Der Herzog Von Köln
geehrt, Majestät«, sagte er mit scheinbarer Demut. »Darf ich meine Mannschaft selbst auswählen?«
»Wenn Ihr wollt?«
»Dann nehme ich Männer, auf die ich mich absolut verlassen kann. Krieger der Wolfs- und Geierorden.«
»Aber das sind keine Seeleute!«
»Die Geier haben Matrosen in ihren Reihen, Herrscher der Welt. Sie werde ich auswählen.«
»Wie Ihr meint, Baron Meliadus, wie Ihr meint.«
Meliadus war mehr als überrascht, als er erfuhr, dass Trott nach Amarehk gesegelt war, er war erbost. Denn das bedeutete, dass König Huon den Grafen von Sussex mit einer Mission betraut hatte, die rechtmäßig seine, Meliadus’, Aufgabe gewesen wäre. Noch ein Grund mehr, sich am Reichskönig zu rächen, dachte er. Im Augenblick war er jedoch froh, dass er sich scheinbar gefügt hatte, denn er erkannte ganz neue Möglichkeiten, Möglichkeiten, die ihm dieses Wesen, das er nun nach Falkenmond als seinen Erzfeind betrachtete, selbst in die Hand gegeben hatte.
Er tat, als überlege er kurz. »Wenn Ihr glaubt, dass man den Geiern nicht ganz trauen kann, Herr über Raum und Zeit, dürfte ich dann vorschlagen, ihren Führer mitzunehmen?«
»Ihren Führer? Asrovak Mikosevaar ist tot! Falkenmond hat ihn umgebracht!«
»Aber seine Witwe hat den Orden geerbt …«
»Flana! Eine Frau!«
»Ja, allerhöchste Majestät. Sie wird die Geier unter Kontrolle halten.«
»Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass sie imstande ist, ein Kaninchen unter Kontrolle zu halten. Sie ist immer so abwesend. Aber wenn es Euer Wunsch ist, mögt Ihr sie mitnehmen.«
Eine weitere Stunde besprachen sie die Einzelheiten des Planes, und der König informierte Meliadus genauestens über Trotts Expedition.
Als Meliadus den Thronsaal verließ, funkelten seine Augen vor Triumph.
5 Die Flotte vor Deau-Vere
Die Türme der Stadt Deau-Vere, die von drei Seiten von Kais aus scharlachrotem Stein umgeben war, blickten herab auf die kleine Flotte, die in der bleigrauen See vor Anker lag. Auf den flachen Dächern der Gebäude standen Tausende von Ornithoptern – Flugmaschinen, die Vögeln und Fabeltieren kunstvoll nachempfunden waren – mit gefalteten Flügeln. In den Straßen schritten ihre Piloten in den Masken des Krähen- und Eulenordens, Seite an Seite mit den Matrosen in ihren Fisch- und Seeschlangenhelmen und der Infanterie und Kavallerie vor den Orden der Schweine, Totenköpfe, Hunde, Ziegen und Stiere, die darauf warteten, den Kanal zu überqueren – nicht per Schiff, sondern über die berühmte Silberbrücke, die am anderen Ende der Stadt zu sehen war, und deren gewaltiger Bogen sich in der Ferne verlor. Sie glänzte und funkelte im Licht des Tages, und ständig herrschte reger Verkehr auf ihr.
Die Kriegsschiffe im Hafen waren fast überfüllt mit Kriegern in Wolfs- und Geiermasken, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren. Schwerter, Speere, Bogen, Köcher mit Pfeilen, Flammenlanzen, nichts fehlte. Das Flaggschiff trug die Banner sowohl des Grandkonnetabels des Wolfs- als auch des Geierordens. Letzterer war früher lediglich die Geierlegion gewesen, dann aber aufgrund besonderen Mutes im Kampf in Europa und auch zu Ehren ihres gefallenen Führers, Asrovak Mikosevaar, von Reichskönig Huon zum Orden erhoben worden.
Die Schiffe selbst waren ungewöhnlich, denn sie hatten keine Segel, sondern stattdessen gewaltige Paddelräder am Heck. Sie waren teils aus Holz und teils aus Metall erbaut. Das Holz war mit handgeschnitzten Ornamenten verziert und das Metall in’ barocke Muster geschmiedet. Die Basreliefs an den Seiten stellten historische Seeschlachten dar und die vergoldeten Galionsfiguren alte Götter Granbretaniens vor dem Tragischen Jahrtausend – Jhone, Jhorg, Phowl, Rhunga, von denen man sagte, dass sie das Land vor dem Tragischen Jahrtausend regiert hätten – Chirshu, der Heulende Gott; Bjrin Adass, der Singende Gott; Jaejee Blad, der Stöhnende Gott; Jh’lm Sias, der Weinende Gott; und Aral Vilsn, der Brüllende Gott, Allerhöchster Gottvater und Skvese und Blansacredid, den Göttern der Verdammnis und des Chaos.
Die Aral Vilsn war das Flaggschiff, und auf ihrer Brücke stand die dumpf vor sich hinbrütende Gestalt Baron Meliadus’. Neben ihm stand Gräfin Flana Mikosevaar. Unterhalb der Brücke versammelten sich die Kapitäne der Schiffe in Wolfs- und Geiermasken, die Meliadus auf das Flaggschiff beordert hatte.
Erwartungsvoll sahen sie zur Brücke hoch, als Meliadus sich räusperte.
»Meine Herren, ihr fragt euch
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