Der Herzog Von Köln
hatte, ließ ihn fast vergessen, dass dieser kleine pelzige Verwandte der Bergriesen die Ursache für seine neuerlichen Schwierigkeiten war.
Oladahn bestand darauf, ihn ein paar Tagesritte zu begleiten, bis sie zu einer gelben Ebene kamen, auf die der Kleine deutete. »Ihr müsst sie überqueren«, erklärte er.
»Ich danke dir.« Falkenmond starrte in die Richtung, in der Asien lag. »Es ist schade, dass wir uns trennen müssen.«
Oladahn grinste. »Ihr habt recht. Wisst Ihr was? Ich begleite Euch, damit Ihr noch ein wenig Gesellschaft habt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, trieb er seine Geiß an und ritt voraus.
Falkenmond lachte, zuckte die Schultern und folgte ihm.
2 Agnosvos Karawane
Der Regen setzte ein, kaum dass sie die Ebene zu überqueren begannen. Die Ziegen, die sie so sicher durch die Berge getragen hatten, waren den nachgiebigen, aufgeweichten Boden nicht gewohnt und kamen deshalb nur so langsam voran. Einen Monat lang ritten sie nun schon so dahin in ihre Umhänge gehüllt und bis auf die Knochen durchgefroren. Immer häufiger pochte Falkenmonds Schädel, dann presste er die Hände dagegen, und seine Augen starrten schmerzerfüllt ins Leere. Er wusste, dass die Lebenskraft des Juwels Graf Brass’ Bande zu durchbrechen begann, und er zweifelte, dass er Yisselda je wieder sehen würde.
Pausenlos peitschte der von einem kalten Wind getriebene Regen auf sie herab. Durch den bewegten Wasservorhang sah Falkenmond weites Marschland vor ihnen liegen, zerfetzte Stechginsterbüsche und schwarze, verschrumpelte Bäume. Er konnte kaum die Richtung bestimmen, in die sie ritten, denn meistens war der Himmel wolkenverhangen. Das einzige Orientierungsmittel waren die Gebüsche, die hier ausnahmslos in südliche Richtung geneigt wuchsen. Er hatte nicht erwartet, hier, so weit im Osten, auf eine solche Landschaft zu treffen. Er vermutete, dass irgendein Ereignis während des tragischen Jahrtausends der Gegend dieses Aussehen gegeben hatte.
Falkenmond strich sich die feuchten Haare aus der Stirn und fühlte das harte Juwel, das dort eingebettet war. Er schauderte, blickte auf Oladahns erbarmungswürdiges Gesicht und dann wieder auf den Regen. In einiger Entfernung erkannte er einen dunklen Streifen, das mochte ein Wald sein, wo sie wenigstens vor dem Regen geschützt wären. Die spitzen Hufe der Ziegen stolperten durch das sumpfige Gras. Falkenmond fühlte sich schwindlig, als nagte etwas an seinem Gehirn, und ein Druck lastete ihm auf der Brust. Er schnappte nach Luft und presste einen Unterarm gegen die Stirn. Oladahn blickte ihn mitfühlend an.
Schließlich erreichten sie den Wald. Die Bäume hier wuchsen nicht aufrecht, sie lagen fast am Boden, und das Vorankommen war hier noch langsamer als zuvor, zumal sich überall schwarzes Wasser zu kleinen Teichen gesammelt hatte, die umgangen werden mussten. Die Stämme und Äste der Bäume wirkten unnatürlich verwachsen, sie drehten sich mehr auf den Boden zu, als weg davon. Die Borke war schwarz oder braun. Zu dieser Jahreszeit trugen die Bäume kein Laub, aber trotzdem war der Wald dicht und schwer zu durchqueren. Ehe sie hineingelangten, mussten sie einen kleinen flachen Graben durchqueren.
Die Hufe der Ziegen platschten durch schlammiges Wasser, als sie in den Wald hineinritten, der ihnen wenig Schutz vor dem unaufhörlichen Regen bot.
Am Abend ließen sie sich auf relativ trockenem Boden nieder. Falkenmond versuchte, Oladahn zu helfen, ein Feuer zustandezubringen, aber bald war er gezwungen, sich gegen einen Baumstrunk zu lehnen, wo er nach Luft rang und sich die Hände gegen den Kopf presste.
Am nächsten Morgen ging es weiter durch den Wald, Oladahn führte auch die Zügel von Falkenmonds Ziege; denn der Herzog von Köln lag nun auf seinem Reittier und umklammerte dessen Hals. Am späten Vormittag hörten sie menschliche Stimmen, und Oladahn zog in der Richtung, aus der diese kamen, weiter.
Es war eine Art Karawane, die sich durch den Schlamm und zwischen dem Wasser und den Bäumen dahinbewegte. Etwa fünfzehn Wagen mit durchweichten Seidenplanen in Scharlach, Gelb, Blau und Grün. Maultiere und Ochsen plagten sich ab, getrieben von Männern mit Peitschen und spitzen Stöcken, die neben ihnen gingen. An den Wagenrädern halfen andere Männer mit, sie fortzubewegen, und auch hinter den Wagen schoben und drückten welche mit aller Kraft. Trotzdem jedoch kamen die Wagen kaum voran.
Es waren jedoch die Reisenden, denen die beiden Beobachter ihre
Weitere Kostenlose Bücher