Der Herzog Von Köln
wurde erpresst. Tut mir aber nicht die Ehre an, mir das zuzuschieben. Ich hörte lediglich während einer Konferenz in Londra von dem Plan. König Huon hatte die Führer seiner Streitkräfte zusammengerufen, um sich von ihnen über die Entwicklungen auf dem Kontinent unterrichten zu lassen.«
Falkenmond runzelte die Stirn. »Aber gesetzt den Fall, Zhinaga entführte Yisselda, und es gelang ihm nur nicht, zu Euren Leuten durchzudringen – vielleicht weil er unterwegs von den Männern des Wahnsinnigen Gottes abgefangen wurde …«
D’Averc schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn sie bereits bis Südfrankreich vorgedrungen wären, hätten wir bereits davon gehört.«
»Welche Erklärung kann es dann geben?«
»Fragen wir diesen Herrn hier«, schlug d’Averc vor und zeigte auf den Wahnsinnigen, dessen Gekichere kaum noch vernehmbar war.
»Wie wollen wir etwas Vernünftiges aus ihm herausbekommen?« Oladahn blickte ihn zweifelnd an.
»Würde es helfen, wenn wir ihm Schmerz zufügten?« überlegte d’Averc laut.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, meinte Falkenmond. »Sie kennen keine Angst. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.« Er blickte missmutig auf den Wahnsinnigen herab. »Soll er eine Weile hier liegen. Vielleicht beruhigt er sich dann ein wenig.«
Sie kehrten an Deck zurück und schlossen die Luke zum Laderaum hinter sich. Die zerklüftete Küste der Krim hob sich bereits im Schein der untergehenden Sonne in der Ferne ab. Das Meer war ruhig, und der Wind blies nach Norden.
»Ich korrigiere am besten unseren Kurs ein wenig«, schlug d’Averc vor. »Wir segeln, scheint mir, ein bisschen zu weit nach Norden.« Er ging ans Steuerruder, löste die Halteseile und drehte es mehrere Grade in südlicher Richtung.
Falkenmond nickte abwesend und beobachtete d’Averc, der wie ein erfahrener Seemann den Kurs des Schiffes änderte. Die große Ebermaske hatte er hochgeschoben.
»Wir müssen wohl heute Nacht vor der Küste Anker werfen«, sagte Oladahn. »Und morgen weitersegeln.«
Falkenmond antwortete nicht. In seinem Kopf kreisten viele unbeantwortete Fragen. Die Anstrengungen der letzten vierundzwanzig Stunden hatten ihn an den Rand der Erschöpfung getrieben, und die Frucht, die er verspürte, drohte ihn in einen Wahnsinn zu treiben, der dem des Mannes im Laderaum in nichts nachstand.
Später am Abend kehrten sie in den Laderaum zurück und betrachteten das Gesicht ihres jetzt schlafenden Gefangenen im Licht der Lampen, die von der Decke hingen. Die Lampen schaukelten mit den Bewegungen des Schiffes an der Ankerkette. Schatten und Licht spielten über die Schiffswand und über die angehäufte Beute, die hier überall aufgetürmt lag. Eine Ratte quiekte, aber die Männer überhörten es. Sie hatten alle ein wenig geschlafen und fühlten sich nun etwas frischer.
Falkenmond kniete sich neben den Gefesselten und berührte sein Gesicht. Sofort öffneten sich seine Augen und blickten verwundert und ohne jede Spur von Wahnsinn um sich.
»Wie heißt du?« fragte Graf Brass.
»Coryanthum von Kerch. Wer seid Ihr. Wo bin ich?«
»Das müsstest du aber wissen«, sagte Oladahn. »An Bord eures eigenen Schiffes. Erinnerst du dich denn nicht?. Du und deine Kameraden, ihr überfielt unseren Segler. Es kam zum Kampf. Wir entkamen Euch und ihr schwammt uns nach, um uns zu töten.«
»Ich entsinne mich, dass wir das Segel setzten«, murmelte Coryanthum verwirrt. »Doch an nichts weiter.« Er versuchte sich aufzusetzen. »Weshalb bin ich gebunden?«
»Weil du gefährlich bist«, erklärte ihm d’Averc. »Du bist wahnsinnig.«
Coryanthum lachte. Es war ein völlig natürliches Lachen »Ich wahnsinnig? Wie absurd!«
Die drei blickten einander an. Es stimmte, der Mann wirkte nun völlig normal.
Falkenmond begann zu verstehen. »Woran erinnerst du dich als letztes?«
»An die Ansprache des Kapitäns.«
»Was sagte er?«
»Dass wir an einer Zeremonie teilnehmen würden, bei der wir alle einen besonderen Trank bekämen … Das war eigentlich alles.« Coryanthum runzelte die Brauen. »Dann tranken wir …«
»Beschreib euer Segel!« befahl Falkenmond.
»Unser Segel? Warum?«
»Fiel dir etwas Besonderes daran auf?«
»Durchaus nicht. Es war aus dunkelblauer Leinwand. Das ist alles.«
»Bist du ein Händler zur See?«
»Ja.«
»Und das ist deine erste Fahrt auf diesem Schiff?«
»Ja.«
»Wann hast du angeheuert?«
Coryanthum wurde langsam ungeduldig. »Gestern Abend -am Tag des Pferdes nach
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