Der Herzog Von Köln
in die Taymemündung ein und aufwärts nach Londra. Wir werden in der Stadt ankommen, ehe noch irgendjemand unsere Absicht auch nur zu ahnen vermag.«
»Aber Huon ist wohlbeschützt. Es ist unmöglich, seinen Palast zu stürmen. Bestimmt sind ihm viele Legionen der Stadt treu ergeben«, gab ein Wolfsmann zu bedenken.
»Wir haben auch in der Stadt unsere Verbündeten. Eine größere Anzahl der Legionen ist für uns. Taragorm ist auf unserer Seite, und er ist seit dem Tod seines Vetters der Kommandeur mehrerer tausend Krieger. Gewiss, der Orden des Frettchens ist nicht sehr groß, aber er hat viele Legionen in Londra stationiert, während die Legionen bedeutenderer Orden über Europa verteilt sind. Alle Edlen, die höchstwahrscheinlich auch Huon ergeben bleiben würden, befinden sich im Augenblick ebenfalls außerhalb Granbretaniens. Es ist die ideale Zeit zuzuschlagen. Auch Baron Kalan ist auf unserer Seite – er kann uns mit neuartigen Waffen unterstützen, die seine Schlangen zu handhaben wissen. Wenn wir einen schnellen Sieg erzielen – oder zumindest größere Erfolge verzeichnen –, werden sich uns sicherlich viele andere anschließen; denn wenige werden noch Verehrung für Huon empfinden, wenn Flana erst auf dem Thron sitzt.«
»Ich fühle Loyalität gegenüber König Huon …« gab ein Wolfskapitän zu. »Es ist uns anerzogen.«
»Und ebenso steht es mit der Loyalität dem Geist Aral Vilsns gegenüber – gegenüber allem, wofür unser Land steht. Ist diese Loyalität nicht noch tiefer in uns?«
Der Kapitän überlegte einen Augenblick, ehe er nickte.
»Ja, Ihr habt recht. Vielleicht wird Granbretanien sich erst zu wahrer Größe erheben, wenn ein neuer Herrscher königlichen Blutes über das Dunkle Imperium regiert«, meinte er.
»So wird es sein!« versprach Baron Meliadus, und seine schwarzen Augen funkelten triumphierend aus der gefletschten Wolfsmaske.
6 Rückkehr nach Burg Brass
In der großen Halle von Burg Brass stand Yisselda Falkenmond, Graf Brass’ Tochter, und die Tränen rannen von ihren Wangen.
Sie weinte vor Freude, und sie konnte es kaum glauben, dass der Mann vor ihr wahrhaftig ihr leidenschaftlich geliebter Mann selbst und kein Phantom war. Sie wagte nicht, ihn zu berühren, aus Angst, er mochte sich als Trugbild erweisen und wieder verschwinden. Falkenmond lachte. Er nahm sie in die Arme und küsste ihre Tränen fort. Dann begann auch sie zu lachen, und ihr Gesicht strahlte vor Glück.
»Oh, Dorian! Wir hatten solche Angst, dass man euch in Granbretanien getötet hätte!«
Falkenmond grinste. »Wenn ich so recht überlege, war Granbretanien noch der sicherste Ort unserer ganzen Reise. Ist es nicht so, Huillam?«
D’Averc hüstelte in sein Taschentuch. »Stimmt – und vielleicht auch der gesündeste.«
Der hagere Bowgentle mit dem gütigen Gesicht schüttelte leicht erstaunt den Kopf. »Aber wie seid ihr von Amarehk in jener Dimension zur Kamarg in dieser zurückgekehrt?«
Falkenmond schüttelte den Kopf. »Das kann ich Euch nicht beantworten, Sir Bowgentle. Die Großen Guten brachten uns hierher, das ist alles, was ich weiß. Die ganze Reise dauerte nur wenige Minuten.«
»Die Großen Guten! Ich habe nie von ihnen gehört!« sagte Graf Brass rau. Er strich über seinen roten Schnurrbart und versuchte, Tränen in seinen Augen zu verbergen. »Irgendwelche Geister, hm?«
»In etwa, Vater.« Falkenmond streckte seinem Schwiegervater die Hand entgegen. »Ihr seht gut aus. Euer Haar ist rot wie immer.«
»Das ist kein Zeichen der Jugend«, brummte Graf Brass, »das ist Rost! Ich verrotte hier, während du vergnügt durch die ganze Welt bummelst.«
Oladahn, der zu kurz geratene Sohn einer Riesin aus den Bulgarbergen, trat ein wenig scheu näher. »Ich bin, froh, Euch wieder zu sehen, Freund Falkenmond. Und bei guter Gesundheit scheint Ihr auch zu sein.« Er grinste und bot Falkenmond einen Kelch Wein an. »Hier, nehmt einen Schluck als Willkommenstrunk!«
Falkenmond lächelte ihn an und leerte den Kelch in einem einzigen Zug. »Hab Dank, Freund Oladahn. Und wie geht es dir?«
»Es war schrecklich langweilig – und wir ‚befürchteten, Ihr würdet nicht zurückkommen.«
»Nun, ich bin wieder hier, und ich glaube, ich habe genug zu erzählen, um euch allen ein paar Stunden die Langeweile zu vertreiben. Außerdem haben wir einen Auftrag, der euch von der Untätigkeit befreien wird, unter der ihr gelitten habt.«
»Heraus damit!« donnerte Graf Brass. »Schnell,
Weitere Kostenlose Bücher