vom Fjord heraufgebracht worden waren; andere wuschen gewebtes Tuch vor dem Färben. In der Ecke klapperte der Webstuhl. Wieder andere kneteten Brotteig in dem riesigen Holztrog. Alles wirkte so normal, so friedlich. Laren trat an das Herdfeuer und bedankte sich bei Sarla für das Kleid.
    Sarla musterte sie mit einem schiefen Lächeln. »Du siehst etwas seltsam aus, Laren. Du bist immer noch zu dünn. Komm, iß eine Schale Haferbrei.«
    »Wenn ich gegessen habe, möchte ich kochen.«
    »Ja. Zur Strafe für deinen Ungehorsam.« Rasch fügte sie
    hinzu: »Obwohl ich zweifle, daß die Strafe jetzt nach Eriks Tod noch wirksam ist.«
    »Ich koche gern.«
    »Fühlst du dich wohl?«
    »Ich wünschte, du hättest mir die Arznei nicht gegeben, denn meine Träume waren wie böse, dunkle Schatten.«
    »Ich wollte dich nur in Sicherheit wissen. Mittlerweile denken die Leute über das Naheliegende hinaus. Merriks Rede war sehr klug.«
    »Aber du warst nicht klug, Sarla, und Cleve auch nicht. Es war sehr töricht von euch.«
    »Ich konnte nicht so tun, als ginge es mich nichts an, während alle dich und Cleve beschuldigten, Erik getötet zu haben.«
    »Du bist eine sehr tapfere Frau.«
    Sarla schaute sie an. »Nein, ich bin schwächer als du denkst. Cleve ist der Starke.« Sie schwieg, öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch dann schüttelte sie den Kopf.
    »Hast du Taby gesehen?«
    »Er spielt draußen mit den anderen Kindern. Kenna zeigt ihm wiedermal einige Kniffe beim Ringen.« Sie seufzte. »Kenna tut

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