Der Herzog Von Köln
spürte ein Brennen an seiner Wange. Als er danach tastete, stellte er fest, dass sie blutete.
»Soll ich Euch aufspießen?« höhnte der Fremde. »Legt lieber Euer schweres Schwert ab und ergebt Euch!«
Falkenmond lachte ehrlich erfreut. »Gut! Wahrhaftig ein würdiger Gegner! Ihr wisst ja nicht, wie willkommen Ihr mir seid, mein Freund. Zu lange ist es schon her, dass ich das Klirren von Stahl vernahm!«
Sein Gegner verteidigte sich geschickt, er führte seine Klinge auf eine Weise, dass er aus der Abwehr sofort einen Angriff machen konnte, vor dem Falkenmond sich kaum zu retten vermochte. Beide Männer standen mit gespreizten Beinen auf dem marschigen Grund, keiner wich auch nur einen Fingerbreit, beide kämpften mit vollendetem Können, ohne jegliche Gefühlsregung, jeder erkannte im anderen einen wahren Meister im Kampf mit der Klinge. Eine ganze Stunde fochten sie, ohne dass einer einen Vorteil erzielte.
Schließlich entschied Falkenmond sich für eine andere Taktik und begann, sich ganz allmählich zum Ufer zurückzukämpfen.
Der Maskierte glaubte, sein Gegner wolle die Flucht ergreifen, und hieb noch konzentrierter auf ihn ein, dass Falkenmond seine ganze Kraft für die Verteidigung brauchte.
Dann tat Falkenmond, als sei er im Schlamm ausgerutscht und ließ sich auf ein Knie fallen. Der andere sprang vorwärts und stach zu. Falkenmond parierte unvorstellbar rasch, und die flache Klinge schlug auf das Handgelenk des Rotjackigen. Der schrie auf, und das Schwert entfiel seinen Fingern. Schnell sprang Falkenmond hoch, stellte den Stiefel auf die Waffe und drückte gleichzeitig die Schwertspitze an die Kehle des Fremden.
»Eine unwürdige Finte«, knurrte der Besiegte.
»Ich langweile mich schnell«, erklärte Falkenmond. »Ich wurde unseres Spielchens müde.«
»Was nun?«
»Euren Namen«, verlangte Falkenmond. »Erst will ich ihn erfahren, dann Euer Gesicht sehen, danach wissen, was Ihr hier zu suchen habt, und schließlich – und das ist vielleicht am wichtigsten – wie Ihr hierhergekommen seid.«
»Meinen Namen kennt Ihr gewiss«, versicherte ihm der Maskierte mit unverhohlenem Stolz. »Ich bin Elvereza Tozer.«
»Elvereza Tozer!« echote der Herzog von Köln überrascht.
3 Elvereza Tozer
Falkenmond hätte sich Elvereza Tozer sicher anders vorgestellt, wäre er darauf vorbereitet worden, dass er Granbretaniens größten Dramatiker kennenlernen würde – einen Dichter, dessen Werke in ganz Europa beliebt waren, selbst bei jenen, die alles andere verabscheuten, das aus Granbretanien kam. Um den Autor von König Stauen, Katine und Cama, Der Letzte der Braldurs, Annala, Chirshil und Adulf, Die Stahlkomödie und vielen anderen Bühnenstücken war es in letzter Zeit sehr still geworden, aber Falkenmond hatte die Kriegswirren dafür verantwortlich gehalten. Er hätte Tozer in vornehmer Kleidung erwartet, selbstsicher und geistreich. Stattdessen begegnete ihm hier ein Mann, der mit dem Schwert besser als mit Worten umging, auffallend bunte Fetzen trug und, wie ihm schien, eingebildet und ein Tor war.
Als er Tozer über die Marschwege trieb, auf Burg Brass zu, rätselte Falkenmond über diesen offensichtlichen Widerspruch nach. Log der Mann? Und wenn, warum sollte er sich ausgerechnet als diesen berühmten Stückeschreiber ausgeben?
Tozer schien durch diese Wendung des Schicksals nicht sonderlich berührt, er schritt dahin und pfiff eine fröhliche Weise.
Falkenmond hielt inne. »Einen Augenblick«, sagte er und griff nach den Zügeln des Pferdes, das hinter ihm hertrottete. Tozer wandte sich um. Er trug noch seine Maske. Falkenmond war so verblüfft gewesen, diesen Namen zu hören, dass er völlig vergessen hatte, sich auch das Gesicht des Mannes anzusehen.
»Nun«, bemerkte Tozer und sah sich um. »Das ist ja eine wundervolle Landschaft hier – sie scheint jedoch nicht allzu viele Zuschauer zu beherbergen, denke ich.«
»Ja«, erwiderte Falkenmond verlegen. »Ja …« Er deutete auf das Pferd. »Wir werden zu zweit reiten. In den Sattel, Meister Tozer.«
Tozer saß auf, und Falkenmond setzte sich hinter ihn und nahm die Zügel.
Im leichten Trab ritten sie zu den Toren der Stadt, und von dort ging es langsam durch die Straßen und die Serpentinen hinauf zur Burg Brass.
Sie saßen im Burghof ab, und Falkenmond übergab das Pferd einem Stallknecht. Er wies auf das Tor zur Haupthalle der Burg. »Dort hinein, wenn es Euch recht ist«, wandte er sich an Tozer.
Tozer zuckte die Schultern
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