Der Herzog Von Köln
Falkenmond erkaufte sich Kapitän Mousos Schweigen, nichts über die Herkunft des erbeuteten Schiffes zu verraten, und ließ sich von ihm ihr Eigentum aushändigen, unter anderem auch die Satteltasche mit Rinals Geschenk. Am gleichen Abend stach das Schwarze Schiff wieder in See. Coryanthum blieb bei dem Kaufmann zurück, um sich zu erholen.
Über eine Woche trieb das Schwarze Schiff auf dem ruhigen Meer dahin, der Wind hatte sich fast völlig gelegt. Falkenmond vermutete, dass sie auf den Kanal zutrieben, der das Schwarze Meer von der Azov-See trennte, nahe Kerch, wo Coryanthum angeheuert hatte.
D’Averc hatte sich mittschiffs eine Hängematte befestigt, in der er sich von den Bewegungen des Schiffs schaukeln ließ, gelegentlich übertrieben hustete und sich über Langeweile beklagte. Oladahn saß oft im Ausguck und suchte das Meer ab, während Falkenmond an Deck auf und ab schritt und sich fragte, ob sein Plan irgend etwas anderes verfolgte, als den Wunsch zu stillen, etwas über Yisseldas Verbleiben zu erfahren. Er fing schon an zu zweifeln, dass es überhaupt ihr Ring gewesen war, vielleicht waren in der Kamarg mehrere solche Ringe gemacht worden.
Eines Morgens jedoch tauchte ein Segel am Horizont im Nordwesten auf. Oladahn entdeckte es als erster und machte Falkenmond darauf aufmerksam, der rannte vor an die Reling und blickte in die bezeigte Richtung. Es mochte das Schiff sein, da sie erwarteten.
»Runter«, rief er. »Geht runter!«
Oladahn kletterte hastig vom Mast hinunter, und d’Averc, der plötzlich munter wurde, schwang sich aus seiner Hängematte und schlenderte über Deck auf die Leiter zu, die zu den Unterdecks führte. Sie trafen sich in der Finsternis des mittleren Laderaums und warteten …
Eine Stunde schien vergangen zu sein, ehe sie Holz auf Holz krachen hörten, und wussten, dass das andere Schiff längsseits gekommen war. Es mochte sich lediglich um ein Schiff handeln, dessen Kapitän neugierig war, warum ein offensichtlich unbemanntes Schiff auf dem Meer trieb.
Wenig später hörte Falkenmond das Geräusch gestiefelter Füße auf dem Oberdeck. Mit gemessenen Schritten ging dort jemand die Länge des ganzen Decks auf und ab. Schließlich herrschte Stille, als der Mann eine Kabine betrat oder auf die Brücke kletterte.
Die Spannung wuchs, bis die Schritte wieder erklangen, und diesmal direkt auf die Luke des mittleren Laderaums zukamen.
Falkenmond sah eine Silhouette, die von oben versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Die Gestalt zögerte kurz, dann kletterte sie vorsichtig die Leiter hinunter. Falkenmond kroch auf die Leiter zu.
Als der Ankömmling von der letzten Sprosse stieg, sprang Falkenmond lautlos auf ihn zu und legte den Arm um dessen Hals. Es war ein wahrer Riese, über sechseinhalb Fuß, mit einem buschigen, schwarzen Bart, zu Zöpfen geflochtenem Haar und einem Messingharnisch über einem schwarzen Seidenhemd. Er knurrte überrascht und schwang herum, Falkenmond mit sich reißend. Der Gigant war unvorstellbar stark. Seine Finger tasteten sich nach Falkenmonds Arm und begannen, ihn von seinem Hals zu zerren.
»Schnell – helft mir!« keuchte Falkenmond. D’Averc und Oladahn warfen sich auf den Fremden und zwangen ihn zu Boden.
D’Averc zog sein Schwert. In seiner Ebermaske und der glänzenden Rüstung sah er sehr gefährlich aus. Er drückte die Spitze der Klinge gegen die Kehle des Riesen. »Wie heißt Ihr?« fragte er, und die Stimme erschallte dröhnend durch die Maske.
»Kapitän Schagaroff. Wo ist meine Mannschaft?«
»Sprecht Ihr von den Wahnsinnigen, die Ihr zum Töten und Plündern ausgeschickt habt?« fragte Oladahn. »Sie sind alle ertrunken, außer einem, der uns von Eurem Verrat berichtete.«
Schagaroff schien ungerührt. »Ihr Narren!« knurrte er. »Glaubt ihr denn wirklich, ihr könnt mich zu dritt hier gefangen halten? Die Mannschaft meines anderen Schiffes besteht aus Kriegern.«
D’Averc lächelte ironisch. »Wir sind mit einer Schiffsladung solcher Krieger fertig geworden, und wir werden es auch mit der anderen.«
Einen Augenblick huschte eine Spur von Angst über die Züge des Kapitäns, doch dann wurden sie wieder hart. »Ich glaube euch nicht. Die Besatzung dieses Schiffes lebte nur, um zu töten. Wie könntet ihr …«
»Nun, wir taten es jedenfalls«, erklärte d’Averc von oben herab. Er drehte sich Falkenmond zu. »Wollen wir jetzt an Deck zurück und den Rest unseres Plans durchführen?«
»Einen Moment noch.« Falkenmond
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