Der Herzog und seine geliebte Feindin
vermutlich noch kälter werden.“
Sie warf ihm einen gekränkten Blick zu. „Wenn Sie das bereits wissen, warum fragen Sie mich überhaupt?“
Er sah erneut zu dem Jungen. Die Nasenspitze des Kindes war rot und tropfte von der Kälte. „Sie haben kein Recht, irgendjemandem Vorwürfe zu machen wegen der Behandlung von Tieren“, erklärte Robert bitter. „und am allerwenigsten meinem Cousin.“
Sie runzelte verwirrt die Stirn, und er ging, die Hände zu Fäusten geballt. Hinter ihm erklangen wieder die Sprechchöre. Wir sind keine Tiere. Wir sind keine Tiere.
Sebastian liebte es, andere zu reizen. Er konnte andere mit Genuss auf die Palme bringen. Aber er war nie gedankenlos gewesen oder so hartherzig grausam wie die Frau eben mit ihrem eigenen Kind. Es ärgerte Robert, dass seinem Cousin in den Augen dieser Leute der Verlust seiner Seele drohte, dabei war es nicht er, der Kinder in ein Gehege einpferchte und behandelte wie Vieh, nur um des Effektes willen.
Er war dankbar, die Menge hinter sich lassen zu können. Im Saal war es wärmer und trockener. Als sich die Türen hinter ihm schlossen, war das meiste von dem Lärm draußen geblieben. Er fand Miss Pursling in einer der hinteren Reihen, wo sie am Gang neben ihrer Freundin saß. Mit den Händen umklammerte sie die Sitzkante. Er blieb bei ihr stehen.
„Miss Pursling“, sagte er. „Wir haben Plätze in der ersten Reihe, wenn Sie und Miss Charingford sich uns anschließen wollen.“
„Nein, danke.“ Ihre Stimme war kühl. „Ich … ich mag keine Menschenmengen. Wenn ich gewusst hätte, dass es so schlimm wird, wäre ich nicht gekommen. Wenn es einen Weg gäbe, jetzt noch zu gehen …“
Sie presste die Lippen aufeinander. Es war in dem schwachen Licht aus dem Vorraum schwer zu sagen, ob sie blass war, aber er hatte den Eindruck, dass ihre Haut einen fahlen Ton aufwies.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, erkundigte er sich.
„Es ist nichts weiter.“ Sie schluckte. „Es ist nichts. Nichts. Ich bin nichts.“
„Wie bitte?“
Sie blickte auf und dann rasch wieder weg. „Es ist nichts“, wiederholte sie. „Bitte schauen Sie mich nicht weiter an.“
Er setzte sich in die Reihe hinter ihr. „So. Ich sehe sie nicht an. Sie haben Blumen auf Ihrem Kleid.“ Das stimmte. Echte sogar. Kleine gelbe Blüten an Saum und Ärmelabschlüssen.
„Es schien angemessen angesichts von Mr. Malheurs Arbeit. Er spricht doch über Pflanzen, nicht wahr?“
„Sicher. Allerdings meine ich mich zu entsinnen, dass er mit Löwenmäulchen anfangen wird und nicht mit … was ist das? Stiefmütterchen. Da haben Sie die Chance verpasst, zusätzlich Eindruck zu schinden.“ Er blickte sie von der Seite an und entdeckte ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Sie sind ganz reizend.“
„Ah.“ Sie blickte starr nach vorne.
„So“, erklärte er befriedigt. „Jetzt atmen Sie wieder richtig. Sie brauchten nur einen Augenblick lang Ablenkung.“
Er begann sich zu erheben.
„Euer Gnaden?“
„Ja?“
„Danke.“ Sie starrte weiter geradeaus. Aber sie umklammerte nicht mehr die Stuhlkante, als sei es das Einzige, das ihr half, aufrecht zu sitzen. „Ich trage die Blumen nicht wirklich zu Ehren von Mr. Malheur.“
Er lächelte. „Ich weiß. Ich weiß genau, für wen Sie sie tragen.“
„Das … wissen Sie?“
„Sie tragen Sie, weil Sie wussten, dass die hellen Blüten Ihrem Kleid die Strenge nehmen. Die Farbtupfer an den Säumen um den Ausschnitt lassen Ihre Augen wie Sturmwolken aussehen. Das ist ein ganz reizender Effekt, Minnie. Ich weiß, für wen Sie sie tragen.“
Sie wartete vollkommen reglos.
„Sie tragen sie für sich selbst.“, erklärte er. „Und das ist gut so.“
Sie stieß den unwillkürlich angehaltenen Atem aus. „Sie sind gefährlich.“
Er stand auf. „Der Saal ist fast gefüllt. Es tut mir leid, dass Sie es vorziehen, hier sitzen zu bleiben. Ich muss nach vorne zu meinem Cousin. Sehen wir uns nachher noch?“
„Ich … die Menge …“ Sie schaute sich um. „Es kann sein, dass ich früher gehe, Euer Gnaden, damit ich das Gedränge vermeide.“ Sie blickte auf ihren Schoß, während sie sprach, aber ihr Gesicht begann wieder blasser zu werden.
„Es geht Ihnen wirklich nicht gut.“
„Es ist nichts.“ Dieses Mal sprach sie schärfer, und vorne war ein Herr aufgestanden, der so aussah, als wolle er jetzt gleich Sebastian vorstellen. Robert blieb keine andere Wahl, als sie zu verlassen. Als Robert sich gesetzt hatte, ging der
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