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Der Herzensbrecher

Der Herzensbrecher

Titel: Der Herzensbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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Ehemann zu warten.
       

Kapitel 4
 
     
      Sloan ließ sie lange warten. Als er den Privatwaggon betrat, war die Dämmerung hereingebrochen. Ein Schlafwagenschaffner hatte die Lampen angezündet, Tee serviert und das Tablett wieder entfernt.
      Nun nippte sie hin und wieder an einem Glas Wein, um ihre Nerven zu beruhigen, und las ein Buch. Ihr Mann schloss die Tür, und das zischende Geräusch der Dampfmaschine wurde etwas leiser. In der rechten Hand hielt er eine halbleere Whiskeyflasche, über dem linken Arm hing der Wildledermantel. Mit schmalen Augen musterte er seine Frau, und sie neigte sich wieder über das Buch in ihrem Schoß. Er ärgerte sich offenbar immer noch, weil sie Randolfs Angebot angenommen hatte, seinen Privatwaggon zu benutzen.
      Wortlos nahm er seinen Hut ab, warf ihn mitsamt dem Mantel auf ein Sofa und sank in einen dunkelroten Lehnstuhl. Heather versuchte den Geruch nach Whiskey und Zigarren, der ihr nicht unangenehm erschien, zu ignorieren.
      Nach einigen Minuten brach er das Schweigen. Verwirrt zuckte sie zusammen. »Würdest du mir verraten, welches Buch dich dermaßen fasziniert?«
      »>Emile< von Rousseau - ein Roman über Erziehungstheorien.«
      »Ein französisches Werk? Habe ich einen Blaustrumpf geheiratet?«
      »Nur weil eine, Frau eine gewisse Bildung besitzt und intellektuelle Interessen verfolgt, muss man sie nicht herablassend behandeln.«
      »Dein literarischer Geschmack überrascht mich nicht. Natürlich konnte ich mir denken, dass du keine Liebesromane bevorzugen würdest.«
      »Mit dieser Lektüre wollte ich mir bloß die Zeit vertreiben - mangels anregender Gesellschaft.«
      Statt zu antworten, nahm er einen Schluck aus seiner Whiskeyflasche.
      »Musst du soviel trinken?«
      Spöttisch verzog er die Lippen. »Also habe ich nicht nur einen Blaustrumpf, sondern auch eine Gouvernante geheiratet.«
      »Bald wird das Dinner serviert.«
      »Ja, ich weiß - das ist im Preis für diesen Waggon mit eingeschlossen. Dafür habe ich bezahlt.«
      Sie schwieg, aber er spürte ihren prüfenden Blick. Immer noch verärgert über die unnötigen Ausgaben, sah er sich um. Dieser luxuriöse Schlafwagen kostete ihn ein paar hundert Dollar.
      Nicht nur sein männlicher Stolz hatte ihn veranlasst, Randolfs Geschenk zurückzuweisen. Er wollte den Manipulationen des arroganten Millionärs ein für allemal ein Ende bereiten. Von jetzt an würde der Mann aus Heathers Leben verschwinden. Sie gehört mir, dachte Sloan. Ob ich sie nun haben will oder nicht ...
      Sie schaute ihn immer noch an. Besorgt runzelte sie die Stirn. »Wie viel hast du für den Waggon bezahlt?«
      »Was für eine Rolle spielt das?«
      »Ich will wissen, wie viel Geld ich dir schulde.«
      »Dreihundert Dollar.«
      »So viel?« flüsterte sie bestürzt.
      »Du hast ja darauf bestanden, den Waggon zu benutzen.«
      »Aber du musstest nicht dafür bezahlen.«
      »Doch, weil ich nicht in der Schuld eines Mannes wie Randolf stehen möchte.«
      »Evan stellte mir den Waggon als Hochzeitsgeschenk zur Verfügung, um unserer langen Bekanntschaft willen.«
      »O nein - damit du dich ihm verpflichtet fühlst. Offenbar glaubt er immer noch, er hätte ein Recht auf dich. Aber jetzt bist du meine Frau.« Durchdringend starrte er sie an. »Und ich wäre dir dankbar, wenn du dich dran erinnern würdest.«
      »Ich dachte, du wolltest es vergessen.«
      »Wie könnte ich, nachdem mich das Privileg, dich heiraten zu dürfen, eintausendfünfhundert Dollar gekostet hat?«
      »Wie nett von dir, mich darauf hinzuweisen ... Ich werde dir jeden einzelnen Cent zurückzahlen.«
      »Wie denn?«
      »Vielleicht kann ich nähen oder den Kindern der Rancher Unterricht geben.«
      »Mit meiner Tochter und meinem Haushalt wirst du genug zu tun haben und keine, Zeit finden, um für andere Leute zu arbeiten.«
      »Irgendwie werde ich das Geld auftreiben. Diese Schulden sollen mich nicht mein Leben lang belasten. Außerdem möchte ich nicht von deiner Großzügigkeit leben.«
      Als der Streit schärfere Formen anzunehmen drohte, erschienen glücklicherweise zwei Schlafwagenschaffner und servierten das Dinner auf Silbertabletts. Höflich rückte Sloan seiner Frau einen Stuhl am Tisch zurecht. »Komm, Liebling, wir wollen essen.«
      Nur weil die Bahnbediensteten anwesend waren, schenkte sie ihm ein Lächeln und setzte sich an den hübsch gedeckten kleinen Tisch. Sekundenlang lag Sloans Hand auf ihrer

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