Der Herzog Von Köln
in ihrem Gürtel stecken, als sie die Mauern Starvels erklommen.
Falkenmond kletterte voraus. Er wickelte Stoffstreifen um den Griff eines Dolches, hielt Ausschau nach einem Spalt zwischen den Steinen, in den er die Spitze stecken konnte, dann klopfte er sie fester hinein und hoffte nur, dass niemand auf der Mauer oben ihn hörte und dass der Dolch ihn tragen würde.
Auf diese Weise erklommen sie die Mauer. Einmal gab ein Dolch unter Falkenmonds Fuß nach. Er klammerte sich an den, den er über seinem Kopf eingeschlagen hatte – da spürte er, dass auch der nachgab. Und die Straße lag bereits etwa dreißig Meter unter ihm. Verzweifelt zog er einen anderen Dolch aus seinem Gürtel und stieß ihn hastig in eine Ritze. Er hielt, während der unter seinem Fuß sich nun ganz löste. Er hörte, wie er mit einem leisen Klirren auf dem Kopfsteinpflaster aufschlug. Doch nun hing er an der Mauer, ohne vor oder zurück zu können. D’Averc versuchte, einen zweiten Dolch in den Spalt zu schlagen. Endlich gelang es ihm, und Falkenmond seufzte erleichtert auf. Sie hatten schon fast das Kopfende der Mauer erreicht und nur noch einen Meter oder so vor sich -doch keine Ahnung, was sie oben auf der anderen Seite erwarten mochte.
Möglicherweise waren ihre ganzen Anstrengungen nutzlos. Vielleicht war Bewchard bereits tot! Aber es hatte keinen Sinn, daran im Augenblick auch nur zu denken.
Falkenmond bewegte sich noch vorsichtiger, je näher er dem linde der Mauer kam. Er hörte Schritte über sich und wusste, dass ein Posten die Runde machte. Er hielt kurz in seiner Arbeit inne. Nur noch ein Dolch, dann würde er den Rand ertasten können. Er blickte zurück und sah d’Avercs grimmiges Gesicht unter sich im Mondlicht. Die Schritte erstarben, und er klopfte den Dolch in die Ritze.
Dann, gerade als er sich hochziehen wollte, kamen die Schritte zurück, viel schneller als zuvor. Falkenmond blickte hoch, direkt ins Gesicht eines überraschten Piraten.
Nun setzte Falkenmond alles auf eine Karte. Er sprang nach dem Mauerrand, fasste ihn, als der Mann nach seiner Klinge griff, schwang sich darüber und schlug mit aller Gewalt nach den Beinen des Piraten.
Der Posten schnappte nach Luft und versuchte, sein Gleichgewicht zu halten, doch dann stürzte er lautlos über die Kante.
Heftig atmend beugte Falkenmond sich über den Rand und half d’Averc herauf. Inzwischen kamen bereits zwei weitere Posten angerannt.
Falkenmond richtete sich auf und zog sein Schwert.
Metall klirrte gegen Metall, als Falkenmond und d’Avercs Klingen auf die der beiden Piraten trafen. Der Kampf war kurz, denn die beiden Freunde konnten sich nicht leisten, Zeit zu verschwenden. Fast jeder ihrer Hiebe traf, und nach Sekunden schon lagen die zwei Piraten tot auf der Mauer.
Falkenmond und d’Averc spähten die Mauer entlang. Offenbar hatte niemand sonst sie bemerkt. Falkenmond deutete auf eine Treppe. Sie schlichen darauf zu und dann so leise und schnell wie möglich hinab, und sie hofften nur, dass ihnen niemand entgegenkommen würde.
Unten war es dunkel und still. Starvel erschien ihnen wie eine Totenstadt. In der Ferne, etwa im Zentrum, strahlte ein Licht, aber sonst herrschte Finsternis, die der schwache Schein aus Fensterladen- und Türritzen nicht zu durchdringen vermochte.
Als sie tiefer hinunterkamen, hörten sie Geräusche aus den Häusern – raues Gelächter und Johlen. Einmal öffnete sich eine Tür und gab den Blick auf einen Raum voller Zecher frei, ein Betrunkener torkelte ins Freie. Der Mann fiel flach aufs Gesicht, und die Tür schloss sich hinter ihm. Er blieb liegen und begann zu schnarchen.
Die Häuser hier in Starvel waren einfacherer Bauart und schmuckloser als die in Narleen. Hätte Falkenmond es nicht besser gewusst, würde er nun glauben, dass Starvel ärmer war. Aber Bewchard hatte erzählt, dass die Piraten mit ihrem Reichtum nur an ihren Schiffen und im Tempel Batach Gerandiums protzten und ihn wohl auch an ihren Leibern trugen.
Mit gezogenen Schwertern stahlen sie sich durch die Straßen. Sie hatten keine Ahnung, wo Bewchard, falls er noch lebte, gefangen gehalten wurde, aber irgendetwas zog sie zu dem Licht im Zentrum der Stadt.
Als sie ihm schon ganz nahe waren, füllte plötzlich das dumpfe Dröhnen von Trommeln die Luft und hallte durch die dunklen Straßen. Dann hörten sie Getrappel und das Stampfen von Hufen in der Nähe.
D’Averc spähte vorsichtig um eine Hausecke. Hastig zog er den Kopf zurück. »Sie kommen auf
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