Der Herzog und seine geliebte Feindin
vernünftig, Miss Pursling.“
„Das bin ich. Sind Sie gekommen, mich ins Bockshorn zu jagen?“
Die Herzogin schüttelte den Kopf. „Ich müsste schon sehr verblendet und romantisch sein, um in meiner Lage anzunehmen, dass einen Wutanfall im Beisein der zukünftigen Braut meines Sohnes zu bekommen etwas an dem Ende ändern könnte. Sie kennen das Risiko. Mein Sohn kennt die Wahrheit. Ich habe mein bestes Angebot gemacht, aber es war nicht genug. Die Welt kümmert sich selten um meine Vorlieben. Wenn sich etwas nicht so entwickelt, wie es mir am liebsten wäre, bleibt mir nur eines zu tun übrig.“ Während sie das sagte, hob sie ihre Scheibe Toast und biss vorsichtig ab.
„Was ist das?“, fragte Minnie.
Die Herzogin schluckte einen Bissen mit einem leisen Stirnrunzeln herunter, legte den Toast wieder hin und rührte dann ihren Tee um. „Mögen Sie Katzen, Miss Pursling?“
Minnie blinzelte einen Moment verwirrt von dem plötzlichen Themawechsel. „Ich habe sie gerne, allerdings wünschte ich, Pouncer würde aufhören, Mäuseleber auf meinem Bett zu hinterlassen.“
Die Herzogin tat die Nagetierinnereien mit einer eleganten Handbewegung ab. „Haben Sie je erlebt, dass eine Katze sich entschuldigt hätte oder zugegeben, sich geirrt zu haben?“
„Katzen sprechen nicht“, warf Caro ein, ergriff zum ersten Mal heute Morgen nach Ankunft der unerwarteten Besucherin das Wort.
Die Herzogin blickte auf und starrte sie an. „Eine Frau, die imstande war, ihrer berühmt-berüchtigten Nichte über ein Jahrzehnt lang Sicherheit zu gewähren, wird doch sicher mit bildhafter Sprache keine Schwierigkeiten haben.“ Sie wandte sich wieder zu Minnie um. „Haben Sie je beobachtet, wie eine Katze einer Maus auflauert, springt und sie verfehlt?“
„Natürlich.“
„Und, was tut die Katze dann?“ Sie wartete eine Antwort nicht ab. „Sie tut so, als sei es von Beginn an ihr Plan gewesen , ihr Opfer zu verfehlen. ‚Ja‘, sagt sie, ‚die eine lasse ich laufen als Warnung für alle anderen. Jetzt werde ich mir die nächsten fünf Minuten die Pfoten lecken, genauso wie ich es vorhatte.‘“
„ Das sagt sie?“, erkundigte sich Minnie unschuldig.
„Bildlich gesprochen. Worauf ich hinaus will, ist, seien Sie die Katze. Alle Welt respektiert Katzen.“
„Nun, genau genommen“, bemerkte Eliza, „zur Zeit der Schwarzen Pest …“
Die Herzogin streckte eine Hand aus. „Verderben Sie bitte nicht mein vollkommen zutreffendes Bild mit unwesentlichen Fakten!“, verlangte sie barsch. „Dafür besteht keine Notwendigkeit.“ Wieder konzentrierte sie sich auf Minnie. „Ich habe beschlossen, dass Sie und mein Sohn die Flitterwochen in Paris verbringen müssen.“
Dieser jähe Themenwechsel verwirrte Minnie, sodass sie den Kopf schüttelte. „Das scheint … romantisch . Sind Sie sich sicher?“
„Genau“, erwiderte die Herzogin. „Es scheint romantisch zu sein, und so wenig ich eigentlich von Romantik halte, bin ich mir doch darüber im Klaren, dass Sie diesen Anschein von Romantik dringend benötigen.“ Sie schürzte die Lippen und blickte dann auf die Wand.
Wenn Minnie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geglaubt, dass die Frau verlegen wirkte. Sie sprach schließlich wieder – zum ersten Mal, ohne Minnie direkt anzusehen.
„Zweitens“, fuhr sie fort, „sollten Sie vielleicht in Erwägung ziehen, die Ehe nicht zu vollziehen.“
„Was? Warum? Damit sie annulliert werden kann?“
Die Herzogin verdrehte die Augen. „Das ist ein schreckliches Gerücht. Sie können eine Ehe nicht einfach wieder auflösen, bloß weil sie nicht vollzogen wurde. Glauben Sie mir – ich habe jeden Anwalt befragt, wie man eine Ehe beenden kann. Ich kenne die Gesetze dazu in- und auswendig. Ich halte es nur für besser, wenn Ihr erstes Kind nicht früher als zehn oder elf Monate nach der Hochzeit zur Welt kommt. Lassen Sie niemanden glauben, Sie hätten geheiratet, weil ein Kind unterwegs war. Anderenfalls werden die Leute reden. Jahrzehntelang.“
„Ist das wieder bildhaft gesprochen?“, warf Caro ein.
„Erfahrung“, erwiderte die Herzogin grimmig. „Robert war ein Achtmonatskind.“
Minnie verschluckte sich und schloss die Augen, versuchte das, was das hieß, wieder aus ihrem Kopf zu bekommen.
„Er ist zu früh gekommen“, erklärte die Herzogin gelassen. „Erstgeburten sind das oft. Ich musste in den letzten achtundzwanzig Jahren mehrmals darauf verweisen, daher wird es wohl stimmen.“ Sie fixierte
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