Der Herzensbrecher
ich nicht.«
»Ich würde Janna gern mitnehmen. Allmählich muss sie ihre Ma kennenlernen.«
Unbehaglich schaute Heather zu ihm auf. Obwohl er Jannas Onkel war, zögerte sie, ihm das Kind anzuvertrauen. »Vielleicht sollte ich Sie begleiten.«
»Ich werde meine Nichte nicht entführen - falls Sie sich deshalb Sorgen machen«, erwiderte er und hob spöttisch die Brauen.
»Nein, aber ich bin für sie verantwortlich. Jetzt ist sie meine Stieftochter, und ich möchte sie nicht aus den Augen lassen.«
Forschend musterte er ihr Gesicht, und sie las eine gewisse Anerkennung in seinem Blick. »Ich glaube«, sagte er langsam, »Doe würde sich freuen, weil Sie so gewissenhaft für Janna sorgen.«
Während sie die restliche Wäsche aufhängte, spielte er mit dem Kind. Dann schlug sie ihm vor, den Buggy anzuspannen. Aber er entgegnete, man würde ein Pferd brauchen, um das Grab zu erreichen. Nachdem sie Rusty über ihre Absicht informiert hatten, brachen sie auf. Janna saß vor Wolf im Sattel, und Heather ritt im Damensitz auf einer sanftmütigen Stute.
Inmitten einer Wiese voller blauer Akeleien erhob sich der Grabstein aus grauem Granit, bewacht von hohen Espen, deren Laub im Wind zitterte.
Wortlos beobachtete Heather, wie Wolf abstieg und Janna zum Grab trug. Den Kopf gesenkt, hielt er stumme Zwiesprache mit seiner verstorbenen Schwester.
Nach einer Weile schwang sich auch Heather aus dem Sattel und folgte ihm. Bedrückt las sie die Inschrift: »Hier ruht Sleeping Doe, S. McCords geliebte Frau.«
»Sie hat es nicht verdient, so jung zu sterben«, sagte Wolf tonlos. Aber Heather spürte seinen Zorn.
»Wie war sie?«
»Sanft und still - und doch so lebhaft. Sie lachte sehr gern. In ihrer Nähe fühlte man sich immer froh und glücklich.«
»Sie hat Ihnen den Haushalt geführt, nicht wahr?«
»Ja, sie war fünf Jahre jünger Wir hatten dieselbe, Mutter, aber verschiedene Väter. Meiner war, ein Weißer, und er bildete mich zum Bergmann aus. Deshalb entging ich dem Schicksal, das Doe erlitt, als die Army alle Cheyennes zusammentrieb und ins Indian Territory jagte. Dort lebten sie in einem Reservat wie Gefangene. Unsere Mutter starb. Sobald ich das erfuhr, holte ich Doe in mein Minencamp. Während ich Gold schürfte, erledigte sie die Hausarbeit.« Er bückte sich und stellte das Kind auf die Füße. »Hier ist deine Ma begraben, Janna.«
»Das versteht sie sicher nicht«, warf Heather mit leiser Stimme ein.
»Vielleicht noch nicht. Aber sie wird's bald lernen. Sie sollte alles über ihre Mutter wissen.«
Das war auch für Sloan sehr wichtig. Heather pflückte eine Akelei und legte sie auf das Grab. Dann drückte sie eine zweite Blume in die Hand des kleinen Mädchens und bedeutete ihm, ihrem Beispiel zu folgen.
Ein Wiesenstärling zwitscherte. Sofort hob Wolf den Kopf, als würde er eine Gefahr wittern. Außer dem Vogelgesang hatte Heather nichts gehört. Aber als sie sich umdrehte, sah sie Sloan über die Wiese reiten.
Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Welch ein unglückseliger Zufall, dass er sie hier antraf ... Sie fühlte sich wie Blaubarts Frau, die den Geheimnissen in der Vergangenheit ihres Mannes nachspionierte.
Trotz seiner ausdruckslosen Miene blieb ihr sein Ärger nicht verborgen. Er stieg ab und warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann ignorierte er sie und wandte sich an seinen Schwager.
»Rusty hat mir gesagt, ich würde dich hier finden.«
»Ja, ich Wollte Doe besuchen und Janna zu ihrer Ma bringen.«
Sloan nahm seinen Hut ab. Eine Zeitlang blieb er vor dem Grab stehen, den Kopf gesenkt, bevor er Janna auf sein Pferd hob. Sie ritten den Hang herab, und während die beiden Männer Neuigkeiten austauschten, schwieg Heather.
Offensichtlich war Wolf auf eine ergiebige Goldader gestoßen, und nun wollte er sein unverhofftes Glück in Denver feiern. Sloan schien sich ehrlich über den Erfolg seines Schwagers zu freuen. »Höchste Zeit, dass du dich mal amüsierst, statt immer nur wie ein Einsiedler in den Bergen zu leben!« hänselte er ihn.
Heather spürte, wie gut sich die beiden verstanden. Kein Wunder - sie hatten dieselbe Frau geliebt.
Als sie das Haus erreichten, ging sie mit Janna in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Inzwischen setzten Sloan und Wolf ihr Gespräch im Arbeitszimmer fort, und eine Stunde später bat sie die beiden zu Tisch.
Beim Dinner erzählte Wolf von seinem Alltag im
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