Der Herzog und seine geliebte Feindin
zählt. Dennoch ist mir aufgefallen, wenn sie in der Nähe ist, sehe ich lieber sie an als irgendjemand anderen.“
Er legte ihr zwei Finger auf die Wange, und Minnie schnappte unwillkürlich nach Luft. Sie würde ihn nicht anschauen. Dann würde er die Sehnsucht in ihrem Blick erkennen und dann …
„Sie hat etwas, was mich fasziniert. Etwas, was sich nicht in Worte fassen lässt. Vielleicht ist es ihr Haar, aber ich habe versucht, ihr das zu sagen, und sie hat mir geantwortet, ich sei albern. Vermutlich stimmt das sogar. Vielleicht sind es auch ihre Lippen. Vielleicht ihre Augen, obwohl sie mich nur so selten ansieht.“
Die Finger auf ihrer Wange glitten abwärts zu ihrem Kinn. Minnie stand wie festgefroren.
„Sie ist klug“, murmelte er. „Jedes Mal, wenn ich sie treffe, merke ich, dass ich ihren Scharfsinn unterschätzt habe. Sie bringt mich völlig durcheinander.“
Es waren nur Worte – Worte, die jeder Mann sagen würde, um einer Frau den Kopf zu verdrehen. Nur Worte. Sie bedeuteten nichts, nicht wirklich.
Aber das stimmte gar nicht. Es waren nicht nur Worte. Niemand hatte sie je zu ihr gesagt. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie sie hören wollte, bis er sie ausgesprochen hatte. Jetzt steckten sie wie ein Messer zwischen ihren Rippen. Sie sehnte sich danach, dass sie wahr wären – sehnte sich so heftig danach, dass jeder Atemzug schmerzte.
„Was versuchen Sie mir damit zu sagen?“, fragte Minnie seine Westenknöpfe. Ihre Stimme wankte nicht, sie zitterte nicht. „Dass Sie mir unterlegen sind? Das haben wir doch bereits festgestellt.“
„Natürlich. Ich bin überwältigt.“ Er streichelte ihr ganz leicht die Wange. „Das männliche Geschlecht einer jeden Spezies hat einen tiefgreifenden Makel. In dem Augenblick, wenn wir am meisten etwas Kluges und Beeindruckendes sagen wollen, strömt alles Blut aus unserem Kopf.“
„Ach wirklich?“
„Das ist eine Tatsache“, sagte Seine Gnaden. „Erregung macht mich dumm. Dann sage ich idiotische Sachen wie ‚ich mag Ihren Busen‘ und ‚Hilfe, wir hatten einen Kleisterunfall‘. Ich verspüre den Wunsch, in Ihrer Nähe zu bleiben, obwohl ich genau weiß, dass ich Ihnen hoffnungslos unterlegen bin und Sie am Ende gewinnen werden.“ Er senkte die Stimme. „Sehen Sie, ich will Ihnen dabei zusehen.“
Sie schluckte. Und in diesem Moment glaubte sie ihm. Dass sie am Ende gewinnen würde, irgendwie triumphieren und einer Zukunft entgegen gehen, die so unglaublich hell war, dass es sie blendete, auch nur daran zu denken.
„Obwohl ich weiß, dass ich dumme Sachen sagen werde“, erklärte er. „Und Sie offenkundig sogar mit Kleister bewerfe.“ Es entstand eine Pause. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich. „Himmel, das war dämlich.“
„Ich dachte, es gäbe … Sachen … die der männliche Teil der menschlichen Art bezüglich dieser körperlichen Unzulänglichkeiten unternehmen könnte.“
Er berührte sie weiter, ließ diese zwei Finger an ihrem Kinn. Sie konnte ihn wirklich nicht anschauen, während er sprach. Ihr ganzes Gesicht wurde heiß, wenn sie nur daran dachte, was wohl dazu gehören würde.
„Nicht hier“, sagte er und klang belustigt. „Nicht jetzt.“
Sein Daumen glitt ganz zart über ihre Lippe, erinnerte schwach an einen Kuss.
„Und leider“, sagte er sehr leise, „nicht mit Ihnen.“
Oh nein, jetzt stand sie in Flammen. Ihre Haut schien zu brennen. Sie spürte, wie sie unter ihren Röcken feucht wurde, aber das erfüllte sie nur mit Trauer.
Sie hatten beide den Augenblick richtig gedeutet. Minnie war von zu guter Herkunft, als dass er sie in sein Bett nehmen konnte, aber gleichzeitig nicht so hoch geboren, dass er sie heiraten konnte. Damit durfte sie nichts für ihn sein, ein Nichts in Röcken. Was auch immer zwischen ihnen war, es war sowohl herzzerreißend echt – und ganz unmöglich.
Seine Stimme war rau, als er wieder sprach. „Also schlagen Sie mich in Stücke. Gewinnen Sie. Überwältigen Sie mich, Minnie. Und wenn wir allein sind …“
Seine Finger berührten wieder ganz leicht ihr Kinn.
„Wenn wir allein sind“, flüsterte er, „sehen Sie nach oben, greifen Sie nach den Sternen.“
Er hätte ihr Kinn anheben können, sie zwingen, das zu tun. Aber sein Zeigefinger blieb wahr und fest auf ihrem Gesicht. Er wartete, und am Ende konnte Minnie nicht anders. Sie schaute hoch.
Sein Blick fand ihren. Ein Willkommen.
„Hallo, Minnie.“ Er lächelte nicht. Er lehnte sich nicht einmal zu
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