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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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stützte sich auf einen Ellbogen, damit sie aus dem Fenster sehen konnte, und verfolgte verwundert, wie eine Kutsche mit einem Gespann aus vier herrlichen Rappen vor dem Haus ihrer Großtanten vorfuhr. Ein Diener sprang von dem Sitz auf der Rückseite und stellte einen bunt gepolsterten Hocker vor den Kutschschlag. Und dann stieg die Duchess of Clermont aus. Sie blickte sich in alle Richtungen um und hob die Nase. Gewiss entgingen ihr weder die Kohlfelder hinter dem Haus noch die abblätternde Farbe an der Scheune zur Linken oder der Rost auf den Türangeln … alles Anzeichen für Armut, die nur am Rand des Sichtfeldes zu warten schienen.
    Sie trug ein blassrosa Gewand mit Rüschen an den Ärmeln und am Saum, fast als sei sie eine reichverzierte Torte im Schaufenster eines Konditors. Die Herzogin schüttelte den Kopf, als wolle sie den gewöhnlichen Anblick des Hauses vor sich abschütteln, und begab sich zur Haustür. Einer ihrer Bediensteten war ihr vorausgeeilt und betätigte den Türklopfer.
    Und schon fing es an. Die Menschenmengen. Die zweifelnden Blicke. Die Schuldzuweisungen.
    Minnie war kaum überrascht, als Großtante Caro ein paar Minuten später zu ihr ins Zimmer kam.
    „Minnie“, sagte sie mit ehrfürchtiger Stimme. „Ich weiß, es geht dir nicht gut, aber die Duchess of Clermont würde dich sehr gerne sprechen. Soll ich sie wieder fortschicken?“
    Offenbar hatte die Herzogin die Neuigkeit von ihrem Sohn erfahren.
    „Nein“, sagte Minnie. „Ich komme besser.“
    Caro half ihr, ihr Kleid zu schnüren und das Haar zu einem Knoten aufzustecken. Sie sagte nichts, während sie das tat. Sie fragte nicht, warum die Duchess of Clermont wohl herkam und sie machte auch keine Bemerkung zu Minnies Übelkeit. Minnie konnte ihren Tanten vielleicht wegen vieler Dinge einen Vorwurf machen, aber sie ließen sie in Ruhe und trauten ihr zu, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
    „Minnie“, sagte sie schließlich, nachdem sie die Bürste hingelegt hatte und ihre Erscheinung als präsentabel befunden hatte, „wenn du irgendetwas brauchst, was es auch sei, dann würdest du es mir doch sagen, nicht wahr?“
    Ihre Großtante trug ein Kleid, das sie zum fünften Mal gewendet hatte. Die Hälfte der Falten in ihrem Gesicht ging vermutlich auf Minnies Konto. Wenn Eliza irgendetwas zustieß, hatte Caro kein Zuhause, keinen Ort, an den sie gehen konnte. Aber sie vertraute Minnie trotzdem.
    Es war egal, was geschah, wenn Minnie Herzogin wurde. Es war gleich, dass sie in dieser Rolle eine Katastrophe wäre. Die Wahlmöglichkeiten waren eine nach der anderen verschwunden, und es gab wesentlich Schlimmeres als sich verpflichtet zu fühlen, einen Mann zu heiraten, den sie gerne hatte.
    „Nein“, antwortete Minnie daher. „Ich würde es dir bestimmt nicht sagen. Es ist längst Zeit, dass ich aufhöre, mich auf dich zu verlassen. Du solltest mir vertrauen können.“
    Die Augen ihrer Großtante umschatteten sich.
    „Oh Minnie“, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Minnie drückte ihre Hand. „Mach dir meinetwegen keine Sorgen.“ Sie atmete tief ein und ging nach unten, rüstete sich für die Schlacht.
    Aus der Nähe betrachtet war das Kleid der Herzogin noch überwältigender. Vier Lagen feinster Spitze säumten die Ärmelabschlüsse. Der Stoff war mit zierlichen Blumen bedruckt, mit Abnähern und Stickereien und in mehreren Lagen geschickt übereinander genäht, lauter Sachen, die Minnies Fertigkeiten mit der Nadel bei Weitem übertrafen. Sie konnte im Gesicht der Frau keinerlei Ähnlichkeit mit Robert erkennen. Ihre Nase war schmal und leicht nach oben gebogen, und ihr Mund war verkniffen.
    Minnie neigte den Kopf und knickste noch auf der Türschwelle, sich ihres eigenen abgetragenen Kleides überdeutlich bewusst: ein einfaches, praktisches Grau mit schwarzen Manschetten, die bereits einmal gewendet worden waren, um das Ausfransen zu verbergen. Die Herzogin musterte sie schweigend, vermerkte im Geiste zweifellos alle Mängel. Sie musste nichts sagen. Diese hochgezogenen Augenbrauen, das leichte Weiten der Augen vor Überraschung – das alles sagte nur eines. Wie können Sie es wagen zu glauben, Sie dürften meinen Sohn heiraten?
    Gleichgültig, wie Minnies Entscheidung ausfiel, sie würde vor dieser Frau nicht kuschen. Sie erwiderte den Blick der anderen Frau geradeaus, weigerte sich, wegzuschauen.
    „Nun“, sagte die Herzogin schließlich. „Ich begreife, was er in Ihnen sieht.“
    Diese Worte waren derart

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