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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Blish
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christlich aussah. Die Seitenlänge des Quadrats mochte etwa einen halben Meter betragen. Von den vier Kreuzen ausgehend, aber mit diesen nicht verbunden, sah man vier sechszackige Sterne, die sich dem Inneren der beiden konzentrischen Kreise näherten. Den Sternen im Osten, Westen und Süden war jeweils ein Tau eingeschrieben. Das war wahrscheinlich auch bei dem saturnwärts gerichteten Stern der Fall, aber man konnte es nicht sehen, weil das Innere dieses Sterns von etwas bedeckt war, was wie eine fette Pfütze aus glattem Katzenfell aussah.
    Außerhalb der Kreise waren in den vier Windrichtungen vier Pentagramme gezeichnet, in denen, entlang den Linien des eingeschriebenen Fünfecks, die Silben TE TRA GRAM MA TON zu lesen waren. Im Mittelpunkt jedes dieser Pentagramme stand eine Kerze. Am weitesten von alldem entfernt — etwa einen halben Meter außerhalb des Kreises und einen Meter nach Norden hin — befand sich ein kleinerer Kreis, der von einem Dreieck umschlossen war. Auch dieser war innen und außen reich beschrieben. In den drei Winkeln des Dreiecks konnte Baines NI CH EL lesen.
    »Tanisten«, flüsterte Ware und deutete in den Kreis, »nehmt eure Plätze ein.«
    Er selbst schritt auf den langen Tisch zu, den Hess beschrieben hatte, und verschwand in der Düsterkeit, die dort herrschte. Baines ging, wie es ihm befohlen war, in den Kreis und stellte sich in den westlichen Stern. Hess folgte ihm und postierte sich im östlichen. Darauf kroch Ginsberg sehr langsam in den südlichen. Im Norden drehte sich die Fellpfütze einmal entgegen dem Uhrzeigersinn um die eigene Achse und ließ sich dann wieder mit einem beunruhigenden Seufzer nieder. Ginsberg zuckte zusammen. Mit kleiner Verspätung sah nun auch Baines hin. Wahrscheinlich war es nur eine Katze, wie es der magischen Überlieferung entsprach, aber das Biest hier sah eher wie ein fetter Dachs aus. Was immer es aber auch sein mochte, es war einfach obszön dick.
    Jetzt erschien Ware wieder im Lichtkreis. Er trug ein Schwert. Er trat in den Kreis und schloß diesen wieder symbolisch mit der Spitze des Schwertes. Dann ging er zu dem Quadrat in der Mitte und legte dort das Schwert über die Zehen seiner weißen Schuhe. Dann zog er den Stab aus dem Gürtel und wickelte ihn aus der Seide. Das rote Seidengewebe legte er sich um die Schultern.
    »Von nun ab«, sagte er mit ruhiger Alltagsstimme, »darf sich niemand mehr bewegen.«
    Irgendwoher aus den Falten seiner Kleider brachte er einen kleinen Schmelztiegel zum Vorschein, den er neben dem liegenden Schwert zu seinen Füßen hinstellte. Sofort begannen kleine, blaue Flammen aus der Schale zu hüpfen, in die Ware nun Räucherwerk warf. Er sagte:
    »Brandopfer. Brandopfer. Brandopfer.«
    Die Flammen in der Räucherpfanne wurden etwas größer.
    »Wir wollen nun MARCHOSIAS anrufen, einen großen Marquis der absteigenden Hierarchie«, sagte Ware im gleichen ruhigen Plauderton wie vorhin. »Ehe er fiel, gehörte er zum Orden der Beherrschungen unter den Engeln, und er hofft, nach zwölfhundert Jahren zu den Sieben Thronen zurückzukehren. Seine Tugend besteht darin, daß er wahrhaftige Antwort gibt. Steht fest, ihr alle!«
    Mit einer plötzlichen Bewegung steckte Ware das Ende seines Stabes in die Flammen, die aus der Räucherpfanne züngelten. Im gleichen Augenblick hallte die Luft im Saale von einer Reihe langer, unsäglich peinvoller Schmerzenslaute wider. Über das tierische Geheul weg rief Ware mit lauter Stimme:
    »Ich beschwöre dich, großer MARCHOSIAS, als den Diener des Kaisers LUZIFER und seines geliebten Sohnes LUCIFUGE ROFOCALE, unter Berufung auf die Macht, die mir der Pakt mit dir gibt, und im Namen des ADONAY, ELIOM, JEHOVAM, TAGLA, MATHON, ALMOUZIN, ARIOS, PI-
THONA, MAGOTS, SYLPHAE, TABOTS, SALAMANDRAE, GNOMUS, TERRAE, COELIS, GODENS AQUA und im Namen der ganzen Hierarchie höherer Wesenheiten, die dich auch gegen deinen Willen zwingen werden, venite, venite, submiritillor MARCHOSIAS!«
    Der Lärm wurde lauter, und grüner Dampf begann von der Räucherpfanne aufzusteigen. Es roch, als verbrenne jemand Hirschhorn und Fischgalle. Aber sonst gab es keine Antwort. Nun war sein Gesicht weiß und grausam, als Ware den Tumult überkrächzte:
    »Ich beschwöre dich, MARCHOSIAS, getreu dem Pakte, und unter den Namen, erscheine augenblicklich!« Er stieß den Stab ein zweites Mal in die Flammen. Der ganze Raum brüllte auf; aber immer noch manifestierte sich keine Erscheinung.
      »Jetzt beschwöre ich

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