Der Herzog und seine geliebte Feindin
hatte, dass sie seine Freunde mochte. Es war so willkommen gewesen wie ein Sonnenaufgang.
„Er hat eine Nachricht geschickt“, bemerkte sie schließlich. „Er hat vorgeschlagen, dass wir uns morgen Nachmittag treffen. Ich werde da sein, Marybeth Peters …“
„Und der Duke of Clermont.“ Lydia lächelte. „Ich habe dabei so ein Gefühl, Minnie.“
Sieh nach oben.
Minnie legte erneut die Arme um ihren Oberkörper. „Nicht. Hab kein Gefühl. Ich kann es mir nicht erlauben.“
Lydia schüttelte nur den Kopf. „Natürlich kannst du das nicht. Daher muss ich für dich fühlen.“
Kapitel Zwölf
M INNIE KOSTETE ES AM NÄCHSTEN T AG KEINE M ÜHE, den Duke of Clermont in eine fast ungestörte Unterhaltung zu verwickeln. Schließlich verteilte man Handzettel am besten zu zweit – und nachdem das festgelegt worden war, tat sich Lydia mit Marybeth Peters zusammen und überquerte mit den Blättern und Kleistertopf in der Hand die Straße, ließ Minnie mit dem Herzog allein.
Natürlich nicht wirklich allein. Erst einmal befanden sie sich auf einer öffentlichen Straße, und Lydia und Marybeth waren in Rufweite auf der anderen Seite von Haymarket. Leute waren unterwegs. Ein Mann verkaufte an der Straßenecke Esskastanien. Ein paar Jungen hatten auf den Pflastersteinen ein Feuer angezündet, in das sie immer wieder Reste nachlegten.
Aber Minnie wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Was führte er im Sinn? Er hatte ihr den Brief gegeben. Er hatte ihr verraten, dass er sie begehrte, und ihr liefen immer noch Schauer über den Rücken, wenn sie an den Ausdruck in seinen Augen dachte, als er diese Worte gesagt hatte. Und dann verwendete er ihre Worte in seinem Flugblatt, verfinsterte damit die Wolke des Verdachts, die über ihr schwebte.
Statt zu versuchen, sich darüber klar zu werden, reichte sie ihm den Kleistertopf. „Was wissen Sie von körperlicher Arbeit?“
„Äh …“ Seine Augen funkelten. „Ich habe darüber gelesen. Ich habe die Fabriken besichtigt, die ich von meinem Großvater geerbt habe. Und ich habe darauf Wert gelegt, mit den Arbeitern zu sprechen, wenn es sich einrichten ließ.“
„Aber Sie haben sie noch nie tatsächlich erledigt.“
„Nein, nicht wirklich.“
Minnie reichte dem Herzog ein Holzstöckchen. „Glückwunsch“, bemerkte sie. „Sie stehen kurz davor, sich auf eine neue Ebene hinab zu begeben.“
„Ich kann es kaum erwarten.“ Er nahm den Kleistertopf leicht unsicher entgegen und folgte ihr über den Gehsteig. An der ersten Straßenecke blieb sie stehen und hielt einen Handzettel hoch.
„Was soll ich tun?“, fragte er.
„Sie nehmen den Kleister“, erläuterte sie ihm, „und bestreichen damit die Rückseite des Zettels. Ich klebe das Blatt dann an die Mauer.“
„Einfach so?“ Er schraubte den Deckel von dem Topf, tauchte das Stöckchen ein und klatschte die weiße Masse auf den Zettel in Minnies Hand.
„Sie sind ein unsauberer Kleisterer.“ Sie wandte sich von ihm ab, drückte das Blatt auf den Ziegelstein und ging weiter.
Sie glaubte nicht, dass er ihr absichtlich Probleme bereiten wollte. Er schaute sie an, als sei nichts gewesen. Und für ihn hatte sich ja auch nichts geändert. Sie hatten einander im Zug angelächelt, und sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn mochte.
Im Wegdrehen hatte sie ihn aus dem Augenwinkel über ihre Worte lächeln sehen. Sein Lächeln war wie ein Blitz in der Nacht, rasch und flüchtig, beleuchtete eine ganze Landschaft für ein paar kurze Augenblicke, bevor es wieder verschwand. Lächeln wie diese, erinnerte sie sich grimmig, sahen vielleicht schön aus, aber sie hinterließen trotzdem ein Häuflein Asche und Schutt.
„Gut“, sagte er dicht hinter ihr mit leicht belustigter Stimme. „Sie wissen ja, was man sagt. Es ist noch kein Kleister vom Himmel gefallen.“
Sie blinzelte. „Kalauer“, erklärte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen, „sind die billigste Form von Humor.“
„Nicht, wenn ein Herzog sie sagt.“
Sie hielt ihm einen weiteren Zettel zum Kleistern hin und klatschte ihn dann an die Mauer, hielt ihn noch einen Moment dort fest, um sich zu vergewissern, dass er klebte. „Sind Sie Herzog?“, fragte sie. „Ich hätte glatt gedacht, Sie seien ein Esel.“
Seine Gnaden, der Duke of Clermont verriet durch kein Anzeichen, dass er sie gehört hatte. Stattdessen fasste er den Kleistertopf in seiner Hand fester und lächelte. „Sollen wir zur nächsten Ecke weitergehen? Miss Peters und Miss Charingford sind
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