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Der Herzausreißer

Der Herzausreißer

Titel: Der Herzausreißer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Vian
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haben.
    Als er den Kies knirschen hörte, setzte er sich auf. Tollpatschig und drall, in plattfüßigem Gang und mit ausladendem Mieder, erschien das Dienstmädchen und setzte sich neben ihn.
    »Fertig mit der Arbeit?«, fragte er.
    »Fertig«, seufzte sie. »Die Kleinen sind im Bett.«
    Sie knöpfte bereits ihren Kittel auf, aber Jacquemort bremste sie.
    »Wie wär’s, wenn wir ein bisschen reden würden?«, schlug er vor.
    »Deswegen bin ich nicht gekommen«, bemerkte sie. »Das eine möchte ich schon gern, aber plaudern nicht.«
    »Ich möchte dir nur eine einzige Frage stellen«, sagte er.
    Sie streifte ihr Kleid ab und setzte sich ins Gras. In dem abgelegenen Winkel des Gartens saßen sie wie in einer kleinen Kapsel. Im Übrigen gab es nicht das geringste Risiko, überrascht zu werden; weder Angel noch Clémentine würden je hierher kommen. Jacquemort legte nun auch seinerseits die Kleider ab, um sie nicht unruhig werden zu lassen. Sie vermied es, ihn anzuschauen. So ganz nackt im Gras wirkten sie beide etwas lächerlich. Sie wälzte sich erst auf den Bauch, dann stellte sie sich auf edle Viere.
    »Ich erwarte Sie«, sagte sie.
    »Halt die Klappe«, herrschte sie Jacquemort an. »Und außerdem hab ich diese idiotische Stellung langsam satt.«
    »Kommen Sie schon«, sagte sie.
    »Es ist nicht auszuhalten!«, sagte Jacquemort.
    Mit einem unvermuteten Stoß brachte er sie aus dem Gleichgewicht. Noch ehe sie Zeit gehabt hätte, sich wieder aufzurappeln, hielt er sie am Boden fest und legte sich auf sie. Sie wehrte sich aus Leibeskräften.
    »Nein!«, schrie sie. »Das nicht! So nicht! Sie Lüstling!«
    Jacquemort drückte sie fest auf den Boden.
    »Ich will dich gern wieder loslassen«, sagte er, »aber dafür musst du mir sagen, warum du es nie anders machen willst!«
    »Ich will es nicht«, schnob sie.
    Er verlieh seiner Übermachtstellung Nachdruck. Er konnte sie nehmen, wann es ihm beliebte.
    »Wenn du es mir nicht sagst, mache ich es so.«
    Diesmal fing sie vor Wut zu heulen an und stammelte:
    »Nein ... Gehen Sie weg! Ich will nicht. Mir ekelt vor Ihnen!«
    »Was soll das!« protestierte Jacquemort, »bist du völlig übergeschnappt?«
    »Ich will nicht reden«, sagte sie.
    »Du wirst aber reden«, sagte Jacquemort.
    Er neigte den Kopf vor und erwischte eine Brustspitze mit seinen Zähnen.
    »Wenn du es mir nicht sagst, beiß ich dir ein Stück ab«, versicherte er mit vollem Mund und daher mit einiger Schwierigkeit.
    Er hatte größte Lust zu lachen, und das verschlechterte seine Chancen. Immerhin musste er sie doch ein bisschen zu arg gebissen haben, denn sie tat einen Schrei und löste sich endgültig in Tränen auf. Unerbittlich nutzte er das aus, um sie unter Druck zu setzen.
    »Ich werde es Ihnen sagen«, jammerte sie. »Aber lassen Sie mich los! Augenblicklich. Augenblicklich!«
    »Du wirst mir auch alles sagen?«, fragte Jacquemort.
    »Ich verspreche es«, sagte sie, »gehen Sie jetzt runter ... Schnell ... Oh! ...«
    Jacquemort ließ sie los und streckte sich keuchend aus. Sie war schwer zu halten. Sie setzte sich wieder auf.
    »Jetzt rede«, sagte er. »Oder ich fang wieder von vorne an! Warum tust du das? Was steckt da für ein Sinn dahinter?«
    »Ich habe es seit jeher so gemacht«, sagte sie.
    »Seit wann?«
    »Schon ganz von Anfang an.«
    »Mit wem hast du es zum ersten Mal gemacht?«
    »Mit meinem Vater.«
    »Und warum auf diese Weise?«
    »Er sagte, er wolle mich dabei nicht anblicken. Er traue sich nicht.«
    »Schämte er sich?«
    »Sowas kennt man bei uns nicht«, sagte sie hart.
    Sie hielt ihre Brüste in den Händen, behielt aber die Schenkel angewinkelt und gespreizt. »So also sieht das Schamgefühl aus«, dachte Jacquemort bei sich.
    »Wie alt warst du damals?«
    »Zwölf.«
    »Jetzt verstehe ich, warum er nicht wagte, dich anzusehen.«
    »Nein, Sie verstehen gar nichts«, sagte sie. »Er wollte es nicht, weil er sagte, dass ich zu hässlich sei. Und da es mein Vater war, der das sagte, so musste es wohl stimmen; und jetzt haben Sie mich gezwungen, meinem Vater gegenüber unfolgsam zu sein, und jetzt bin ich ein schlimmes Mädchen.«
    »Magst du das eigentlich?«
    »Was?«
    »Die Art, wie du es machst?«
    »Ach, das ist doch Nebensache«, sagte sie. »Wollen Sie nun oder nicht?«
    »Aber doch nicht immer so«, sagte Jacquemort. »Die besten Dinge werden mit der Zeit langweilig.«
    »Dann sind Sie ja wie die Tiere«, sagte sie.
    Sie erhob sich und holte ihren Kittel.
    »Was machst du?«,

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