Der Herzog Von Köln
in dicken Pelzen, mit Schwertern bewaffnet, die sich gierig über den Vogel hermachten.
»Räuber!« schrie Oladahn und sprang erschrocken auf. »Ich hätte das Feuer löschen sollen!«
»Wo hast du mein Schwert versteckt?« fragte Falkenmond, aber da stapften bereits zwei der Männer, die nach ranzigem Tierfett stanken, auf sie zu, die plumpen Schwerter gezogen. Falkenmond stand auf, bereit, sich so gut wie möglich zu verteidigen, doch da sprach Oladahn mit ihnen.
»Ich kenne dich, Rekner!« brummte er und deutete dabei auf den größten der Räuber. »Und du solltest wissen, dass ich Oladahn von den Bergriesen bin. Nun, da ihr euch gestärkt habt, verschwindet von hier, oder meine Familie wird euch erschlagen.«
Rekner grinste ungerührt. »Ich habe tatsächlich von dir gehört, du Zwerg von einem Riesen. Du siehst mir nicht sehr furchteinflößend aus. Die Dörfler hier haben mir zwar gesagt, man solle dir aus dem Weg gehen, aber schließlich sind wir keine Memmen wie die. Halt jetzt das Maul, sonst töten wir dich ganz langsam, statt schnell.«
Oladahn schien zu schrumpfen, aber sein Blick hing nach wie vor fest an dem Räuberhauptmann. Rekner lachte. »Na, was hast du denn für Schätze in deiner Höhle versteckt?«
Wie vor ununterdrückbarer Angst schwankte Oladahn von Seite zu Seite und murmelte etwas vor sich hin. Falkenmond blickte von ihm zu dem Räuber und fragte sich, ob er es schaffen würde, in die Höhle zu stürzen und sein Schwert zu finden. Nun wurde Oladahns Gemurmel lauter. Rekners Grinsen erstarrte, und seine Augen wurden glasig, als der Kleine ihn weiter anstarrte. Plötzlich hob Oladahn die Arme, deutete auf den anderen und befahl mit kalter Stimme: »Schlaf, Rekner!«
Der Räuberhauptmann sank auf den Boden. Seine Männer fluchten und wollten sich über den Pelzgesichtigen hermachen, aber Oladahn schüttelte warnend den Kopf. »Nehmt Euch in acht. Bedenkt, dass Oladahn eines Zauberers Sohn ist!«
Die Räuber zögerten und starrten verwirrt auf ihren reglosen Hauptmann. Verwundert betrachtete Falkenmond den Kleinen, der die kriegerischen Männer in Zaum zu halten vermochte. Dann tauchte er schnell in die Höhle und fand sein Schwert bei seinen restlichen Sachen. Eilig schnallte er sich den Gurt um, in dem es steckte, genau wie der Dolch, und kehrte zu Oladahn zurück. Der Pelzgesichtige flüsterte ihm zu: »Holt Euer Zeug. Ihre Reittiere sind am Fuß des Hanges angepflockt. Wir werden sie für unsere Flucht benutzen, denn Rekner mag jeden Augenblick erwachen. Danach kann ich sie nicht mehr zurückhalten.«
Falkenmond holte die Satteltaschen und begann mit Oladahn vorsichtig rückwärts den Abhang hinabzusteigen. Rekner rührte sich bereits ein wenig. Er stöhnte und setzte sich auf. Seine Männer halfen ihm auf die Beine.
»Jetzt!« murmelte der Kleine und fing zu rennen an. Falkenmond folgte ihm, und zu seinem Staunen sah er ein halbes Dutzend Ziegen von Ponygröße, jede mit einem Schaffellsattel auf dem Rücken. Oladahn schwang sich auf die nächste und hielt die Zügel einer weiteren für Falkenmond bereit. Mit einem leicht ironischen Lächeln schwang sich der Herzog von Köln in den Sattel. Rekner und seine Räuber stürmten den Hang herab. Mit der flachen Schwertklinge gab Falkenmond den restlichen Ziegen einen Klaps auf die Kehrseite, dass sie eilig davonhüpften.
»Folgt mir!« rief Oladahn und lenkte seine Geiß bergabwärts zu einem schmalen Pfad. Aber Rekners Männer hatten Falkenmond inzwischen erreicht, und sein scharfes Schwert parierte ihre stumpfen Waffen, mit denen sie wütend auf ihn einhackten. Er stach einem direkt ins Herz, einem anderen in die Seite, und es gelang ihm im letzten Augenblick, noch die Klinge auf Rekners Schädel herabsausen zu lassen. Dann trieb er die hüpfende Ziege dem merkwürdigen kleinen Mann nach, während die restlichen Räuber ihn fluchend verfolgten.
Die Bocksprünge des ungewöhnlichen Reittiers schienen jeden Knochen in Falkenmonds Körper durchzuschütteln, aber bald hatte er kurz nach Oladahn den Bergpfad erreicht, wo die Bewegungen der Ziege erträglicher wurden. Oladahn blickte sich triumphierend grinsend zu ihm um. »Na, nun haben wir unsere Reittiere, Lord Falkenmond. Es war leichter, als ich dachte. Ein gutes Omen. Folgt mir, ich führe Euch auf die Straße nach Persien.«
Falkenmond lächelte gegen seinen Willen. Der kleine Mann gefiel ihm, und sein Respekt vor ihm, über die Art und Weise, wie er ihrer beider Leben gerettet
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