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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Aufmerksamkeit schenkten. Falkenmond sah sie durch seine getrübten Augen und wunderte sich.
    Ausnahmslos waren sie grotesk: Zwerge und Riesen und Fettleibige, Menschen, die am ganzen Körper mit Fell bedeckt waren – ähnlich wie bei Oladahn, nur dass ihr Pelz unschön anzusehen war –, andere bleich und haarlos, ein Mann mit drei Armen, eine Frau mit nur einem Arm, ein Paar, Mann und Frau, mit Bocksfüßen, Kinder mit Bärten, Hermaphroditen mit den Merkmalen beider Geschlechter, weitere mit schuppiger, gefleckter Haut wie Schlangen, wieder andere mit Schwänzen, missgestalteten Gliedmaßen und krummen Körpern. Gesichter ohne Nasen oder Lippen oder sonst wie entstellt, manche der Gestalten waren bucklig, ohne Hälse, einer hatte purpurnes Haar und ein Horn, das aus seiner Stirn wuchs. Nur der Gesichtsausdruck war bei allen derselbe – hoffnungslos und verzweifelt.
    Falkenmond vermeinte, in der Hölle zu sein und auf die Verdammten zu schauen.
    Der Wald roch nach feuchter Rinde und nassem Moder, und nun mischten sich noch andere Gerüche in die feuchte Luft. Es waren der Gestank von Menschen und Tieren, schwere Duftessenzen, würzige Kräuter, aber irgendetwas anderes überlagerte dieses Geruchsgemisch und ließ Oladahn schaudern. Falkenmond hatte sich ein wenig aufgerichtet und schnüffelte nun wie ein vorsichtiger Wolf. Er runzelte die Brauen und sah Oladahn an. Die missgestalteten Wesen schienen die Neuankömmlinge nicht zu bemerken, sondern setzten still ihre Bemühungen fort. Nur das Ächzen der Wagen war zu hören und das Schnauben und Platschen der Tiere in den Jochen.
    Oladahn zog am Zügel und wollte von der Karawane wegreiten, Falkenmond aber folgte seinem Beispiel nicht. Er starrte weiter auf die seltsame Prozession.
    »Kommt«, sagte Oladahn. »Hier lauert Gefahr, Lord Falkenmond.«
    »Wir müssen uns erkundigen, wo wir uns befinden. Auch haben wir kaum noch etwas zu essen. Außerdem glaube ich zu wissen, wessen Karawane dies ist.«
    Der Kleine blickte ihn fragend an.
    »Ein Mann führt sie an, von dem ich gehört, den ich aber nie selbst kennen gelernt habe. Er ist ein Landsmann, ein Verwandter sogar, der Köln vor neunhundert Jahren verließ.«
    »Vor neunhundert Jahren? Aber das gibt es doch gar nicht!«
    »O doch! Lord Agonosvos ist unsterblich – zumindest fast. Wenn er es wirklich ist, könnte er uns helfen, denn ich bin immer noch sein rechtmäßiger Herrscher …«
    »Ihr glaubt, er kennt noch ein Gefühl der Treue für Köln? Nach neunhundert Jahren?« zweifelte Oladahn.
    »Wir werden sehen.« Falkenmond lenkte sein Reittier auf den vordersten Wagen der Karawane zu, dessen Plane aus goldener Seide und mit komplexen Mustern bemalt war. Mit einem unguten Gefühl folgte der Kleine ihm, als Falkenmond bereits einen Mann in Bärenfellumhang ansprach. Sein Kopf war bis auf die Augen verborgen hinter einem einfachen, schwarzen Helm.
    »Lord Agonosvos«, sagte Falkenmond. »Ich bin der Herzog von Köln, der letzte jener, deren Herrschaft tausend Jahre zurückreicht.«
    »Ein Falkenmond. Nicht schwer zu erkennen! Ohne Land jetzt, eh?« erwiderte der Angesprochene lakonisch mit tiefer Stimme. »Granbretanien nahm Köln, ist es nicht so?«
    Falkenmond nickte.
    »Und so sind wir beide des Landes verbannt. Ich durch Euren Vorfahren, Ihr durch die Eroberer.«
    »Sei es, wie es mag. Ich bin der letzte des Herrscherhauses und somit Euer Regent.« Falkenmond blickte ihn fest an.
    »Mein Regent, he? Die Befehlsgewalt über mich wurde aufgehoben, als mich Herzog Dietrich in die wilden Lande schickte.«
    »Ihr wisst sehr wohl, dass kein Gefolgsmann Kölns sich seinem Prinzen verweigern darf.«
    »Darf er das nicht?« Agonosvos lachte still. »Darf er das nicht?« Falkenmond wollte sich abwenden, aber Agonosvos hob eine dünne, knochenweiße Hand. »Bleibt. Ich habe Euch beleidigt und muss es wieder gutmachen. Wie kann ich Euch dienen?«
    »Ihr gebt zu, dass Ihr mir ergeben seid?«
    »Ich gebe zu, dass ich unhöflich war. Ich werde meine Karawane anhalten lassen und Euch gastfreundlich aufnehmen. Was ist mit Eurem Diener?«
    »Er ist nicht mein Diener, sondern mein Freund. Oladahn von den Bulgarbergen.«
    »Ein Freund? Und nicht von Eurer Rasse? Doch mag er uns Gesellschaft leisten, wenn Ihr es so wollt.« Er lehnte sich aus seinem Wagen und rief ein paar Befehle. Die Leute, die die Wagen geschoben hatten, hielten an. Sie blieben stehen, wo sie waren, ihre Körper waren schlaff und in den Augen erkannte man

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