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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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kostbarem Brokate
    verziert mit Topas
    und Opalen
    und schimmernder Jade,
    in Lorbeer und Myrrhe,
    im Duft von Lavendel
    und Blüten und Myrrhe,
    Samarkands Reichtum
    und Thrakiens Schatz,
    sank nieder
    auf dem Marktplatz.
     
    »Fühlt Ihr Euch nicht wohl, mein Lord?« erkundigte Yisselda sich besorgt.
    Falkenmond schüttelte verneinend den Kopf. »Ich bin in Ordnung, danke.« Er fragte sich, ob er die Lords von Granbretanien auf irgendeine Weise erzürnt hatte und sie nun die volle Kraft in das Juwel strömen ließen. Alles begann zu verschwimmen.
     
    Empfindungslos,
    zu Hymnen
    weißer Chöre,
    die seinen Ruhm
    besangen,
    in ’Schuh’n aus Gold
    und Elfenbein,
    über ihn schritt,
    von Scharen umjubelt
    der sterbliche Gott.
     
    Nun sah Falkenmond nur noch die Gestalt und das Gesicht Bowgentles, hörte aber nichts, außer dem Rhythmus und den klingenden Reimen, er dachte an Zauberei. Wollte Bowgentle ihn in seinen Bann ziehen? Welchen Grund hatte er?
     
    Aus Fenstern und Mauern
    im Schmuck von Girlanden
    fielen in Schauern
    Blüten und Kränze,
    die Kinder banden
    aus Wiesenrauten,
    und Rosen und Sträuße
    von Hyazinthen auf den Weg,
    den Glaukom nahm.
     
    Falkenmond nahm einen tiefen Schluck Wein und atmete durch, ließ aber keinen Blick von Bowgentle, der mit seinen Versen fortfuhr.
     
    Von den Türmen und den Zinnen
    Kinder warfen Lilien,
    Veilchen und Päonien
    und schließlich wie von Sinnen
    sich selbst hinab
    in Glaukoms Weg.
    Mondlicht bleich,
    die Sonne schwankte,
    hielt zurück den Tag
    im Sternenreich,
    Seraphe
    stimmten an Gesang,
    denn bald der Kaiser
    würde stehen
    an heiligem Orte,
    erhaben,
    und berühren mit der Hand
    jene Pforte,
    der Zeit verwehrt,
    der er allein
    von allen Sterblichen
    gebieten konnte.
     
    Falkenmond sog tief Luft ein, als hätte man ihn in Eiswasser getaucht. Yisselda legte ihre Hand auf seine schweißnasse Stirn, sie wirkte besorgt. »Mein Lord …?«
    Falkenmonds Blick hing an Bowgentle, der unbarmherzig fortfuhr.
     
    Glaukom schritt,
    den Blick gesenkt
    vorbei an der Ahnen Schrein,
    mit Perlen geschmückt,
    mit Rubinen und Bein.
    Er schritt durch Tor und Säulengang;
    zu Posaunenschall und Trompetenklang;
    die Erde bebt
    und oben schwebt
    das himmlische Heer,
    die Luft erfüllt von Amberduft schwer.
     
    Falkenmond stöhnte, er merkte, wie Yisselda sein Gesicht berührte. Er starrte Bowgentle an und konzentrierte sich auf die Verse. Der Weinkelch entfiel seinen Händen. Er war offensichtlich krank, aber Graf Brass machte keine Anstalten, etwas zu unternehmen, sondern blickte von Falkenmond zu Bowgentle, das Gesicht hatte er halb hinter seinem Becher verborgen, und seine Augen wirkten amüsiert.
     
    Und nun wird der Kaiser befrei’n
    eine Taube, schneeweiß,
    eine Taube so rein
    wie der Frieden,
    so selten,
    dass alle sich lieben
    und sind vereint.
     
    Falkenmond stöhnte. Am anderen Ende der Tafel setzte von Villach seinen Becher heftig ab. »Das finde ich auch. Warum singt er nicht ›Die Bergschlacht‹, das ist ein gutes …«
     
    Und der Kaiser entließ
    die schneeweiße Taube.
    Sie entfloh aus aller Auge
    flog höher,
    immer höher,
    der Sonne näher,
    immer näher
    und verbrannte
    für ihren Kaiser Glaukom,
    der sie sandte.
     
    Falkenmond torkelte auf die Füße, versuchte, etwas zu Bowgentle zu sagen, fiel dabei jedoch mit dem ganzen Oberkörper über den Tisch und stieß Weinkrüge und Kelche um.
    »Ist er betrunken?« fragte von Villach angewidert.
    »Er ist krank!« rief Yisselda. »Oh, er ist krank!«
    Graf Brass richtete Falkenmond auf und zog eines seiner Lider zurück. »Nein, ich glaube, er ist nicht betrunken, aber zweifellos nicht bei Sinnen.«
    Er blickte lächelnd Bowgentle an, der sein Lächeln erwiderte. »Ich hoffe, du täuschst dich nicht, Brass«, murmelte er.
     
    Falkenmond lag die ganze Nacht in tiefer Bewusstlosigkeit. Als er am späten Morgen erwachte, fand er Bowgentle, der auch ein wenig von Heilkunde verstand, am Bett. Falkenmond war sich immer noch nicht klar, ob der Wein seinen Zustand herbeigeführt hatte oder das Schwarze Juwel oder gar Bowgentle. Er fühlte sich schwach, und seine Stirn brannte.
    »Ihr habt Fieber, mein Lord Herzog«, erklärte Bowgentle ihm. »Doch sorgt Euch nicht, wir werden Euch heilen.«
    Erst jetzt bemerkte Falkenmond, dass Yisselda auf der anderen Seite des Bettes saß.
    »Und ich werde Euch pflegen«, versicherte sie ihm.
    Falkenmond blickte in ihr liebliches Gesicht, und eine Flut von Gefühlen

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