Der Herzog und seine geliebte Feindin
bewegten, wie sie dem Tier einen Klaps gab, aber er konnte nicht hören, was sie sagte.
„He“, rief der Tiertreiber hinter ihr. „Fassen Sie das Tier nicht an! Sie haben doch den Mann gehört – sie ist eine von uns. Ich zeige Sie wegen Misshandlung an, wenn Sie sie noch einmal berühren.“ Er lachte laut.
Eine weitere Ziege kam näher, reckte ebenfalls den Hals. Miss Pursling griff den Regenschirm einer Frau in der Nähe und schlug dem Tier auf den Kopf.
„Überfall! Überfall und Körperverletzung.“
Das Lachen wurde lauter. Ein weiterer Schlag mit dem Regenschirm, aber dennoch stürzte sich eine weitere Ziege ins Gefecht. Diese aber begann an ihrem Saum zu knabbern. Der blaue Stoff riss ein, gab den Blick frei auf einen altweißen Unterrock.
Und das war der Moment, in dem Robert erkannte, was nicht in Ordnung war. Niemand hatte eingegriffen, um ihr zu helfen. Sie alle schauten zu und lachten . Bevor er merkte, was er tat, stand er auf und lief den Gang entlang.
„Tier oder Mensch?“, rief der Ziegenhalter. „Ah, Sie sehen, wir können doch alle den Unterschied erkennen.“
Die Leute um sie herum lachten über den Narren – und hielten sich zurück, während Miss Pursling sich alleine der Ziegen erwehren musste. Robert bahnte sich einen Weg durch die Menge, eilte zu dem Mann.
„Sie denken, das ist Körperverletzung?“, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Der Mann wandte sich nicht um, um zu sehen, wer da mit ihm sprach. „Was?“
Robert packte ihn an einer Schulter und drehte ihn gewaltsam um. „Das hier“, erklärte er. „So fühlt sich eine verdammte Körperverletzung an.“ Und dabei versetzte er dem Mann einen Schlag gegen das Kinn. Die Augen des Mannes weiteten sich überrascht. Er schien einen kurzen Moment zu schwanken, dann rollten seine Augen nach hinten, und er sackte in sich zusammen.
Robert wandte sich ab. „Schämen Sie sich“, rief er der Menge zu. „Schämen Sie sich alle. Schaffen Sie diese Ziegen von der Frau weg. Sofort. “
Da schaute Minnie hoch. Sie war so sehr damit befasst gewesen, sich der Ziegen zu erwehren, dass sie nichts davon gemerkt hatte, dass sich eine Menschenmenge um sie versammelt hatte. Aber statt erleichtert zur Kenntnis zu nehmen, dass sich ein paar Männer um die Ziegen kümmerten, blickte sie von rechts nach links und wieder zurück. Sie wurde ganz weiß im Gesicht. Robert sah, wie ihr die Augen nach hinten rollten.
Wenn ihn jemand vor heute Abend gefragt hätte, hätte er darauf gewettet, dass sie Nerven aus Stahl hatte. Er bewegte sich zu ihr, aber er kam zu spät.
Sie wurde ohnmächtig und sank in sich zusammen, bevor er sie erreichen konnte.
Kapitel Fünfzehn
D IE W ELT BESTAND AUS E SSIG, und Minnies Nasenschleimhaut stand in Flammen. Sie hustete und wurde sich gewahr, dass sie unbequem lag – auf einer zugleich harten, unebenen und warmen Oberfläche.
Sie öffnete die Augen.
Lydia sah sie an, schwenkte ein Gefäß mit sal volatile unter Minnies Nase, die daraufhin heftig husten musste und das Riechsalz wegzuschieben versuchte.
„So“, sagte ihre beste Freundin fröhlich. „Das hat gewirkt. Hast du Kopfschmerzen?“
Da fiel ihr alles wieder ein. Die Blumen. Die Ziegen. Die Menschenmenge. „Oh Gott“, stöhnte sie. „Lydia, bitte sag mir, dass ich nicht vor aller Augen ohnmächtig geworden bin.“
„Das bist du.“
Am liebsten hätte sie die Augen wieder geschlossen. Robert war dort gewesen. Was sollte er jetzt nur über sie denken?
„Haben die Ziegen mein Kleid ganz aufgefressen?“
„Nichts Wichtiges“, antwortete eine andere Stimme, direkt über ihr.
Und da erkannte Minnie, dass ihr Kopf gar nicht auf einem Kissen ruhte. Diese unbequemen Hubbel und Dellen waren Beine. Ihr Kopf ruhte auf dem Schoß des Herzogs von Clermont. Sie richtete sich auf, ignorierte das Pochen hinter ihren Augenlidern und stieß sich von ihm ab. Man hatte sie auf eine harte Holzbank gebettet. Vorne war ein Schreibtisch und seitlich davon ein paar Stühle. Sie befand sich, schloss sie daraus, in einem der Besprechungszimmer im oberen Stockwerk der New Hall.
Zusammen mit dem Duke of Clermont.
„Lydia“, stöhnte sie, „wie konntest du nur?“
Aber Lydia sagte nicht gleich etwas. Sie schaute den Herzog an und wurde rot, sah weg.
„Irgendjemand musste Sie tragen“, erklärte er schließlich. „Und wie es sich ergab, war ich der Erste, der sich gemeldet hat.“
Ihr wurde schlecht, wenn sie nur daran dachte. Alle hatten
Weitere Kostenlose Bücher