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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wurden darin die Vorteile des Fernstudiums gepriesen. Es hieß, »ein tüchtiger und fähiger Geschäftsmann oder eine Geschäftsfrau kann schneller und mit weniger Anstrengung eine gute Position erreichen als die Be­ schäftigten der meisten anderen Branchen«.
    Huttunen dachte an seinen eigenen Beruf als Müller. Es stimmte, daß man sein Brot im Handel leichter ver­ diente als beim Betreiben der uralten Mühle von Suu­ koski, wo es nicht einmal jedes Jahr Brotgetreide zu mahlen gab, wenn zum Beispiel Nachtfröste die Ernte vernichtet hatten. Zur Not konnte er sich von der Schin­ delmaschine ernähren, doch die ließ sich nicht erwei­ tern. Geld für die Errichtung eines Sägewerks besaß er nicht. Jetzt war von neuen elektrischen Mühlen die Rede, wo Korn gemahlen werden konnte, ohne daß der Betreiber einen Anteil an einer Stromschnelle besaß. Insofern mochte ein Berufswechsel durchaus ange­ bracht sein. Doch als der Einsiedler seine Situation überdachte, kamen ihm Zweifel, ob er eine Stelle im Handel finden würde, wenn er doch vogelfrei war und nicht einmal seine eigene Mühle betreiben konnte. An­ dererseits wäre das Studium sicher ein nützlicher Zeit­ vertreib. Die Akademie teilte mit, die Kurse würden ganz und gar schriftlich absolviert. »Teilnahmeberechtigt ist jeder Bürger mit Volksschulabschluß, unabhängig von seinem Wohnort, seinem Alter und der ihm zur Verfu­ gung stehenden Zeit. Unter der Voraussetzung regelmä­ ßiger Postzustellung am Wohnort kann der Teilnehmer immer dann studieren, wenn er Lust hat und sich von seinen übrigen Verpflichtungen freimachen kann.«
    Ein solches Studium schien wie geschaffen für Hut­ tunens derzeitiges Leben. Was spielte es für eine Rolle, wo er studierte, im Wald oder in der Mühle? Piittisjärvi trug ihm die Post in den Wald, und den Herren in der Fernakademie brauchte man nichts davon mitzuteilen.
    Zum Abendessen verspeiste Huttunen ein halbes Birkhuhn mit Moosbeeren. Dann warf er sich auf sein Bett aus Zweigen, den Stutzen behielt er in Reichweite. Vor dem Einschlafen las er noch einmal den Brief der Klubberaterin.
    Vielleicht kommen doch noch wieder bessere Zeiten, wenn Sanelma so heiße Briefe schreibt, dachte Huttu­ nen hoffnungsvoll, ehe er auf den harzig duftenden Tannennadeln einschlief.
    30
    Am Sonntag bekam der Einsiedler Besuch. Briefträger Piittisjärvi und Klubberaterin Käyrämö erschienen im Lager. Vornweg trabte der kleine Mann mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken und umgeben von einem dichten Mückenschwarm, hinter ihm schritt die Klubberaterin, stramm und rotwangig. Beide waren müde vom weiten Weg, die Beraterin war einer Ohn­ macht nahe, aber bei Huttunens Anblick war ihre Mü­ digkeit wie weggeblasen, und sie flog an seinen Hals. Huttunen freute sich so unbändig, daß er nicht anders konnte, als vor Glück aufzuheulen.
    Piittisjärvi wartete ungeduldig, bis die Umarmungen und das Geheul ein Ende hatten. Dann räusperte er sich und fragte in halbamtlichem Ton:
    »Hast du gut gebrannt, Kunnari?«
    Huttunen führte ihn zum Sumpfloch, aus dessen kühlen Tiefen er den Branntweinkrug zog, er öffnete den Deckel und ließ Piittisjärvi schnuppern. Der Briefträger steckte seinen kleinen Kopf in das Gefäß, ein erfreuter Aufschrei war zu hören. Dankbar erklärte er, er habe seinerseits für Huttunen einiges mitgebracht, und zwar fast ebenso lebenswichtige Dinge:
    »Komm mal mit!«
    Sie kehrten ins Lager zurück, wo Sanelma Käyrämö inzwischen Kaffeewasser aufgesetzt hatte. Piittisjärvi leerte seinen Rucksack auf den Nadelboden des Unter­ standes. Allerlei Nützliches kam zum Vorschein: große Mengen Salz und Zucker, ein Paket Kaffee, je eine Tüte Mehl und Graupen, ein Kilo Speck, zwei Kilo Butter, zu guter Letzt noch ein Kohlkopf, mehrere Bund Möhren, Kohlrüben, Schoten, rote Rüben, Sellerie, Blumenkohl und ein paar Kilo neue Kartoffeln!
    Huttunen sah Sanelma Käyrämö zärtlich an. Sie lä­ chelte scheu und glücklich.
    »Denk aber daran, Gunnar, dir das Gemüse zu ko­ chen… Dies hier schmeckt gerieben am besten. Alles ist von deiner eigenen Klubparzelle, außer dem Kohl und dem Sellerie.«
    »Wie soll ich euch bloß danken«, stammelte Huttunen. Er sah auf Piittisjärvis dürftige Gestalt und den großen Warenberg, den er vom Kirchdorf bis hierher geschleppt hatte. »Hat dich bestimmt ‘ne Menge Schweiß gekostet, das ganze Zeug zu tragen«, sagte er zum Briefträger. Der
    spielte seine Mühen mannhaft

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