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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ihnen liegende Halle war in etwa rund, aber die Höhe der Decke schwankte beträchtlich. Sie befand sich an manchen Stellen nur wenig über dem Boden, während sie sich an anderen in der rauchigen Düsternis verlor. Sie passte so zu dem äußeren Bild des Gebäudes, und schien ebenfalls mehr organischen als künstlichen Ursprungs zu sein. Die glasigen Wände spiegelten das rötliche Leuchten wider, so dass die gesamte Szenerie in Rot getaucht war.
    Die Quelle des Leuchtens befand sich an einer Stelle, wo die Decke sich ungewöhnlich hoch wölbte. Falkenmond legte den Kopf zurück und starrte in die Höhe.
    Er erkannte das Ding sofort, das dort oben hing und das den ganzen Tempel beleuchtete. Es war zweifellos das, weshalb Mygan sie hierhergeschickt hatte.
    »Das Schwert der Morgenröte«, flüsterte d’Averc. »Dieses grauenvolle Ding kann doch gewiss nichts mit unserem Schicksal zu tun haben.«
    Falkenmond zuckte grimmig die Schulter. »Nicht deshalb sind wir jetzt hier. Wir kamen seinetwegen …« Er deutete.
    Tief unterhalb des Schwertes waren etwa ein Dutzend Menschen auf Walbeinrahmen gespannt und in einem Halbkreis aufgestellt. Nicht alle dieser Männer und Frauen lebten noch, und diejenigen, die noch atmeten, waren ihrem Tod nahe.
    D’Averc wandte den Blick ab, aber dann zwang er sich, mit vor Entsetzen geweiteten Augen, wieder hinzusehen.
    »Beim Runenstab!« keuchte er. »Das – das ist barbarisch!«
    Die Adern der Opfer waren aufgeschlitzt und das Blut floss heraus.
    Die Gesichter der noch Lebenden unter den Opfern waren qualverzerrt, und sie lehnten sich gegen ihr Schicksal auf. Aber sie wurden immer kraftloser, je mehr Blut in die Grube unter ihnen sickerte – eine Grube, die aus dem Obsidian des Bodens geschlagen war.
    Und in dieser blutgefüllten Grube schwammen dunkle Schatten, die hin und wieder an die Oberfläche sprangen, um nach frischem Blut zu schnappen.
    Wie tief war dieser Teich? Wie viele Tausende hatten ihr Leben geben müssen, um ihn zu füllen? Und wieso gerann das Blut darin nicht?
    Rund um den Teich drängten sich die Piratenlords von Starvel. Ihre Gesichter waren zu dem Schwert der Morgenröte erhoben, ihre Stimmen erklangen zu monotonem Singsang, und ihre Leiber wiegten sich im Rhythmus dazu. Unmittelbar unter dem Schwert hing Bewchard an seinem Walbeinrahmen gespannt.
    Valjon hielt ein Messer in der Hand, und es bestand kein Zweifel, wofür er es benutzen würde. Bewchard blickte voll Verachtung auf ihn herab und sagte etwas, das Falkenmond nicht hören konnte. Die Messerklinge glitzerte, als wäre sie bereits nass von Blut, der Singsang erhob sich, und Valjons tiefe Stimme war durch ihn hindurch vernehmbar.
    »Schwert der Morgenröte, in dem der Geist unseres Gottes und unserer Vorfahren lebt. Schwert der Morgenröte, du, das du Batach Gerandium unüberwindlich machtest und dem wir alles verdanken. Schwert der Morgenröte, du, das die Toten wieder zum Leben erweckt und die Lebenden am Leben erhält. Schwert der Morgenröte, du, das sein Licht aus dem Lebensblut der Menschen gewinnt, nimm dieses unser letztes Opfer an, und sei versichert, dass du für alle Zeit von uns verehrt und angebetet wirst. Denn solange du über den Tempel Batach Gerandiums wachst, wird Starvel nie fallen. Nimm dieses – Ding, diesen unseren Feind, diesen Emporkömmling, nimm ihn, diesen Pahl Bewchard der niedrigen Kaste, die sich selbst Kaufleute nennen!«
    Wieder bewegten sich Bewchards Lippen, aber das hysterische Singen des Lords von Starvel übertönte seine Worte.
    Das Messer näherte sich Bewchards Leib. Da konnte Falkenmond sich nicht mehr zurückhalten. Automatisch drang der Schlachtruf seiner Vorfahren über seine Lippen. Wild stieß er aus:
    »Falkenmond! Falkenmond!«
    Die Piratenlords drehten sich um und vergaßen ihren Singsang. Valjons Augen weiteten sich vor Grimm, und er warf seinen Umhang zurück, der ein Schwert genau wie das in Falkenmonds Hand freigab. Er ließ das Messer in die Grube fallen und zog seine Klinge. »Narr!« stieß er aus. »Weißt du nicht, dass noch kein einziger Fremder Batachs Tempel verlassen hat, ehe er nicht seinen letzten Blutstropfen gab?«
    »Ihr werdet es sein, der heute seinen letzten Blutstropfen gibt, Valjon!« brüllte Falkenmond und holte mit seinem Schwert aus. Aber plötzlich versperrten ihm zwanzig Mann den Weg zu Valjon, und zwanzig Klingen erhoben sich gegen seine.
    Kochend vor Wut schlug er auf sie ein, halberstickt von dem abscheulichen Gestank, und

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