Der Herzog Von Köln
blutenden Halswunde zurücktaumelte.
Die ersten Piraten verschwanden inzwischen aus dem Laden, und Falkenmond konnte Bewchard nicht einmal mehr sehen.
Falkenmond stach einem der zurückgebliebenen die Klinge ins Herz und parierte den Hieb eines anderen.
»Gebt Euren Kampf gegen uns auf«, knurrte der Pirat. »Wir sind nur an Bewchard interessiert.«
»Dann müsst ihr uns erst töten, ehe ihr ihn bekommt!« rief d’Averc, der ebenfalls herbeigeeilt war.
»Bewchard entgeht seiner gerechten Strafe für die Beleidigung unseres Lords Valjon nicht!« keuchte der Pirat und stach auf ihn ein.
D’Averc sprang zurück und stieß dem Piraten die Klinge mit einer unglaublich flinken Bewegung aus der Hand. Der Mann knurrte und schleuderte den Dolch in seiner anderen Hand. Aber d’Averc wehrte ihn ab und stach dem Gegner die Schwertspitze in die Kehle.
Etwa die Hälfte der Piraten hatte sich nun von ihren Kameraden, die den Laden verließen, getrennt und drangen auf Falkenmond und d’Averc ein, die langsam in den hinteren Ladenteil zurückgedrängt wurden.
»Die anderen entkommen mit Bewchard!« keuchte Falkenmond verzweifelt. »Wir müssen ihm helfen!«
Wild hieb er auf seine Angreifer ein und versuchte, sich einen Weg durch sie zu hauen, um Bewchard zu Hilfe kommen zu können. Aber dann hörte er d’Averc hinter sich rufen:
»Da sind noch mehr! Sie kommen durch den Hintereingang!«
Doch das war das letzte, das er vernahm, denn dann spürte er nur noch einen schweren Schlag auf seinen Hinterkopf, und er sank auf einen Stoß Hemden.
Er erwachte halberstickt und rollte sich auf den Rücken. Es war dunkel im Laden und seltsam still.
Schwerfällig taumelte er auf die Beine, das Schwert noch in der Hand. Das erste, was er sah, war Pyahrs Leiche, die neben den Vorhängen zum Umkleideraum am Boden lag.
Das zweite schien d’Avercs Leiche zu sein. Er lag auf einem Ballen orangefarbigen Stoffes, die Züge fast gänzlich unter einer Blutschicht verborgen.
Falkenmond wankte zu seinem Freund und schob die Hand unter dessen Wams. Erleichtert zog er sie zurück, als er fühlte, wie das Herz schlug. D’Averc war offenbar, genau wie er, nur bewusstlos geschlagen worden. Zweifellos war das die Absicht der Piraten, die jemanden brauchten, um den Bürgern Narleens zu berichten, wie es Männern wie Pahl Bewchard erging, die Lord Valjon beleidigten.
Falkenmond stolperte zu einem Hinterzimmer und fand einen Krug mit Wasser. Mühsam schleppte er ihn zu seinem Freund, hielt ihn an dessen Lippen, dann riss er einen Streifen des Stoffes vom Ballen ab und wusch d’Avercs Gesicht. Das Blut stammte von einer breiten, aber glücklicherweise nicht tiefen Schläfenwunde.
D’Averc begann sich zu regen. Er öffnete die Augen und blickte geradewegs in Falkenmonds.
»Bewchard«, murmelte er. »Wir müssen ihn befreien, Dorian.«
Falkenmond nickte düster. »Das müssen wir. Aber inzwischen haben sie ihn nach Starvel gebracht.«
»Das weiß niemand außer uns.« D’Averc setzte sich steif auf. »Stell dir vor, wie das die Bürger aufrichten würde, wenn wir ihn zurückbrächten und ihnen dann die ganze Geschichte erzählten!«
»Also gut«, erklärte Falkenmond sich einverstanden. »Wir werden Starvel einen Besuch abstatten – und hoffen, dass Bewchard noch am Leben ist.« Er steckte sein Schwert in die Scheide. »Irgendwie müssen wir über diese Mauern, Huillam. Wir werden eine geeignete Ausrüstung brauchen.«
»Zweifellos finden wir alles in diesem Laden. Komm, wir wollen gleich danach Ausschau halten. Die Nacht bricht bereits an.«
Falkenmond betastete das Schwarze Juwel in seiner Stirn. Wieder wanderten seine Gedanken zu Yisselda und Graf Brass, Oladahn und Bowgentle, und er fragte sich, wie es ihnen wohl ergehen mochte. Am liebsten hätte er Bewchard und Mygan mit seinen Anweisungen, das legendäre Schwert der Morgenröte und den nicht weniger sagenhaften Runenstab vergessen und hätte das nächstbeste Schiff im Hafen gestohlen, um den Ozean zu überqueren. Aber er seufzte nur und straffte die Schultern. Sie durften Bewchard nicht seinem Schicksal überlassen. Sie mussten versuchten, ihn zu befreien.
Er sah die Mauern Starvels vor seinen Augen. Vielleicht hatte nie zuvor jemand versucht, sie zu erklimmen, denn sie waren steil und zweifellos gut bewacht. Aber vielleicht gelang es. Sie würden jedenfalls ihr Bestes tun.
9 Der Tempel des Batach Gerandium
Falkenmond und d’Averc hätten jeder mehr als zwanzig Dolche
Weitere Kostenlose Bücher