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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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überraschend, dass Minnie ihren Entschluss ganz vergaß. „Ach wirklich?“
    Die Herzogin stand auf und ging zu Minnie. „Arm“, erklärte sie und fuhr mit dem Finger über die abgenutzten Manschetten von Minnies Ärmeln. „Narbig.“ Sie deutete auf ihre Wange. „Keine nennenswerte Herkunft, keine Haltung, kein Sinn für Manieren. Sie sind sein Wohltätigkeitsprojekt.“
    Nachdem Aufruhr des gestrigen Tages war es erleichternd, schlichte kalte Wut zu verspüren. Minnie reckte das Kinn. „Und dennoch hat er mir kein einziges Pfund angeboten.“
    „Eine Ehe mit ihm wäre mehr wert als ein paar Guineen.“
    Minnie stemmte sich eine Hand in die Hüfte. „Wenn Sie glauben, das Interesse Ihres Sohnes an mir gründe sich allein auf Mildtätigkeit, dann kennen Sie ihn nicht sonderlich gut. Es gibt sicherlich wesentlich würdigere Opfer als mich.“
    Die Herzogin schüttelte den Kopf. „Ich kenne meinen Sohn“, erwiderte sie. „Er sieht seinem Vater so ähnlich, dass ich Jahre benötigt habe, um die Wahrheit zu erkennen. Er ist viel zu sehr wie ich.“
    „Wie Sie?“ Minnie musterte die Frau erneut. Anders als die blasse Haarfarbe war nichts von ihrem Sohn bei ihr zu erkennen. Sie konnte nicht älter als fünfzig sein, aber es hatten sich bereits tiefe Falten in ihre Stirn gegraben. Ihre Mundwinkel waren unablässig missmutig nach unten gebogen. „Er ist überhaupt nicht wie Sie.“
    Die Perlen an ihrem Handgelenk verrutschten, als die Herzogin eine wegwerfende Handbewegung machte. „Wie ich früher war“, erklärte sie. „Weich. Nachgiebig.“ Ihre Lippen wurden noch härter. „Leichtgläubig. Er ist restlos romantisch – leugnen Sie es nicht. Er muss es sein, wenn er eine Frau wie Sie bittet, ihn zu heiraten.“
    „Eine Frau wie ich.“ Minnie spürte, wie sich ihr Mund abfällig verzog. „Was meinen Sie damit, eine Frau wie ich?“
    „Für den Rest seines Lebens werden ihn alle ansehen und sich fragen, warum er Sie geheiratet hat, man wird hinter Ihrem Rücken darüber reden, wie furchtbar der Name Blaisdell beschmutzt wurde.“
    „Ich denke, dass zu beurteilen ist seine Sache, nicht Ihre.“
    Die Augen der anderen Frau blitzten. „Wissen Sie, wie viel ich aufgegeben habe, damit mein Kind von Geburt an alle Vorteile genießt? Jahrelang habe ich eine Ehe mit seinem Vater erduldet, diesem minderbemittelten, betrügerischen Widerling. Mir wurde sein Bastard unter die Nase gerieben. Ich musste …“ Sie brach ab, schüttelte den Kopf. „Das ist nicht länger wichtig. Ich habe alles geopfert, damit mein Sohn dieses Leben führen kann. Alles. Sie können sich nicht vorstellen, was ich ertragen musste. Aber ich habe nicht mein ganzes Leben aufgegeben, damit er sich an einen Niemand wegwirft.“
    Daraus reimte sich Minnie zusammen, dass Roberts Mutter nichts von seinen Hoffnungen ahnte, den Adel abzuschaffen.
    Aber die Herzogin redete weiter. „Sie bringen nichts in diese Verbindung – keine Familie, kein Geld, kein Land, keinen Einfluss.“
    „Ich bin mir meines Wertes sehr wohl bewusst, Euer Gnaden.“
    „Und Sie werden ihn trotzdem heiraten“, sagte die Herzogin verächtlich. „Ich kenne meinen Sohn. Er sorgt sich sicherlich deswegen um richtig und falsch , weil er so verzweifelt zu etwas gehören will. Er stürzt sich blindlings auf jeden Fall, den er sich aussucht, und verschwendet keinen Gedanken darauf, ob er sich dadurch schadet.“
    Vielleicht kannte die Herzogin Robert doch besser, als Minnie anfangs gedacht hatte.
    Die Herzogin rümpfte die Nase. „Vermutlich denkt er, er rettet sie vor einem Leben in Elend und harter Arbeit.“
    Minnies Wangen wurden rot, als die andere Frau wieder ihr schlichtes Kleid betrachtete. Der Blick der Herzogin wanderte abwärts zu Minnies Handschuhen und dann wieder aufwärts zu dem einfachen Knoten, zu dem Caro ihre Haare aufgesteckt hatte. Minnie stand sehr gerade, starrte sie an.
    „Er bewahrt Sie vor einem Leben voll harter Arbeit“, schloss die Herzogin. „Ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen, dass Sie ihn das tun lassen.“
    „Wer sagt denn, ich ließe ihn?“, fragte Minnie scharf. „Ich möchte nicht an Ihrer Stelle sein. Nicht für ein einziges ihrer lachhaft überladenen Kleider.“
    Erstaunlicherweise entlockte ihr das ein Lächeln – eines das ihr Gesicht aufleuchten ließ, weicher erscheinen und um fünf Jahre jünger. „Ehrlich? Dann haben Sie vielleicht doch für ein Jota Vernunft.“ Die Frau stellte ein perlenbesticktes Retikül auf

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