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Der Herzausreißer

Der Herzausreißer

Titel: Der Herzausreißer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Vian
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alles dem abgekochten Wasser und den tausend Vorsichtsmaßnahmen zu verdanken. Und wie könnte es ihnen auch schlecht gehen, da ich alles Schlechte mir selbst Vorbehalte? Aber man darf niemals in seiner Wachsamkeit lockerlassen, man muß damit fortfahren. Weitermachen. Es gibt ja noch so viele Gefahren! Wenn man die von oben und die in den Räumen ausgeschaltet hat, bleiben immer noch die vom Boden her. Der Boden. Fäulnis, Mikroben, Schmutz, alles kommt vom Boden. Den Boden isolieren. Die beiden Seiten der Mauer durch einen Fußboden verbinden, der gegen jegliches Risiko genauso undurchlässig ist. Diese wunderbaren Mauern, diese abwesenden Mauern, diese Mauern, an denen man sich nicht stoßen kann, die aber auf ideale Weise abgrenzen. Die eine Abgrenzung reinster Form darstellen. Einen ebensolchen Boden bräuchte man, einen Boden, der den Boden ins reine Nichts aufhebt. Dann hätten sie immer noch den Himmel zum Anschauen ... und der Himmel ist ja so unbedeutend. Gewiss kann erhebliches Übel auch von oben auf sie hereinbrechen. Aber ohne die immensen Risiken des Himmels verharmlosen zu wollen, kann man doch sagen — und ich glaube nicht, dass ich eine schlechte Mutter bin, wenn ich mich in diesem Punkt etwas gehenlasse — oh! ich meine das ganz theoretisch — kann man ruhig zugeben, dass in der Größenordnung der Gefahren der Himmel ganz an letzter Stelle steht. Aber der Boden.
    Sollte man den Garten mit Fliesen auslegen? Keramikplatten. Weiß womöglich? Aber der Widerschein der Sonne auf ihren armen Augen; eine bleierne Sonne: Plötzlich zieht eine durchsichtige Wolke vor ihr vorbei; unglücklicherweise hat die Wolke die Form einer Linse — also einer Art Lupe — und das Strahlenbündel konzentriert sich just auf den Garten; die weißen Fliesen werfen das Licht mit unvorstellbarer Intensität zurück, es schießt rings um die Kinder auf — ihre armen Händchen fahren hoch, versuchen, sich schützend vor die Augen zu legen — doch schon taumeln sie, von der unerbittlichen Energie geblendet — sie fallen, sie sehen nichts mehr ... Oh Herr, lass es regnen ... Ich werde schwarze Fliesen verlegen lassen, Herr, schwarze Fliesen — dabei sind diese Fliesen doch so hart — wenn sie das Gleichgewicht verlieren, nach einem Regenguss ausrutschen, nur eine falsche Bewegung — und schon fallen sie, na bitte, Noël liegt schon da! Wie es das Unglück will, hat ihn niemand fallen sehen; eine unsichtbare Bruchstelle verbirgt sich unter seinem schönen feinen Haar — seine Brüder indes gehen auch nicht rücksichtsvoller mit ihm um als gewöhnlich — eines Tages jedoch gebärdet er sich plötzlich wie irrsinnig — man versucht alles mögliche — man hat alles längst wieder vergessen, der Doktor weiß auch nicht weiter, da plötzlich klafft sein Schädel auf, die Bruchstelle erweitert sich, wie ein Deckel hebt sich die Schädelkappe ab — und ein zottiges Monster steigt heraus. Nein! Nein! Es darf nicht wahr sein, fall nicht Noël! ... Pass auf! ... Wo ist er ... Sie schlafen — hier neben mir schlafen sie. Ich höre sie schlafen — in ihren kleinen Betten ... beinah hätte ich sie aufgeweckt, Vorsicht, nur keinen Lärm — Vorsicht! ... aber das könnte alles nicht passieren, wenn der Boden so weich und nachgiebig wäre wie ein Gummiteppich — genau das brauchen sie ganz ohne Zweifel, Gummi, ganz recht, den ganzen Garten damit überziehen wie mit einem Spannteppich — aber das Feuer - Gummi brennt ja — alles wird dann klebrig, ihre Füße bleiben kleben — und der Rauch erstickt sie — genug, ich will nicht, das ist alles falsch, das geht ja gar nicht — es war falsch von mir, nach etwas Besserem suchen zu wollen — genauso wie die Mauer; wie die Mauer, nichts, den Boden auslöschen — sie müssen kommen, sie müssen wiederkommen, die Mauern müssen durch einen Teppich von unsichtbarer Abwesenheit miteinander verbunden werden — während man ihn mir verlegt, werden sie im Haus bleiben, und wenn dann alles fertig sein wird, ist jede Gefahr gebannt, — gewiss, der Himmel, daran habe ich schon gedacht — aber ich war doch eben zum Entschluss gekommen, dass man dafür sorgen müsse, dass der Boden nichts mehr an ...«
    Sie stand auf — Jacquemort würde sich nicht weigern, die Männer wegen des Bodens zusammenzurufen — zu dumm, dass man nicht alles auf einmal gemacht hatte — aber man kann nicht zugleich an alles denken — man muß suchen — immer auf der Suche sein — sich dafür bestrafen,

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