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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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den geschützten Südlagen, bis sie fand, wonach sie Ausschau hielt – eine Stelle mit den letzten gelben Stiefmütterchen, verborgen zwischen Getreidestoppeln.
    Und sie pflückte sie alle.

    W ENN HINTER DER DICKEN N EBELDECKE UND DEM R AUCH AM H IMMEL S TERNE STANDEN, so konnte Robert sie nicht sehen. Er war aus der Kutsche gestiegen und hatte sich dann umgedreht, um Violet herauszuhelfen. Die Straßenlaternen spendeten nur stumpfes Licht, das gerade ausreichte, dass man eine größere Gruppe Leute vor den Eingangsstufen der New Hall erkennen konnte. Nachts wirkte alle Kleidung schwarz, was den Anschein einer Beerdigung erweckte. Der Eindruck wäre überzeugend gewesen, wenn nicht die Sprechchöre wären.
    „Ach, gut“, erklärte Sebastian neben ihm. „Da ist eine Menschenmenge.“
    „Ein Mob“, verbesserte Robert ihn.
    Sebastian rieb sich sichtlich erfreut die Hände. „Wenn ich Vorträge halte, ist es meistens so. Sind das da Ziegen?“
    Das hatte er richtig erkannt. Auf dem Marktplatz außerhalb der Halle hatte jemand zwei behelfsmäßige Gehege aufgebaut. An beiden waren Plakate befestigt, aber im Dunkeln konnte er nicht lesen, was darauf stand. Dennoch, in einem dieser umzäunten Bereiche waren Ziegen – fast ein Dutzend Tiere, die sich aneinander drängten und meckerten.
    Das andere Gehege war seltsamerweise mit Kindern gefüllt. Kleine Kinder und es waren mehr als die Ziegen. Robert runzelte die Stirn, während er näher kam. Die größten der Kinder reichten ihm kaum bis zur Hüfte. Das jüngste konnte gerade mal laufen, stolperte grimmig entschlossen den anderen hinterher. Von den Kindern kam kein Lärm. Die Rufe und Sprechchöre kamen alle von den umstehenden Erwachsenen.
    Als sie die Gehege erreichten, konnte Robert endlich lesen, was auf den Pappschildern stand.
    DAS HIER SIND TIERE, stand auf dem Plakat, das an dem Ziegengehege befestigt war. Das Schild an dem mit den Kindern trug die Aufschrift: DAS HIER NICHT.
    Robert blickte zu Sebastian. Sein Cousin lächelte nicht – er genoss es immer, einen Aufruhr anzuzetteln, bis die Stimmung überkochte – aber sein Lächeln enthielt dieses Mal eine gewisse Schärfe. Sebastian machte einen Schritt vor, bis er vor den Kindern stand.
    Die Kinder waren wesentlich verwirrter als die Ziegen. Ein kleiner Junge hatte seine Hände auf die mittlere Querstange des Zaunelementes gelegt. Er trug nur eine dünne Jacke und fadenscheinige Handschuhe. Wenn er eine Mütze gehabt hatte, dann war sie heruntergefallen. Seine Augen schienen in der kalten Nachtluft zu glänzen und sein Atem bildete kleine Wölkchen.
    Sebastian bückte sich, und das Geschrei wurde doppelt so laut. „Wir sind keine Tiere“, rief eine Frau. „Wir sind keine Tiere.“
    Sie schrien nicht Sebastian an. Niemand aus den Sprechchören erkannte ihn. Für sie war er einfach nur ein weiterer Gentleman, der das Spektakel beobachtete. Nur ein weiterer Grund, ihre Stimmen zu erheben. Langsam wickelte sich Sebastian seinen Schal vom Hals. Ohne ein Wort zu sagen, legte er ihn dem kleinen Burschen um den Hals. Durch den viel zu großen Schal wirkte der Junge noch kleiner und jünger. Sebastian nickte wortlos und wandte sich dann zum Gehen.
    „He, was tun Sie da?“, kreischte eine Frau in der Nähe. „Das ist mein Sohn. Wir brauchen Ihre Almosen nicht.“
    Sebastian ging weiter.
    „Wenn Sie gehen und sich den Vortrag des Wahnsinnigen heute Abend anhören“, rief die Frau ihm nach, „droht Ihnen der Verlust Ihrer Seele. Wir wollen hier nichts von diesen Teufelslehren hören.“
    Sebastian schaute nicht zurück. Die Frau sah ihm nach, stemmte sich die Hände in die Hüften. Sie spitzte die Lippen und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf ihre Röcke. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihrem Sohn um. „Warum hockst du da wie ein Sack Mehl?“ Sie fasste das eine Ende von Sebastians Schal und zog daran. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst rufen. Ich will dich rufen hören. Komm, versuch es: Ich bin kein … “ Sie brach mitten im Satz ab, wollte ihrem Sohn gerade Sebastians Schal abnehmen, als Robert sich neben sie stellte. Sie schaute zuerst auf seine Stiefel, ließ ihren Blick über seine Hosenbeine aufwärts wandern, bis sie ihm in das Gesicht sah.
    „Madam“, sagte Robert, „wissen Sie zufällig, wie kalt es heute Abend ist?“
    Sie schien überrascht. „Nein. Aber ich glaube, da um die Ecke ist ein Thermometer …“
    „Es hat knapp über null Grad – es friert fast, und es wird

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