Der Herzog Von Köln
überschwemmte ihn. »Lady Yisselda …«
»Ja, mein Lord?«
»Ich – ich danke Euch …« Verwirrt blickte er sich im Gemach um. Von hinter sich hörte er Graf Brass’ drängende Stimme. »Sagt nichts weiter. Ruht Euch aus. Haltet Eure Gedanken unter Kontrolle. Schlaft, wenn Ihr könnt.«
Falkenmond hatte gar nicht bemerkt, dass Graf Brass auch im Zimmer war. Yisselda hielt ihm ein Glas an die Lippen; er trank die kühle Flüssigkeit und war bald wieder eingeschlafen.
Am nächsten Tag quälte ihn kein Fieber mehr, aber er fühlte sich körperlich und geistig wie taub. Er fragte sich, ob man ihn mit Drogen betäubt hatte.
Yisselda kam zu ihm, als er gefrühstückt hatte, und lud ihn zu einem Spaziergang durch die Gärten ein; denn der Tag war für die Jahreszeit ungewöhnlich schön.
Er rieb sich die Stirn und fühlte die seltsame Wärme des Juwels an der Hand. Ein wenig erschrocken ließ er die Hand wieder fallen.
»Fühlt Ihr Euch noch krank, mein Lord?« fragte Yisselda.
»Nein – ich – ich weiß nicht«, seufzte Falkenmond. »Es ist alles so seltsam.«
»Etwas frische Luft wird Euch vielleicht gut tun.«
Fast willenlos stand Falkenmond auf und ging mit ihr in den Garten. Allerlei angenehme Gerüche hingen dort in der Luft, die Sonne schien, und Sträucher und Bäume wirkten wunderschön in der klaren Winterluft.
Er empfand Yisseldas Arm in dem seinen als sehr angenehm. Auch der kalte Wind in seinem Gesicht und der Anblick der Terrassengärten und der Häuser tief unten erfüllten ihn mit guten Gefühlen. Aber er verspürte auch Angst, das Schwarze Juwel könne sich zu regen beginnen, wenn er seine neuen Gefühle offenbarte. Und noch etwas empfand er: ein Misstrauen Graf Brass gegenüber, der irgendwie mehr als nur eine Ahnung zu haben schien, weshalb er hierhergekommen war. Er sollte jetzt das Mädchen packen und ein Pferd stehlen; vielleicht konnte er entkommen. Er starrte sie plötzlich an.
Sie lächelte zu ihm empor. »Hat die frische Luft Euch geholfen?« fragte sie ihn. »Fühlt Ihr Euch besser?«
Er blickte in ihr Gesicht, während die widerstreitendsten Gefühle ihn verwirrten.
»Besser?« echote er heiser. »Ich weiß nicht …« Sein Kopf begann zu schmerzen, und wieder überfiel ihn die Angst vor dem Schwarzen Juwel. Er griff nach Yisselda und packte sie.
Sie glaubte, ein Schwächeanfall habe ihn übermannt, und versuchte, ihn zu stützen. Da ließ er hilflos seine Arme sinken. Er konnte es nicht tun. »Ihr seid zu gütig«, murmelte er.
»Und Ihr seid ein merkwürdiger und unglücklicher Mann.«
Er riss sich von ihr los und starrte über den Rand der Terrasse. Konnten die Lords von Granbretanien wissen, was in ihm vorging? Nein, das war unwahrscheinlich. Andererseits aber mochten sie misstrauisch werden und dem Juwel jeden Augenblick Leben geben. Er nahm einen tiefen Atemzug der kalten Winterluft und straffte die Schultern. Hatte der Graf nicht gewarnt, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten?
Der Schmerz in seinem Schädel wuchs. Er drehte sich um. »Wir sollten besser auf die Burg zurückkehren«, schlug er vor.
Yisselda nickte und legte erneut ihren Arm in seinen, sie gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Im großen Saal trafen sie Graf Brass. Falkenmond erkannte in seinem Gesicht nur freundliche Anteilnahme, und nichts verriet den drängenden, warnenden Tonfall, den Falkenmond letzte Nacht gehört hatte. Er fragte sich, ob er alles nur geträumt hatte oder ob Graf Brass ahnte, wie das Juwel wirkte, und sich nun entsprechend verhielt, um die Lords Granbretaniens zu täuschen.
»Der Herzog von Köln fühlt sich nicht wohl«, erklärte Yisselda ihrem Vater.
»Ich bedauere, das zu hören«, murmelte der Graf. »Kann ich etwas für Euch tun, mein Lord?«
»Nein«, flüsterte Falkenmond schwach. Er stützte sich auf Yisselda, die ihn bis zur Tür seines Schlafgemachs begleitete. Voll Mitleid blickte sie ihn an und strich ihm sanft über die Stirn, ehe sie wegrannte.
Die Berührung hatte ihn erschaudern lassen. Mit schmerzendem Kopf warf er sich aufs Bett und versuchte verzweifelt zu verstehen, was in und mit ihm vorging, und was den Schmerz in seinem Kopf verursachte. Schließlich schlief er jedoch wieder ein.
Am Nachmittag erwachte er und fühlte sich unsagbar erschöpft, aber der Schmerz war fast vergangen. Bowgentle beugte sich über ihn. »Ich hatte mich getäuscht«, gestand er, »als ich dachte, das Fieber habe Euch verlassen.«
»Was ist nur los mit
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