Der Herzensbrecher
Minencamp. Interessiert hörte Heather zu. Danach brachte sie Janna zu Bett, während die beiden Männer ins Arbeitszimmer zurückkehrten und bei einer Flasche Whiskey alte Erinnerungen auffrischten.
»Jetzt bin ich steinreich«, verkündete Wolf. »Diese Goldader gibt eine ganze Menge her.« Zögernd fügte er hinzu: »Die Rinderzucht ist nicht mehr das, was sie mal war. Versteh mich bitte nicht falsch – aber ich möchte dir einen Anteil geben. Wäre Doe noch am Leben, würde sie ihn bekommen.«
Entschieden schüttelte Sloan den Kopf. »Ich kann kein Geld von dir annehmen. Das weißt du ganz genau.«
»Nicht einmal Janna zuliebe? Immerhin bin ich ihr Onkel.«
»Keine Bange, ich sorge sehr gut für meine Tochter.«
Grinsend entblößte Wolf seine Zähne, die sich schneeweiß von der bronzebraunen Haut abhoben. »Natürlich, die McCords sorgen immer für ihre Frauen und Kinder. Das hast du mir bei deiner Hochzeit mit Doe unmissverständlich klargemacht. Schon gut, ich kümmere ich mich um meinen eigenen Kram. Aber wenn du jemals meine Hilfe brauchst, gib mir Bescheid.« Er nippte an seinem Whiskey und starrte nachdenklich vor sich hin. »Als ich von deiner zweiten Ehe erfuhr, wollte ich dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Aber nachdem ich Heather kennengelernt habe, finde ich deinen Entschluß richtig. Mit ihrer Hilfe wird sich Janna viel besser in der Welt weißer Menschen zurechtfinden.«
Wieder einmal verbarg Sloan seine Gedanken hinter einer kühlen Maske. Er wollte nicht über Heathers unbestreitbare Fähigkeiten reden und keine Vergleiche anstellen, die zu Does Ungunsten ausfallen würden. Seit er seiner zweiten Frau am Grab begegnet war, quälte ihn wieder die bittere Trauer, die in den letzten Wochen etwas nachgelassen hatte.
Beinahe fühlte er sich erleichtert, als Wolf sein Glas leerte und aufstand. »Wenn's dir nichts ausmacht, gehe ich jetzt schlafen. Morgen möchte ich möglichst früh nach Denver reiten.«
Auch Sloan trank seinen Whiskey aus und genoss das Feuer, das in seiner Kehle brannte.
Abwehrend hob Wolf eine Hand, als sein Schwager ihm zur Tür folgte. »Lass nur, du musst mir mein Zimmer nicht zeigen - ich kenne den Weg. Ich hole nur rasch meine Sachen aus dem Stall.«
Zögernd blieb Sloan stehen. Jetzt schlief Heather in diesem Raum. Er liebte Wolf wie einen Bruder. Gemeinsam hatten sie viele Abenteuer bestanden und Does Mörder gejagt. Aber Sloan wollte ihm trotzdem keine intimen Einzelheiten über sein Eheleben mit Heather verraten und nicht erklären, warum sie getrennt schliefen. »Ja, natürlich«, erwiderte er.
Während Wolf in den Stall ging, löschte Sloan die Lampen im Arbeitszimmer und stieg die Treppe hinauf. Unter Heathers Tür schimmerte Licht. Er klopfte an und trat ein.
In einem hochgeschlossenen jungfräulichen Nachthemd saß sie im Bett und las. Normalerweise verzichtete sie in diesen warmen Sommernächten auf ein Hemd. Aber weil ein fremder Mann im Haus war, glaubte sie offenbar, sie müsste einen gewissen Anstand wahren.
»Heute nacht schläft Wolf hier«, erklärte er brüsk. »Ich helfe dir, deine Sachen in mein Zimmer zu bringen.«
Verwirrt starrte sie ihn an, und er verstand den Grund ihrer Überraschung. In diesem Flur gab es noch zwei Gästezimmer. Eins wurde als Nähzimmer benutzt, das andere als Abstellraum. jetzt lehnten beide Betten zusammengeklappt an den Wänden.
»Es wäre zu mühsam, nur für eine Nacht ein Bett aufzustellen«, fügte er ungeduldig hinzu. »Außerdem braucht Wolf nichts über unsere eheliche Beziehung zu wissen. Morgen früh reitet, er nach Denver. Dann kannst du wieder hier einziehen.«
Heather stieg kommentarlos aus dem Bett, zog ihren Morgenmantel an und schlüpfte in die Pantoffeln. Während sie ihre Kosmetika und ihre Kleider zusammensuchte, glättete Sloan das Bettzeug. Dann brachten sie Heathers Sachen gemeinsam in sein Zimmer.
Nachdem Heather eine Lampe angezündet hatte, neigte sie sich über das Bettchen ihrer Stieftochter, die tief und fest schlief. Sie fand einen Platz für ihre Toilettenartikel, und Sloan hängte die Kleider in den Schrank. In der drückenden Stille sah sie, wie er das Bett betrachtete. Er wollte sie nicht hier haben. Das wusste sie. Und der Besuch, den sie dem Grab seiner ersten Frau abgestattet hatte, war genauso unerwünscht gewesen.
Als er sich zur Tür wandte, hielt ihn ihre leise, gepresste Stimme zurück. »Sloan - tut mir leid
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