Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
Vom Netzwerk:
uns schon ein ganzes Stück vorausgeeilt.“ Er sah sie an. „Voraus gekleistert“, verbesserte er sich.
    Sie würde sich auf keinen Fall dazu verleiten lassen, mit ihm zu lachen und unangemessene Witze über Kleister zu machen. Minnie presste die Lippen zusammen und marschierte die Straße entlang.
    Er folgte ihr. „Ist etwas … nicht in Ordnung? Haben Sie meinen Brief gelesen?“
    „Ja“, antwortete sie ihm. „Ich habe alles gelesen, was Sie geschrieben haben. Und ich bin wütend auf Sie.“
    „Aber, aber“, mahnte er sie, „nur nicht so hastig.“ Er lachte leise – aber er hörte sofort damit auf, als sie sich zu ihm umdrehte und er ihren Gesichtsausdruck sah. Sein Lächeln verschwand. „Oh. Sie sind wirklich böse auf mich. Habe ich etwas falsch gemacht?“
    Hatte er etwas falsch gemacht? Am liebsten hätte sie ihn geboxt. „Ihr letztes Meisterwerk. Ich kann nicht glauben, was Sie da geschrieben haben.“
    Verwirrt zog er die Nase kraus. „Warum? Weil ein Streik Ihren Freunden schaden würde? Weil Ihnen egal ist, unter welchen Bedingungen die Arbeiter schuften? Oder glauben Sie, ich hätte sie nicht schreiben sollen? Dass ich besser geschwiegen hätte und in meinen Gedanken gewatet …“
    „Ach, um Himmels willen“, rief sie empört. „Wenn ich glaubte, dass Sie diese verflixten Flugblätter nicht schreiben sollten, dann hätte ich Ihren Brief schon längst dem Stadtrat vorgelegt. Manchmal würde ich auch am liebsten schreien – so laut ich nur kann, egal, wer mich hört. Ich bin wütend, weil Sie bei Ihrem letzten Schrieb meine Worte verwendet haben. Meine Worte! “
    Er blinzelte verwirrt. „Oh.“ Er biss sich auf die Lippen. „Das. Nun, in gewisser Weise habe ich das vermutlich wohl wirklich getan. Warum auch nicht. Es sind gute Worte.“
    „Jetzt bitte keine Haarspalterei. Haben Sie Stevens nicht gehört? Er hat mir bereits radikale Gesinnung unterstellt. Warum benutzen Sie einen Ausdruck, den Sie von mir gehört haben? Begreifen Sie nicht, wie unmöglich mein Leben sein wird, wenn der Verdacht auf mich fällt?“
    Da die Arbeiter in den Fabriken waren, bis der schrille Pfiff ertönte, war es ruhig auf den Straßen. Ein paar Frauen waren unterwegs zum Kolonialwarenhändler, eine abgearbeitete Wäscherin kam mit einem Wäschesack auf der Schulter vorbei. Das rhythmische Dröhnen der Maschinen ein paar Straßen weiter ließ die Umgebung leiser erscheinen, übertönte dumpf alle anderen Geräusche.
    „Ich bin außer mir vor Angst“, erklärte sie, „während Sie nichts zu befürchten haben. Das ist nicht fair.“
    Auf der anderen Seite des Kopfsteinpflasters und etwa zehn Meter vor ihnen brachten Lydia und Marybeth in regelmäßigen Abständen die Handzettel an.
    „Und?“, wollte sie wissen, hob die Hand mit dem Zettel. „Verschwenden Sie keine Zeit. Ich brauche Kleister.“
    „Miss Pursling“, sagte er förmlich. „Ich entschuldige mich.“
    Für diesen Ausflug hatte er sich für einfachere Kleidung aus einem gröberen Stoff entschieden, aber der Schnitt war trotzdem makellos. Um den Hals hatte er sich einen weichen rotbraunen Schal gewickelt. Seine Kleidung ließ ihn nicht wie einen Herzog aussehen, sondern wie einen Schurken mit blondem Haar – schalkhaft und vielleicht auch ein bisschen unartig. Die Sorte Mann, die ein Mädchen dazu verleiten konnte, mit ihm am Abend auszugehen, dem er dann heimlich Schlucke aus seiner Schnapsflasche anbieten würde. Es wäre nur zu einfach, in seiner Nähe beschwipst zu werden.
    Er wirkte ernst, und sie wollte ihm glauben. „Sie entschuldigen sich dafür, dass Sie mich in Gefahr gebracht haben?“
    Er klang auch ganz ernst und aufrichtig, zumal mit dem leicht verlegenen Lächeln um den Mund. Dann sah er zu ihr auf. Er rührte mit dem Stock im Topf und hob ihn dann mit einem dicken Kleisterklecks auf der Spitze hoch.
    „Nein.“ Seine Worte klangen betrübt, aber seine Augen glitzerten. „Nicht dafür. Hierfür.“
    Und damit spritzte er den Kleister auf sie. Sie konnte gerade noch den Zettel schützend vor sich halten. Der Kleister traf die eine Ecke, sodass es in alle Richtungen spritzte.
    Sie starrte ihn ungläubig an. „Mir war nicht bewusst“, erklärte sie frostig, „dass zwölfjährige Lausebengel neuerdings einen Sitz im Oberhaus haben dürfen.“
    Er zwinkerte ihr zu, wandte sich dann an die Frauen auf der anderen Straßenseite und winkte ihnen. „Wir müssen rasch zur Wasserpumpe dort drüben in der Straße“, rief er ihnen

Weitere Kostenlose Bücher