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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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nur bis zu ihrer Nasenspitze zu sehen vermögen, sind nicht von der Notwendigkeit unserer Kreuzzüge überzeugt. Sie halten uns für wahnsinnig. Hah, hah!« Baron Kalan erhob sich. »Wenn Ihr nun die Güte habt, mich zu begleiten, können wir mit den Untersuchungen beginnen.«
    Wieder durchquerten sie den riesigen Raum mit den Maschinen und betraten einen, der kaum merklich kleiner war. Seine Wände waren dunkel wie die des anderen, aber sie pulsierten in einem ständigen Wechsel von Violett bis Schwarz. Nur eine einzige Maschine befand sich in diesem Raum, ein gewaltiges Ding aus glänzendem blauem und rotem Metall, über dem von einem Gerüst eine Art Glocke hing, die offenbar Teil der Maschine war. Auf einer Seite davon stand eine Konsole mit Knöpfen und Hebeln, welche von einem Dutzend Männern in der Uniform des Schlangenordens bedient wurden, deren Metallmasken das pulsierende Licht der Wände widerspiegelten.
    »Dies ist die Maschine, mit der wir Euch auf Euren Geisteszustand untersuchen werden«, erklärte Kalan stolz.
    »Sie ist sehr groß«, murmelte Falkenmond und schritt darauf zu.
    »Eine unserer größten. Ihre Funktion ist sehr vielseitig. Sie ist das Resultat unserer wissenschaftlichen Magie, Lord Herzog, die nicht mit den unzuverlässigen Zauberformeln und sonstigem mystischen Firlefanz zu vergleichen ist, wie er auf dem Kontinent gehandhabt wird. Unsere Wissenschaft ist es, die uns über die anderen Nationen erhebt.
    Als die Wirkung des Weines nachließ, wurde Falkenmond wieder, wie er in den Gefängniskatakomben gewesen war. Er war gleichgültig und bewegte sich wie im Traum. Als man die Glocke über ihn herabsenkte, verspürte er weder Interesse noch Angst.
    Die Glocke bedeckte ihn schließlich ganz, und ihre fleischigen Innenwände umschlossen seinen Körper. Der alte Dorian Falkenmond, der die Schlacht zu Köln geschlagen hatte, hätte sich vor dieser obszönen Umarmung geekelt, aber dieser neue Falkenmond empfand nur eine vage Ungeduld und ein schwaches Unbehagen. Sein Gehirn schien zu kribbeln, als stächen dünne Nadeln in seinen Schädel und suchten dort herum wie Spürhunde.
    Wahnvorstellungen drängten sich ihm auf. Er sah grellfarbige Ozeane, verzerrte Gesichter, Bauwerke und Pflanzen von unnatürlichen Formen. Jahrelang regnete es Edelsteine. Dann bliesen schwarze Winde um seine Augen, die als verschwindende Nebelstreifen Gewässern Platz machten, welche gleichzeitig steifgefroren und in ständiger Bewegung waren. Tiere von unvorstellbarer Sanftmut und edlem Körperbau lösten sie ab, gefolgt von mütterlich liebreizenden Frauen. Und zwischendurch drängten sich ihm Bilder seiner Erinnerungen auf, angefangen von seiner Kindheit bis zu dem Augenblick, da die Glocke sich über ihn senkte. Stück für Stück bauten sich seine Erinnerungen auf, bis schließlich sein ganzes Leben abgerufen war und sich ihm präsentiert hatte. Aber immer noch empfand er keine Gefühle, nur die Erinnerung an jene, die mit den Bildern der Vergangenheit an ihm vorüberhuschten.
    Als die Glockenwand ihn schließlich wieder freigab und die Glocke sich hob, blieb Falkenmond gleichgültig stehen, und es schien ihm, als wäre er ein uninteressierter Zeuge der Erlebnisse eines Fremden gewesen.
    Kalan fasste ihn am Arm und führte ihn von der Maschine weg. »Diese erste Untersuchung ergab, dass Ihr geistig mehr als völlig gesund seid, Lord Herzog – wenn ich die Instrumente richtig abgelesen habe. Die Maschine wird in wenigen Stunden einen ausführlichen Bericht auswerfen. Doch nun müsst Ihr Euch ausruhen. Wir werden morgen früh mit unseren Untersuchungen fortfahren.«
    Am nächsten Morgen wurde Falkenmond wieder der Umarmung der Maschine ausgesetzt, doch diesmal lag er ausgestreckt auf seinem Rücken in ihrem Innern und blickte hoch. Ein Bild nach dem anderen erschien vor seinen Augen, und das erste Bild, das ihm jeweils dazu einfiel, wurde auf eine Leinwand projiziert. Falkenmond verzog während dieser Prozedur kaum eine Miene. Einige Halluzinationen drängten sich ihm auf, in denen er sich äußerst gefährlichen Situationen gegenüber sah – ein Seeungeheuer griff ihn an, eine Lawine, drei Schwertkämpfer, einmal musste er von einem dreistöckigen Gebäude springen oder aber verbrennen – stets rettete er sich mit Geschick, obwohl seine Reflexe rein mechanisch waren und keine Furcht ihn beflügelte. Viele weitere solcher Tests wurden durchgeführt, aber selbst wenn die Maschine ihn zum Lachen, Weinen, Hassen,

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