Der Herzog Von Köln
und sie ließen die Hügel bald hinter sich. Schließlich erreichten sie das breite Tal, durch das der Euphrat floss.
Am Ufer des breiten Flusses schlugen sie ihr Lager auf und berieten, wie sie am besten auf die andere Seite kämen, denn die Strömung war hier sehr stark. Falkenmonds Karte zufolge mussten sie einige Meilen in südlicher Richtung reiten, um zu einer Furt zu kommen.
Falkenmond starrte über das Wasser, das die untergehende Sonne blutrot gefärbt hatte. Ein langer, fast geräuschloser Seufzer entfuhr ihm, und Oladahn, der gerade das Feuer entfachte, blickte überrascht hoch.
»Was betrübt Euch, Herzog Dorian? Ich dachte, Ihr wärt guter Dinge nach unserer Flucht.«
»Es ist die Zukunft, die mir Sorgen macht, Oladahn. Wenn d’Averc die Wahrheit gesagt hat und Graf Brass verwundet ist, von Villach erschlagen und die Kamarg unter schwerer Belagerung liegt, fürchte ich, werden wir nichts mehr als die Asche und den Schlamm vorfinden, zu der Meliadus die Kamarg machen wollte.«
»Lasst uns abwarten, bis wir dort sind«, sagte Oladahn ohne übertrieben zuversichtlich zu wirken, »wahrscheinlich wollte d’Averc Euch nur Kummer bereiten. Die Kamarg steht ziemlich sicher noch. Ihr habt mir so viel über die starke Verteidigung und die Tapferkeit der Provinz erzählt, und ich glaube nicht, dass das Dunkle Imperium sie besiegt hat. Ihr werdet sehen …«
»Werde ich das?« Falkenmonds Blick senkte sich. »Werde ich das, Oladahn? D’Averc sagte gewiss die Wahrheit über die anderen Eroberungen Granbretaniens. Wenn sie Sizilien unterworfen haben; so müssen auch Italien und Spanien gefallen sein. Verstehst du nicht, was das bedeutet?«
»Mein geographisches Wissen erstreckt sich mehr auf die Bulgarberge«, sagte Oladahn ein wenig verlegen.
»Es bedeutet, dass alle Wege in die Kamarg zu Land und zu Wasser – durch die Horden des Dunklen Imperiums blockiert sind. Selbst wenn wir das Meer erreichen und ein Schiff finden, werden wir wohl nicht ungehindert durch den sizilianischen Kanal kommen. Dort kreuzen gewiss Unmengen von Schiffen des Dunklen Imperiums.«
»Müssen wir denn diesen Weg nehmen? Wie steht es mit der Route, die Ihr auf Eurer Reise in den Osten genommen habt?«
Falkenmond runzelte die Stirn. »Über die meisten Landstriche bin ich hinweggeflogen und der Weg zu Pferd würde doppelt so lange dauern. Abgesehen davon hat Granbretanien auch dort neue Eroberungen gemacht.«
»Aber die Landstriche, die sie besetzt halten, könnten wir umgehen«, sagte Oladahn. »Unsere Chance zu Land scheint mir größer zu sein als über das Meer, nach allem, was Ihr sagt.«
»Hm.« Falkenmond überlegte. »Dann müssten wir die Türkei durchqueren – das ist eine Reise von mehreren Wochen. Aber vielleicht könnten wir dann über das Schwarze Meer fahren, soweit ich weiß, gibt es dort noch kaum Schiffe des Imperiums.« Er besah sich die Karte. »Ja, über das Schwarze Meer nach Romanien – aber dann wird es gefährlich, je näher wir Frankreich kommen, denn dort sind die Imperiumstruppen überall. Trotzdem denke ich, hast du recht – unsere Chancen auf diesem Wege sind größer; Vielleicht gelingt es uns sogar, ein paar Granbretanier zu erschlagen und ihre Masken als Verkleidung zu benutzen. Das ist einer ihre Nachteile, sie können nicht an den Gesichtern erkennen, ob sie es mit Feind oder Freund zu tun haben. Wären nicht die Geheimsprachen der verschiedenen Orden, so könnten wir, durch Tierrüstungen getarnt, sicher reisen.«
»Dann ändern wir unsere Marschrichtung also«, sagte Oladahn.
»Ja. Morgen reiten wir nordwärts.«
Einige Tage folgten sie dem Euphrat nach Norden, überquerten die Grenzen zwischen Syranien und der Türkei und kamen schließlich zu dem stillen weißen Städtchen Birachek, wo aus dem Euphrat der Firatfluß wurde.
In Birachek meinte der Wirt einer Taverne wohl, sie seien Diener des Dunklen Imperiums, und sagte ihnen, er habe keine Zimmer frei. Falkenmond jedoch zeigte auf das Schwarze Juwel in seiner Stirn und sagte. »Mein Name ist Dorian Falkenmond, letzter Herzog von Köln und geschworener Feind des Dunklen Imperiums.« Selbst an diesem abgelegenen Ort hatte man von ihm gehört, und der Wirt ließ sie ein.
In derselben Nacht saßen sie im Schankraum, tranken süßen Wein und unterhielten sich mit den Händlern einer Karawane, die kurz vor ihnen angekommen war.
Die Händler waren dunkelhäutige Männer mit ölig glänzendem blauschwarzem Haar. Sie trugen Lederhemden
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