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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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stehen.
    Gerade als Huttunen hinlaufen und sie umarmen wollte, hörte er im Wald einen Zweig knacken. Ein Elch, ein Ren? Nein, Viittavaara und Portimo! Sie kamen durch den Wald herangeschlichen, lauernd und keu­ chend und mit schweißüberströmten Gesichtern. Sie legten sich hinter einen Erdhügel, ohne sich der Berate­ rin zu zeigen. Anscheinend waren sie ihr vom Kirchdorf her gefolgt. Man hatte den Einsiedler in einen Hinter-halt, in eine gemeine Falle gelockt.
    Huttunen zog sich tiefer in den Wald zurück und verbarg sich hinter einer dicken Fichte. Von dort konnte er das Geschehen an der Landstraße hören und beo­ bachten. Obwohl er vor Sehnsucht zitterte, konnte er nicht zu seiner Geliebten gehen. Die Beschatter lauerten ganz in der Nähe. Sie wischten sich den Schweiß von den Gesichtern und schlugen nach Mücken. Es war anstrengend gewesen, durch die Wälder zu rennen und mit der Beraterin Schritt zu halten, die immerhin auf der glatten Landstraße mit dem Fahrrad fuhr.
    Wußte die Beraterin, daß man ihr gefolgt war? Hatte sie in eine Zusammenarbeit mit den Bauern und der Polizei eingewilligt? Hatte Sanelma Käyrämö sich als Lockvogel hergegeben? Wollte sie ebenfalls, daß Huttu­ nen gefangen und wieder in die Nervenklinik gesteckt wurde, ins Irrenhaus, in dem schwarze Apathie und traurige Untätigkeit herrschten?
    »Gunnar! Lieber Gunnar! Ich bin’s, ich bin da!« Huttunen wagte keinen Laut von sich zu geben. Er
    wagte kaum zu atmen. Er sah, daß Viittavaara eine Flinte dabeihatte. Hielt man ihn für einen Mörder, gegen den man Waffen brauchte…? Wachtmeister Portimo saß wenigstens nur da und rang nach Atem. Doch auch er behielt die Umgebung im Auge. Huttunen verharrte still auf seinem Platz, lag hinter der Fichte und biß sich auf die Lippen. Es zerriß ihm das Herz, die Beraterin rufen zu hören:
    »Gunnar… mein Armer, wo bist du?« Sie wartete lange, doch da der schweigende, finstere
    Wald nicht auf ihre wiederholten Rufe antwortete, stellte sie schließlich einen Proviantkorb ins Gras, deckte ihr Tuch darüber und kehrte traurig auf die Landstraße zurück. Viittavaara sah enttäuscht aus. Er flüsterte Portimo eifrig etwas zu, was Huttunen nicht verstand.
    Mit Tränen in den Augen stieg die Beraterin auf ihr Rad. Huttunen hätte am liebsten mit seiner lautesten Stimme geheult, wütender als der größte Wolf, der grau­ samste Leitwolf. Aber er hielt seinen Mund fest ge­ schlossen. Die Beraterin fuhr in Richtung Kirchdorf davon und verschwand bald in unerreichbarer Ferne.
    Da Viittavaara und Portimo sich der Beraterin nicht gezeigt hatten, kam Huttunen zu der Überzeugung, daß sie nicht an der Intrige beteiligt war. Sie hatte ihn nicht verraten, sondern ihm im Gegenteil Essen gebracht, so, wie sie es vor einer Woche vereinbart hatten. Mit glü­ henden Augen starrte er den Proviantkorb an, den Sa­ nelma Käyrämö für ihn hinterlassen hatte.
    Sowie die Beraterin außer Sichtweite war, stürzte Viit­ tavaara aus seinem Versteck, um den Inhalt des Korbes zu untersuchen. Portimo folgte ihm, blickte ebenfalls unwillkürlich hinein.
    »Menschenskinder, da sind Brot und Speck drin!« brüllte Viittavaara zornig und kippte den Korb aus. Huttunen sah eine Milchflasche und ein paar in Perga­ mentpapier gewickelte Pakete. Der Duft von frischem Weizengebäck wehte zu ihm herüber.
    »Und Kuchen, verflucht noch mal!«
    Viittavaara riß die Pakete auf. Geräucherter Speck, Wurststücke, ein Paket Kaffee und Brot kamen zum Vorschein. Auf dem Boden des Korbes lagen außerdem mehrere Kilo frisches Gemüse, Rüben, Mohrrüben und rote Bete. Schließlich kamen noch Ringelblumen zum Vorschein, die Sanelma Käyrämö zu einem hübschen Strauß zusammengebunden hatte. Viittavaara packte den Strauß und schüttelte ihn drohend gegen den Wald.
    »Und Blumen, verdammt! Den Irren werden auch noch Sträuße in den Wald getragen, was sagt man da­ zu!«
    Portimo sammelte alles wieder ein und legte es in den Korb zurück.
    »Laß gut sein, Viittavaara… Die Beraterin wollte Kun­ nari bestimmt bloß eine Freude machen. Ich finde, wir sollten jetzt gehen, der Huttunen kommt bestimmt nicht mehr.«
    Viittavaara brach sich ein großes Stück vom duften­ den Hefezopf ab und stopfte es in seinen breiten Mund. Nach ein paar Bissen sagte er kauend:
    »Schmeckt! Solche Leckerbissen werden den Wald­ räubern hingetragen, probier mal, Portimo!«
    Portimo verzichtete und wickelte den Hefezopf wieder ins Papier. Er

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