Der Herzog Von Köln
nehmen, wenn wir Glück haben.«
Falkenmond wollte gerade eine Frage stellen, als er aufgeregte Stimmen auf der Straße hörte. Er drückte sich gegen die Wand und spähte vorsichtig durch das Fenster. Er sah d’Averc, seine bulligen Begleiter und etwa zwanzig Soldaten. Einer von ihnen deutete zum Fenster herauf.
»Sie müssen uns gesehen haben«, stieß Falkenmond hervor. »Wir müssen weg. Gegen so viele kommen wir nicht an.«
Rinal runzelte die Stirn. »Wir können auch nicht fort von hier. Und wenn wir unsere Maschine benutzen, müssten wir Euch zurücklassen, und ihr würdet d’Averc in die Hände fallen.«
»Benutzt die Maschine«, forderte Falkenmond ihn auf, »und überlasst uns d’Averc.«
»Wir können euch nicht opfern, nach allem was ihr für uns getan habt.«
»Benutzt die Maschine!«
Aber Rinal zögerte immer noch.
Falkenmond hörte ein scharrendes Geräusch und wagte einen Blick hinaus. »Sie haben Leitern aufgestellt und klettern bereits empor. Schnell, Rinal, benutzt die Maschine!«
Eine Geistfrau sagte sanft: »Tu es, Rinal. Wenn es stimmt, was wir gehört haben, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass d’Averc unseren Freunden im Augenblick viel anhaben kann.«
»Was meint Ihr damit?« fragte Falkenmond. »Woher wisst Ihr das?«
»Wir haben einen Freund, der nicht zu unserem Volk gehört«, erwiderte die Frau. »Er besucht uns hin und wieder und berichtet uns, was in der Welt vor sich geht. Auch er dient dem Runenstab …«
»Ist er ein Ritter in schwarzer und goldener Rüstung?«
»Ja. Er erzählte uns …«
»Herzog Dorian«, rief Oladahn und deutete auf das Fenster. Der erste der Eberkrieger hatte es bereits erreicht.
Falkenmond zog sein Schwert aus der Scheide und stieß es dem Granbretanier durch die Kehle, gleich oberhalb der Halsberge. Mit einem gurgelnden Schrei stürzte der Mann in die Tiefe. Falkenmond packte die Leiter und versuchte sie zu kippen, aber sie wurde unten festgehalten. Ein zweiter Krieger kam in Fensterhöhe. Oladahn schlug ihm auf den Kopf, aber der Mann wich nicht. Falkenmond ließ die Leiter los und hackte auf die behandschuhten Finger des Soldaten ein. Aufheulend stürzte auch dieser auf die Straße.
»Die Maschine!« rief Falkenmond drängend. »Benutzt sie endlich! Wir können sie nicht viel länger zurückhalten.«
Von hinter ihnen ertönte ein melodisches Summen. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste Falkenmond, als sein Schwert auf das des nächsten Angreifers traf.
Dann begann plötzlich alles zu vibrieren. Die Wände des Hauses verfärbten sich tiefrot, und drunten auf der Straße brüllten die Eberkrieger – doch nicht vor Überraschung, sondern aus Angst. Falkenmond verstand nicht, warum der Anblick sie so sehr erschreckte.
Er sah nun, dass die ganze Stadt sich rot färbte und im Rhythmus des Summens vibrierte. Dann erlosch mit einemmal der melodische Laut, die Stadt verschwand, und Falkenmond schwebte sanft bodenwärts.
Er hörte leise die entschwindende Stimme Rinals: »Wir lassen Euch die zweite Maschine zurück, sie soll euch gegen eure Feinde helfen. Sie vermag ganze Gebiete dieser Erde in eine andere Raumzeitdimension zu versetzen. Unsere Feinde werden Soryandum jetzt nicht bekommen …«
Da landete Falkenmond auf dem Boden, und dicht neben ihm Oladahn. Von der Stadt gab es keine Spur mehr. Wo sie gestanden hatte, sah die Erde wie frisch gepflügt aus.
In einiger Entfernung entdeckten sie die Granbretanier mit d’Averc. Nun verstand Falkenmond ihr Entsetzen. Die Maschinenbestie hatte die Stadt erreicht und die Eberkrieger angegriffen. Überall lagen die verstümmelten Toten herum, während die noch Lebenden von d’Averc angespornt wurden, das Ungeheuer zu vernichten.
Die metallenen Stachelhörner schüttelten sich in wilder Wut, und das künstliche Tier knirschte mit den stählernen Zähnen, während seine Klauen Rüstung und Fleisch in Fetzen rissen.
»Die Bestie wird mit ihnen fertig werden«, sagte Falkenmond. »Schau – unsere Pferde.« Etwa sechshundert Fuß entfernt tänzelten die beunruhigten Tiere. Oladahn und Falkenmond rannten auf sie zu, saßen auf und verließen den Ort, wo einst Soryandum gestanden hatte, und das’ Gemetzel, das das mechanische Ungeheuer unter den Eberkriegern anrichtete.
Nun setzten die beiden Gefährten ihre Reise zur Küste fort. In Falkenmonds Satteltasche, sorgsam verstaut, befand sich das seltsame Geschenk des Geistvolkes.
Die Pferde kamen auf dem federnden Torfboden rasch voran,
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