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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Blish
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ausgebrütet und Eva erfunden wurde.«
    Zur Antwort stieß Ware einfach den Stab ins Feuer. Baines fiel benommenen Sinnes auf, daß dieses den Stab nicht einmal versengte. Der Gekrönte aber warf sein bärtiges Haupt in den Nacken und heulte verzweifelt auf. Ware zog den Stab zurück — aber nur um Handbreite.
    »Ich werde tun, wie du befiehlst«, sagte die Erscheinung verstockt. Haß schien von ihr auszuströmen wie glühende Lava.
    »Wird die Tat nicht genau nach meinem Geheiß ausgeführt, so rufe ich dich wieder auf«, sagte Ware. »Ist sie aber ausgeführt, so darfst du zum Lohne den unsterblichen Teil der Person mit dir forttragen, die du in Versuchung führst. Diese Seele ist noch vor den Augen des Himmels makellos und ist von unschätzbarem Wert.«
    »Und doch ist sie nicht genug«, sagte der Dämon, »denn auch du mußt mir etwas von deinem Hort geben, wie es im Pakt geschrieben steht.«
    »Spät nur erinnerst du dich des Paktes«, sagte Ware, »aber ich will gerecht an dir handeln, wissender Marquis. — Hier!«
    Dabei griff er in seine Gewandung und zog etwas Winziges und Farbloses hervor, das im Kerzenlicht kurz aufblinkte. Erst meinte Baines, es sei ein Diamant, aber als Ware es hochhielt, erkannte Baines, daß es eine opalisierende, kristallene Tränenvase war — die winzigste, die er jemals gesehen hatte, Verschluß und Inhalt mit einbegriffen. Dieses kostbare Gefäß warf Ware nun aus dem Kreis heraus der dampfumwallten Gestalt zu. Zu Baines neuerlichem Erstaunen — denn er hatte inzwischen vergessen, daß sich dieses Wesen ja ursprünglich als Tier manifestiert hatte — fing der Gekrönte das Tränenkrüglein geschickt mit dem Munde auf und verschluckte es.
    »Du gibst MARCHOSIAS nur, was seinen Durst noch größer macht«, sagte die Erscheinung. »Habe ich dich erst einmal in der Hölle, Magier, so will ich dich leertrinken, bis du ganz verdorrt und trocken bist, mögen dann deine Tränen auch noch so reichlich fließen.«
    »Deine Drohungen sind leer. Ich bin dir nicht bestimmt, solltest du mich auch dereinst in der Hölle sehen«, sagte Ware. »Genug, undankbares Ungeheuer. Hör auf mit deinem unsinnigen Geschwätz und mach dich lieber an die Ausführung deines Auftrags. Ich entlasse dich hiermit!«
    Der Gekrönte knurrte und verwandelte sich dann plötzlich in die Gestalt, in der er sich zuerst gezeigt hatte. Diese erbrach eine große Flammenzunge, aber die Lohe durchdrang die Wand des Dreiecks nicht. Statt dessen sammelte sie sich wie ein Kugelblitz um den Dämon selbst. Dennoch konnte Baines im Gesicht die von der Erscheinung abgestrahlte Hitze fühlen.
    Ware hob seinen Stab.
    Innerhalb des kleinen Kreises verschwand der Fußboden. Die Erscheinung schlug die ehernen Schwingen zusammen und stürzte in die Tiefe wie ein Stein. Mit einem furchtbaren Donnerschlag war der Boden plötzlich wieder fugenlos heil.
    Dann herrschte Stille. Das Klingen in Baines Ohren klang ab, und ein fernes Geräusch wurde für ihn hörbar. Es klang, als hätte jemand draußen auf der Straße vor dem Palazzo ein Auto mit laufendem Motor abgestellt. Dann erst kam ihm zu Bewußtsein, was es war: Die riesige Katze schnurrte. Sie hatte den Vorgängen mit wenig mehr als ernstem Interesse zugesehen. Das hatte offenbar auch Hess getan. Ginsberg schien nervös und zittrig, aber er hielt sich tapfer. Obwohl er noch nie gesehen hatte, daß irgend etwas Jack aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, konnte Baines es ihm nicht verargen. Er selbst fühlte Übelkeit und Schwindel, als wäre die bloße Anstrengung, MARCHOSIAS von Angesicht zu sehen, damit zu vergleichen, als klimme man tagelang irgendeinen Gletscher des Himalaja hinan.
    »Es ist vorbei«, flüsterte Ware. Seine Worte waren wie Asche. Er sah plötzlich sehr alt aus. — Dann nahm er sein Schwert auf und durchschnitt damit das Diagramm. »Nun müssen wir warten. Ich werde zwei Wochen lang in Abgeschiedenheit verharren. Dann treffen wir einander wieder. Der Kreis ist offen. Ihr könnt gehen.«
    Pater Domenico hatte den Donnerschlag vernommen, fern und gedämpft allerdings, und doch wußte er, daß die ›Aussendung‹ vollzogen war. Und er wußte auch, daß es ihm, wie schon vordem, verboten war, auch nur für die Seele des Opfers zu beten (oder des ›Patienten‹, um bei Wares aseptischer aristotelischer Terminologie zu bleiben). Er setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. In der schwülen, unheilträchtigen Luft fiel ihm das Atmen schwer. Unsicheren

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