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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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auch wenn Sie Ihrem Gegenüber nicht wirklich Freude wünschen. Es ist schließlich bloß eine Höflichkeitsfloskel. Ich werde nicht hineinlesen, dass Sie irgendetwas damit meinen – genauso wie Sie wissen, dass es mich nicht wirklich interessiert, ob Sie froh sind.“
    „Ich habe gar nicht geglaubt, dass Sie mir wirklich Freude wünschen“, antwortete Grantham. „Ich habe angenommen, Sie beschrieben einfach Ereignisse, wie Sie sie sehen. Sagen Sie mir, Miss Charingford, ist Weihnachten wirklich für Sie ein frohes Fest?“
    Lydia wurde rot. Nicht alle ihre Erinnerungen an Weihnachten waren schön. Um ehrlich zu sein, rief Weihnachten Erinnerungen an die schlimmsten Momente in ihren Leben wach. Vor sechs Jahren, als sie ihr Zuhause hier zusammen mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin verlassen hatte, um in ein einfaches gemietetes Haus in Cornwall einzuziehen – und dann diese furchtbare Nacht, in der die Krämpfe gekommen waren …
    „Ja“, bekräftigte sie nachdrücklich. „Ja, das ist es. Weihnachten ist eine Zeit der Freude.“
    Er lachte wieder, leise … spöttisch, fand sie, als ob er nicht nur das Geheimnis kannte, das sie vor ganz Leicester verschwieg, sondern auch das eine, das sie in ihrem Herzen verborgen hielt. Er lachte, als wäre er in dieser schicksalshaften Nacht dabei gewesen. Die Nacht, in der das genaue Gegenteil von Weihnachten geschehen war – eine Nacht, in der ein junges Mädchen, das keinesfalls mehr Jungfrau war, eine Fehlgeburt erlitt. Da hatte es Blut und Tränen statt himmlischer Chöre gegeben.
    „Ausgerechnet Sie … Sie sollten sich bei diesen gnadenlosen Glückwünschen zurückhalten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sie wissen, dass es gleichgültig ist, ob Sie mir Gutes wünschen oder ich Ihnen Freude.“
    Lydia zog die Augenbrauen hoch. „Ausgerechnet ich?“ Er hatte praktisch ausgesprochen, was sie dachte. Manchmal schien es, als wisse er genau, was ihr durch den Kopf ging – und wenn er es dann aussprach, schien es fast so, als ob er darauf abzielte, dass sie sich schlecht fühlte. Lydia entblößte ihre Zähne in einem erzwungenen Lächeln. „Was meinen Sie damit? Habe ich etwa weniger ein Recht auf gute Laune als jeder andere Mensch?“
    „Weniger Recht? Nein. Weniger Grund hingegen vielleicht …“
    „Ich kann mir leider nicht vorstellen, was Sie mit diesen verschleierten Bemerkungen andeuten wollen.“
    Er schaute ihr in die Augen, hob sardonisch eine Braue. „Dann will ich den Schleier wegziehen. Ich spiele selbstverständlich auf den Mann an, der Sie mit seinem Kind geschwängert hat, während sie selbst praktisch noch eines waren.“
    Sie schnappte nach Luft.
    „Es wundert mich jedes Mal, Miss Charingford, wenn Sie für ein Mitglied meines Geschlechtes ein freundliches Wort haben. Dass Sie das haben – und zwar oft – versetzt mich in nicht nachlassen wollendes Erstaunen.“
    Der Raum war bis auf sie beide leer, und er stand nur zwei Fuß von ihr entfernt. Er hatte leise gesprochen, und es bestand nicht die geringste Gefahr, dass sie gehört wurden. Doch das war egal. Lydia ballte die Hände zu Fäusten. Das Lächeln, das sie sich eben noch mit Mühe hatte abringen können, war vergessen.
    „Wie können Sie es wagen?“, zischte sie. „Ein Gentleman würde sich bemühen, zu vergessen, dass er davon weiß.“
    Er schien von der Anschuldigung nicht sonderlich getroffen. „Aber sehen Sie, Miss Charingford, ich muss zu allererst Arzt sein, bevor ich es mir erlauben darf, Gentleman zu sein. Ich erinnere mich dieser Sache nicht, um Sie moralisch zu verurteilen. Ich nenne es einfach als medizinische Tatsache, eine die für die weitere Behandlung von Bedeutung sein kann. Gewisse weibliche Beschwerden beispielsweise …“
    Lydia bebte vor Empörung. „Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Sie werden mich nie als Patientin behandeln. Niemals.“
    Dr. Grantham wirkte durch ihren Ausbruch nicht gekränkt. Er schüttelte nur langsam den Kopf und bedachte sie mit einem Lächeln, das ihr irgendwie … unartig schien. „Niemals?“, fragte er. „Wenn Sie also von einem durchgehenden Hengst niedergetrampelt werden, erwarten Sie da wirklich, dass ich Ihren Eltern mein aufrichtiges Beileid ausspreche? ‚Nein, nein‘, soll ich dann wohl sagen, ‚ich konnte unter keinen Umständen verhindern, dass Ihre Tochter verblutet – meine Berufsehre verbietet es mir, jemanden zu behandeln, der das unmissverständlich abgelehnt hat?‘“
    Er lachte wieder über sie.

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