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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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»Vielleicht hättet Ihr Lust, Euch heute Vormittag mir anzuschließen? Ich würde Euch unsere Gärten zeigen. Sie sind selbst im Winter ein herrlicher Anblick.«
    »Es ist mir eine Ehre«, murmelte der Herzog.
    Bowgentle lächelte. Er wusste, dass Falkenmonds Leid Yisseldas warmes Herz gerührt hatte. Niemand schien ihm besser geeignet als sie, ihm zu helfen, zu sich selbst zurückzufinden.
     
    Sie gingen über die Terrassen der Burggärten mit ihren immergrünen und anderen Winterhärten Pflanzen und Gewächsen und blickten hinab auf die Dächer der Stadt, die friedlich zu ihren Füßen lag. Es war ein klarer Tag. Die Sonne schien, und ihre dicken Mäntel schützten die beiden vor dem eisigen Wind. Yisselda hatte ihren Arm bei Falkenmond untergehakt, sie erzählte, was ihr in den Sinn kam, und erwartete keine Antwort von dem Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht. Das Schwarze Juwel in seiner Stirn hatte sie anfangs ein wenig verwirrt, doch dann sagte sie sich, dass es sich kaum von einem edelsteinbesetzten Reif unterschied, wie sie ihn manchmal um die Stirn trug, um ihre langen Haare aus den Augen zu halten.
    Ihr Herz war voll Mitgefühl und Wärme, und diese Liebe zu allen Geschöpfen hatte zu ihrer Hinwendung zu Baron Meliadus geführt, da ihr Herz zum Überquellen voll war. Wie gerne wollte sie nun diesem so unbewegten und – wie ihr schien – schwermütigen Helden von Köln helfen, damit seine Wunden heilten.
    Sie bemerkte bald, dass ein wenig Ausdruck in seine Miene kam, wenn sie seine Heimat erwähnte.
    »Erzählt mir von Köln«, bat sie. »Nicht, wie es jetzt ist, sondern wie es früher war – und vielleicht eines Tages wieder sein wird.«
    Ihre Worte erinnerten Falkenmond an Meliadus’ Versprechen, ihm sein Land wiederzugeben. Er starrte auf die windzerzausten Wolken und verschränkte seine Arme über der Brust.
    »Köln«, sagte sie sanft. »War es wie die Kamarg?«
    »Nein …« Er wandte sich um und starrte auf die Dächer weit unten. »Nein – denn die Kamarg ist wild und war es schon seit Anbeginn der Zeit. Köln war von den Menschen geprägt -es hatte Hecken, Felder und gerade Wasserläufe, kleine Straßen schlängelten sich zu den Dörfern und Gehöften. Es war nur eine kleine Provinz mit saftigen Wiesen, fetten Kühen und Schafen und Heuschobern. Es hatte gelbe Zäune und kühle Wälder, und ein rauchender Kamin war fast immer in Sichtweite. Die Leute waren einfach und freundlich, und sie liebten kleine Kinder. Die Häuser waren alt und anheimelnd und so einfach wie die Leute, die in ihnen lebten. Nichts war finster in Köln, bis Granbretanien kam; eine Flut von klirrendem Eisen und lechzenden Flammen brachten sie über den Rhein. Auch Granbretanien prägte das Land mit Fackel und Schwert …«
    Er stöhnte, und zum ersten Mal klang eine Gefühlsregung in seiner Stimme. »Schwert und Feuer vertrieben Pflug und Egge …« Er wandte sich um und sah sie an. »Aus dem Holz der gelben Zäune errichteten sie Kreuze und Galgen. Und die Kadaver der Rinder und Schafe füllten die Bach- und Flussläufe und vergifteten das Land. Die Steine der Bauernhäuser dienten ihnen als Wurfgeschosse für die Katapulte, und die Bürger wurden Leichen oder Soldaten – eine andere Wahl gab es nicht.«
    Sie legte ihre Hand sanft auf seinen Lederärmel. »Ihr sprecht, als liege das alles unendlich lange zurück.«
    Sein Gesicht wurde ausdruckslos wie zuvor. »So ist es – es scheint mir wie ein längst vergangener Traum. Und es bedeutet mir nur noch wenig.«
    Yisselda sah ihn an, als sie wieder durch die Gärten gingen. Sie meinte, nun einen Weg zu wissen, wie sie ihm helfen konnte.
    Falkenmond jedoch war wieder daran erinnert worden, was er verlieren würde, wenn er das Mädchen nicht nach Granbretanien brächte. Nur aus diesem Grund begrüßte er ihr Mitgefühl.
    Graf Brass untersuchte gerade einen alten Kriegsgaul. »Er hat ausgedient«, wandte er sich an den Stallburschen. »Führ ihn auf die Weide. Er soll es seine letzten Jahre noch schön haben.« Da sah er Falkenmond und seine Tochter. »Sir Bowgentle meint, Ihr seid erschöpfter, als wir ahnten. Erholt Euch bei uns und seid unser Gast, solange es Euch gefällt. Ich hoffe, Yisselda hat Euch mit ihrer Unterhaltung nicht zu sehr angestrengt.«
    »Nein. Ich finde es – erholsam …«
    »Gut«, Graf Brass lächelte Falkenmond zu. »Wir haben heut Abend eine kleine Unterhaltung. Bowgentle wird aus seinem neuesten Werk vorlesen. Etwas Leichtes, Humorvolles. Ich

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