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Der Herzensbrecher

Der Herzensbrecher

Titel: Der Herzensbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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Pullman-Schlafwagen steigen wollten, eilte der Schaffner zu ihnen. »Mr. Sloan McCord?«
      »Ja?«
      »Sir - eine Nachricht von Mr. Randolf.« Sloan griff nach dem Kuvert. Aber der Mann schüttelte den Kopf. »Verzeihen Sie, Sir, Mr. Randolf hat mich beauftragt, den Brief der Dame zu übergeben.«
      Neugierig nahm Heather den blauen Umschlag entgegen. »Mrs. Sloan McCord«, stand darauf, und die ungewohnte Anrede verwirrte sie ein wenig. Aber dann erbrach sie das Siegel und begann zu lesen.
     
  Meine Liebe,
      mein Benehmen gestern Nachmittag war unverzeihlich. Das gebe ich bereitwillig zu. Zum Zeichen meiner Zerknirschung möchte ich Dir ein kleines Hochzeitsgeschenk anbieten. Es wäre mir eine große Ehre, wenn Du meinen Privatwaggon benutzen würdest. So schwer es mir auch fällt, ich akzeptiere Deinen Entschluß, meine liebste Heather. Allerdings fehlt es mir vorerst an der nötigen Gelassenheit, um Dir viel Glück in Deiner Ehe zu wünschen. Ich hoffe, McCord wird so gut für Dich sorgen, wie ich's nur, zu gern tun würde. Bitte, betrachte mich stets als Deinen Freund und wende Dich an mich, solltest Du jemals in eine Notlage geraten. In aufrichtiger Zuneigung,
      Evan Randolf.
     
  Unwillkürlich lächelte sie. Diese Großzügigkeit hatte sie ihm nicht zugetraut.
      »Was schreibt er denn?« fragte Winnie.
      »Mr. Randolf möchte uns seinen Privatwaggon zur Verfügung stellen.«
      »Oh, wie nett!« meinte Winnie.
      Sloan wandte sich zum Schaffner. »Sagen Sie Mr. Randolf meine Frau und ich werden sein Angebot nicht, annehmen.«
       Verärgert über seinen gebieterischen Ton protestierte Heather: »Aber es ist ein Hochzeitsgeschenk.«
      Winnie runzelte missbilligend die Stirn. »Sicher wärme es unhöflich, eine so freundliche Geste abzulehnen.«
      »Genau«, stimmte Heather ihr zu. »Und deshalb will ich's auch nicht tun.«
      »Dann werden wir den Waggon bezahlen«, stieß Sloan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Würden Sie Mrs. McCord in ihren Schlafwagen bringen?« bat er den Schaffner. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zum Fahrkartenschalter.
      »O Gott!« jammerte Winnie. »Vielleicht machst du einen Fehler, meine Liebe. Ich habe vergessen, wie stur manche Männer in ihrem Stolz sind.«
      Aber  Heather weigerte sich, in Gegenwart des Schaffners ihren Konflikt mit Sloan zu erörtern. Der Mann geleitete die beiden Damen zu einem Waggon am Ende des Zugs, und sie betraten einen elegant eingerichteten Raum. An beigen Seidentapeten hingen Spiegel mit vergoldeten Rahmen. Die Bettvorhänge aus Brokat und der Samtbezug einer Chaiselongue schimmerten in dunklem Rot.
      »Oh ...«, hauchte Winnie angesichts dieser dekadenten Atmosphäre.
      Bedrückt starrte Heather das breite Bett an und dachte an die Hochzeitsnacht.
      Der Schaffner stellte die beiden Koffer auf den Boden. »In einer halben Stunde fährt der Zug ab, Ma'am.«
      Nachdem er hinausgegangen war, wanderte Winifred im Waggon umher und inspizierte die Einrichtung etwas genauer. »Welch ein Luxus - und was für eine Verschwendung ...« Munter schwatzte sie drauflos, um ihre Freundin auf andere Gedanken zu bringen, und Heather war ihr dankbar. In wachsender Angst blickte sie dem Abschied von der alten Dame entgegen.
      Weinend umarmten sie sich. In den nächsten Monaten würden sie einander nicht wiedersehen.
      »Am liebsten würde ich dich begleiten«, schnüffelte Winnie.
      »Keine Bange, mir geht's gut.«
      »Ich werde dich schrecklich vermissen.«
      »Und ich dich, Winnie. Was du für mich getan hast, kann ich dir niemals vergelten.«
      »Unsinn, das hättest du auch für mich getan.«
      Als ein schriller Pfiff ertönte, stieg Winnie aus dem Waggon und blieb auf dem Bahnsteig stehen, um ihrer Freundin nachzuwinken.
      Langsam setzte sich die Lokomotive in Bewegung. Dichte Dampfwolken zogen an Heathers Fenster vorbei. Beklommen fragte sie sich, ob Sloan die Abfahrt des Zugs verpasst hatte. Wohl kaum, dachte sie, nachdem er so energisch darauf bestanden hatte, sofort nach Colorado zurückzukehren ... Selbst wenn er die Reise in Gesellschaft einer unerwünschten Ehefrau antreten musste - er würde den Zug niemals versäumen.
      Resignierend trat sie ans Fenster und beobachtete, wie der Waggon sein Tempo beschleunigte und sie in ein neues Leben entführte. Mit zitternder Hand winkte sie Winnie, bis die liebste Freundin aus ihrem Blickfeld verschwand. Dann setzte sie sich, um auf ihren

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