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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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schluchzte Sanelma Käyrä­ mö.
    »Nun, dann sagen wir also, Sie waren hier… meinet­ wegen, um bei mir Rat einzuholen, ob es sich in heutiger Zeit für Privatpersonen lohnt, Ersparnisse in staatlichen Obligationen anzulegen. Offen gesagt, es lohnt sich nicht. Die Koreakonjunktur ist jetzt in eine Phase getre­ ten, in der jedem, der Geld übrig hat, zu raten ist, in Immobilien anzulegen. Die Bodenpreise werden in näch­ ster Zeit spürbar steigen, anders als die Rendite bei staatlichen Obligationen. Alles hängt natürlich davon ab, wie lange der Koreakrieg dauert, doch kann man wohl davon ausgehen, daß es in Asien noch viele Monate keinen Frieden geben wird, jedenfalls nicht vor dem nächsten Sommer. Lassen Sie sich das von mir gesagt sein. Aber jetzt habe ich bereits allgemeiner gesprochen, bitte entschuldigen Sie, Fräulein Käyrämö.«
    So mußte die Klubberaterin die Bank unverrichteter Dinge verlassen. Sie war den Tränen nahe, doch sie beherrschte sich, als sie an den neugierigen Angestellten vorbei zur Tür ging. Erst draußen auf der Landstraße hielt sie ihr Fahrrad an und weinte reichliche und bitte­ re Tränen. Die Bank hatte das Geld ihres lieben Gunnar genommen, und bis zu ihrem eigenen Gehaltstag waren es noch mehr als zwei Wochen.
    22
    Das Reutumoor erstreckte sich über eine ganze Meile und war ein gewaltiges Sumpfmoor, eine endlose Tun­ dra, in der hier und da kleine dunkle Teiche schimmer­ ten. Am westlichen Rand schlängelte sich der kleine Sivakkafluß entlang, und dahinter erhob sich eine be­ waldete Anhöhe, der Reutuberg.
    Dorthin lenkte Huttunen seine Schritte, in diese unberührte Wildnis, eine Meile vom Kirchdorf und eine halbe von der nächsten Landstraße entfernt. Huttunen schleppte seinen Rucksack bis an den Rand des Moores, an eine kleine Krümmung des Sivakkaflusses, wo der Berg zum Fluß abfiel. Hier, am Ausläufer des Berges, war der Boden fest und flechtenbewachsen, doch gleich hinter dem Fluß erstreckte sich der weiche Sumpf. Es war ein ausgezeichneter Lagerplatz, günstig, geschützt und schön. Fern im Sumpf schrien ein paar Kraniche. Im Hintergrund auf dem Gipfel des Berges rauschten die hundertjährigen riesigen Föhren, und im gemächlichen Fluß plätscherte hin und wieder eine Grauforelle oder Äsche.
    Huttunen war auf der Stelle entzückt. Er setzte seine schwere Last ab und erkor die Landzunge in der Fluß­ biegung zu seinem neuen Zuhause.
    An den folgenden Tagen baute er sich auf der Land­ zunge ein festeres Lager. Er fällte am Berghang etliche abgestorbene Kiefern und rollte sie nach unten ins Lager. Dort zerhackte er sie zu Balken von zwei Meter Länge, so daß sie bereitlagen für ein Lagerfeuer, falls es eine kalte, nebelige Nacht geben sollte.
    Als Behausung zimmerte er sich einen stabilen Unter­ stand. Zum Abdecken benutzte er Fichtenzweige, die er mit den Spitzen nach unten befestigte. Darauf kam noch eine Lage schuppenartig geschichteter kleiner Zweige, so daß ein wasserdichtes Dach entstand. Von einer jungen, oberschenkeldicken Birke schnitt er sich ein passendes Ende ab und legte es zum Schutz vor Funkenflug vor den Eingang. Den Boden des Unterstandes bedeckte er etwa zwanzig Zentimeter hoch mit weichem Astmoos. Über das Moos schichtete er die weichen Triebspitzen kleiner Fichten, wobei er die dicksten Zweige entfernte, damit sie ihn beim Schlafen nicht in den Rücken sta­ chen.
    Er wickelte das Sägeblatt aus, schnitzte Griffe zurecht und spannte zwischen ihnen ein Stück Wäscheleine. Dann sägte er hinter dem Unterstand das obere Ende einer stämmigen Kiefer ab, den mannshohen Stamm ließ er stehen. Auf diesen Stamm baute er aus leichten Fichtenhölzern eine kleine Baumhütte mit einer Öff­ nung, durch die der Rucksack paßte. Das war seine Vorratskammer, in der er seine Eßwaren, das Geschirr und den Rucksack verstaute. Ein Stückchen weiter, näher am Fluß, legte er kopfgroße runde Steine im Kreis um die künftige Feuerstätte. Eine biegsame junge Birke diente als elastischer und sich automatisch aufrichten­ der Aufhänger für den Kochtopf. Etwa fünfzig Meter vom Lager entfernt, dort, wo der Reutuberg bereits steil anstieg, an einer Stelle, von der man das weite Moor von einem Rand zum anderen sehen konnte, zimmerte sich Huttunen zwischen zwei Kiefern einen stabilen Abtritt, der aus zwei Balken bestand, einem zum Sitzen und einem als Rückenlehne. Darunter hob er eine fast me­ tertiefe Grube aus. Auf ihren Grund würden von nun

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