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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gesehen, verlor das Bauwerk ein wenig von seinem Zauber. Ihre Oberfläche war verschrammt und verbeult durch den starken Verkehr. Hier und dort sah man Haufen Pferdekot, Lumpen, Stroh und anderen Unrat. Es war unmöglich, eine so stark benutzte Durchgangsstraße in einwandfreiem Zustand zu halten, aber auf eine Weise symbolisierte der verdreckte Boden etwas vom Geist der seltsamen Zivilisation Granbretaniens.
    Falkenmond überquerte die Silberbrücke und gelangte nach einer Weile auf das europäische Festland. Er machte sich auf den Weg nach der Kristallstadt, die kürzlich vom Dunklen Imperium erobert worden war. In der Kristallstadt Parye würde er einen Tag Rast machen, ehe er weiter nach Süden zog.
    Er konnte Parye nicht am selben Tag erreichen, beschloss aber, nicht in Karlye, der Stadt an der Brücke, zu bleiben, sondern ein Dorf in der Nähe zu suchen, um dort die Nacht zu verbringen.
    Noch vor Sonnenuntergang erreichte er ein Dorf mit hübschen Häusern und Gärten, an denen die Verwüstungen deutliche Spuren hinterlassen hatten. Von einigen der Häuser standen nur noch die Grundmauern. Es war seltsam still in dem Dorf. Nur wenige Lichter brannten, und die Tür der Dorfschenke war verriegelt; auch drangen keine Geräusche nach draußen, die auf Lustbarkeiten schließen ließen. Im Hof der Schenke saß er ab und hieb mit der Faust gegen die Tür. Nach einigen Minuten wurde der Riegel zurückgeschoben, und ein Knabengesicht sah ihn an. Der Junge wirkte erschrocken, als er die Wolfsmaske sah. Widerwillig öffnete er die Tür und ließ Falkenmond eintreten. Gleich nachdem er eingetreten war, nahm Falkenmond die Maske ab und versuchte, dem Jungen zuzulächeln, um ihn zu ermutigen, aber das Lächeln wirkte nicht echt, denn Falkenmond hatte vergessen, wie man beim Lächeln die Lippen bewegte. Der Junge schien seinen Gesichtsausdruck zu missdeuten, er stolperte rückwärts und wirkte halb trotzig, als erwarte er zumindest einen Schlag.
    »Ich will dir nichts tun«, sagte Falkenmond steif. »Kümmere dich nur um mein Pferd und gib mir ein Bett und etwas zu essen. Ich breche bei Sonnenaufgang wieder auf.«
    »Herr, wir haben nur einfache Dinge zu essen«, murmelte der Junge, der ein wenig Selbstsicherheit wiedererlangt hatte.
    Den Menschen in Europa war es nichts Neues, Besatzungsmächte erdulden zu müssen. Nur die Aggressivität der Granbretanier war ungewohnt, und das war es offensichtlich, was der Junge fürchtete. Er erwartete keinerlei Gerechtigkeit von einem, der offensichtlich ein Adliger Granbretaniens war.
    »Ich nehme, was ihr habt. Hebt euer bestes Essen und den Wein für euch auf. Ich will nur meinen Hunger stillen und schlafen.«
    »Sire, die guten Sachen sind alle fort. Wenn wir …«
    Falkenmond brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Das interessiert mich nicht. Tu Wort für Wort das, was ich von dir will, so dienst du mir am besten.«
    Er sah sich um in der Schenke, zwei alte Männer saßen in einer düsteren Ecke und tranken aus schweren Krügen; sie vermieden es, ihn anzusehen. Er setzte sich in die Mitte des Raumes an einen Tisch, nahm den Umhang ab, wischte sich den Staub der Straße vom Gesicht und seiner Kleidung. Dann stellte er die Wolfsmaske auf den Boden, was bei einem Adligen des Dunklen Imperiums wohl eher merkwürdig anmutete. Er bemerkte, wie einer der Männer ihn überrascht anstarrte, er musste wohl das Schwarze Juwel entdeckt haben. Nach einer Weile kehrte der Junge zurück; er brachte dünnes Bier und ein wenig Schweinefleisch, und Falkenmond wusste, dass das tatsächlich das Beste war, was das Haus zu bieten hatte. Er aß und trank und verlangte dann, in seine Kammer gebracht zu werden. Er badete und legte sich anschließend zu Bett, wo er sofort einschlief.
    Irgendetwas jedoch weckte ihn in der Nacht, und ein unwiderstehlicher Drang ließ ihn ans offene Fenster treten. Er blickte in den Hof und sah einen Reiter auf einem schweren Kriegsroß, der zu ihm emporblickte. Der Mann war ganz in Schwarz und Gold gekleidet, und das Visier seines Helms verbarg das Gesicht. Er starrte Falkenmond ein paar Sekunden an, dann wandte er sein Pferd und ritt davon.
    Falkenmond fühlte, dass das, was er gesehen hatte, für ihn wichtig war. Er ging jedoch zurück ins Bett und schlief ebenso tief wie zuvor. Am nächsten Morgen aber wusste er nicht, ob der Reiter Wirklichkeit oder nur Traumgestalt gewesen war. Falls es ein Traum gewesen sein sollte, so wäre es der erste seit seiner

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